Einführung in das Buch des Propheten Jesaja - Teil 14/15 –

Jesaja 61-64

 

 

Roger Liebi

10.11.2012

Bibelstudientag: Herznach, Schweiz

ID 23342

 

 

Da wollen wir zu Beginn noch miteinander beten.

 

Herr Jesus, wir danken dir, dass wir heute Nachtmittag miteinander wieder einige Kapitel im Buch Jesaja studieren dürfen. Und wir wissen, dass wir dadrin deine Herrlichkeit finden werden. Und so bitten wir dich, dass du jetzt diese Zeit segnest, wo wir so in Frieden, in Ruhe zusammen sind, dass du unsere inneren Augen auf dich richtest, dass du uns so groß wirst und dass die Pläne des Vaters mit dieser Welt uns auch groß und wertvoll werden. Und dass wir sehen Herr Jesus, dass du das Zentrum all dieser Pläne bist und dass dir alle Ehre gehört. Amen.

 

Wir sind bald am Ende mit Jesaja. Heute wollen wir die Kapitel 61 bis 64 betrachten und dann bleibt noch ein Bibelstudientag, um zum Ende der 66 Kapitel zu kommen. Und wir sind ja da ziemlich Vers für Vers durchge­gangen. Ein gewaltiger Reichtum findet sich in dieser einen Rolle. Jetzt lese ich aus Kapitel 61 ab Vers 1:

1 Der Geist des Herrn, des Ewigen, ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen, weil er mich gesandt hat, um zu verbinden, die gebrochenen Herzens sind, Freiheit auszurufen den Gefangenen und Öffnung des Kerkers den Gebundenen; 2 um auszurufen das Jahr der Annehmung des HERRN und den Tag der Rache unseres Gottes und zu trösten alle Trauernden; 3 um den Trauernden Zions aufzusetzen und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer, ein Ruhmesgewand statt eines verzagten Geistes; damit sie genannt werden „Terebinthen der Gerechtigkeit, eine Pflanzung des Ewigen“, zu seiner Verherr­lichung.

Zunächst mal bis hierhin. Hier hören wir die Stimme des Messias im AT. Er verkündet Gottes Gnade und Gottes Gericht. Wir haben ja in Jesaja bereits vier messianische Gottesknechtgedichte gefunden: Kapitel 42, 1-9, wo Gott über den Messias sagt: Siehe mein Knecht. Dann Jesaja 49, 1-13, wo der Messias speziell Europa anspricht. Dort haben wir gesehen, das Kapitel richtet sich ganz speziell an die ijim, die Inseln. Aber das hebräische Wort ijim, haben wir damals gesehen, bezeichnet speziell die Inseln des mittelländischen Meeres auf der europäischen Seite zusammen mit den Küsten von der Türkei bis nach Spanien. So ist ijim ganz speziell Europa im AT. Und der Messias spricht dort Europa ganz speziell an, als den Kontinent aus allen 5 Kontinenten, der eine ganz besondere Beziehung zu dem Messias bekommen sollte. Und dann haben wir auch Kapitel 50 betrachtet, wo der Messias spricht über seine Geißelung und Misshandlung. Und schließlich das bekannteste: Jesaja 53, eigentlich Jesaja 52 Vers 13 bis 53 am Schluss. Das bekannteste dieser Gottesknecht­gedichte, das auch in missionarischer Hinsicht von besonderer Bedeutung ist, denn wohl die meisten Messias gläubigen Juden – man rechnet heute mit etwa 400 bis 500.000 Bekehrten weltweit, natürlich nicht in Israel, sondern welt­weit. Und die meisten sind in den USA und Kanada. Aber die meisten werden wohl bezeugen, dass dieses Kapitel eine Schlüsselstelle war für ihre Bekehrung. Aber wir haben gesehen: Dieses Kapitel ist nicht nur wichtig zur Bekehrung von Juden, sondern in Apostelgeschichte 8, 26-40 sehen wir, wie ein Afrikaner aus Schwarzafrika durch dieses Kapitel zum Glauben kam an den Retter. Und dann ging er zurück mit der Jesajarolle nach Schwarzafrika. Und jetzt schließlich eben Jesaja 61, 1-3, das letzte in dieser 5er Serie. Und die Auslegung finden wir so wunderbar im NT in Lukas 4, wo der Herr Jesus in der Zeit seines öffentlichen Dienstes wieder zurückkam nach Nazareth, wo er die

meiste Zeit seines Lebens hier auf Erden verbracht hatte. Ich lese aus Lukas 4 ab Vers 14:

14 Und Jesus kehrte in der Kraft des Geistes nach Galiläa zurück, und das Gerücht über ihn ging aus durch die ganze Umgegend. 15 Und er lehrte in ihren Synagogen, geehrt von allen. 16 Und er kam nach Nazareth, wo er erzogen war; und er ging nach seiner Gewohnheit am Sabbattag in die Synagoge und stand auf, um vorzulesen.

Ich muss erklären. Der Synagogengottesdienst damals im ganzen Land Israel lief so ab: Man verlas zuerst einen Abschnitt aus der Tora. Die 5 Bücher Mose waren damals so eingeteilt in Abschnitte, dass man innerhalb von 3 Jahren einmal durch alle 5 Bücher Mose hindurchkam. Erst später in der Geschichte des Judentums hat man die Paraschot, die Abschnitte, verlängert. Heute sind sie so eingerichtet, dass man einmal in einem Jahr durch alle 5 Bücher Mose hindurchkommt. Und das war die grundlegende Lesung. Und dann wurden in einem zweiten Teil Abschnitte aus den Propheten verlesen. Und jetzt sehen wir, das war also jetzt der zweite Teil. Jetzt kam die Prophetenverlesung und da steht der Herr Jesus auf. Vers 17:

17 Und es wurde ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht; [Buch meint natürlich eine Rolle. Das Wort wurde benutzt auch für die Rollen.] und als er das Buch aufgerollt hatte, fand er die Stelle, wo geschrieben war:

Er hat das also aufgerollt, all die Kapitel durch, ja. Die Kapiteleinteilung gab's noch nicht. Das war viel schwieriger, einen Abschnitt zu finden damals als heute, wo man die Kapiteleinteilung und sogar Verseinteilung hat. Das kam erst viel später dazu. Und er hat dann die Stelle, die wir heute als Jesaja 61 bezeichnen, aufgeschlagen und er liest:

18 „ Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, Armen gute Botschaft zu verkündigen; er hat mich gesandt, Gefangenen Befreiung auszurufen und Blinden das Gesicht, Zerschlagene in Freiheit hinzusenden, 19 auszurufen das angenehme Jahr des Herrn.“ 20 Und als er das Buch zugerollt hatte, gab er es dem Diener zurück und setzte sich;

Ich muss erklären. Es ist bis zum heutigen Tag so, wenn man das Wort Gottes lehrt in der Synagoge, dann steht man nicht. Wir sind das so gewohnt, dass man normalerweise steht beim Lehren. Aber in der Synagoge war das damals und bis heute so, dass man sitzt beim Lehren. Und darum setzt sich der Herr hin. Wir kennen vielleicht auch Lukas 5, wo der Herr Jesus in ein Boot ging und die Leute am Ufer lehrte. Und da steht: Er setzte sich in dem Boot und lehrte die Volksmenge. Das war ganz normal, so wie man es auch in der Synagoge machte. Und auch bei der Bergpredigt Matthäus 5 sehen wir, wie der Herr Jesus auf dem Berg war und er hat sich gesetzt und dann die Volksmenge gelehrt. Also darum nach der Lesung setzt er sich und jetzt kommt die Lehre, die Auslegung:

20 … und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet. 21 Er fing aber an, zu ihnen zu sagen: Heute ist diese Schrift vor euren Ohren erfüllt. 22 Und alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Munde hervorgingen; und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs? Usw.

Also der Herr erklärt, dass diese Worte sich auf ihn beziehen. Er ist es, der gesalbt ist mit dem Heiligen Geist. Und da nimmt er Bezug auf diese Salbung, die geschehen ist am Jordan. Als er sich von Johannes dem Täufer hat taufen lassen, da kam der Heilige Geist auf ihn als Menschen. Der Herr Jesus ist wirklicher Mensch geworden. Und dort am Jordan wurde er gesalbt für den Dienst, der 3 Jahre des öffentlichen Predigens. Und das zeigt uns also: Hier in Kapitel 61 von Jesaja spricht Jesus Christus selbst:

1 Der Geist des Herrn, des Ewigen, ist auf mir, weil der Ewige mich gesalbt hat,

Und dann kommt eben diese ganze Auflistung, wie er kommen sollte, um den Menschen in Not den Ausweg aus der Gefangenschaft der Sünde und der Knechtschaft Satans zu weisen. Und interessant ist: In Lukas 4 ist das Zitat nur wiedergegeben bis zum dem Punkt, wo da in Jesaja 61, 2 steht: um auszurufen das Jahr der Annehmung des Herrn. Und dann geht es nicht mehr weiter, wo steht: und den Tag der Rache unseres Gottes. Und wir haben gesehen: Die Menschen in der Synagoge, sie geben alle Zeugnis von den Worten der Gnade. Der Herr Jesus sagt: Jetzt ist diese Zeit gekommen, die da genannt wird 'das Jahr der Annehmung des Herrn' oder wie es in Lukas 4 wiedergegeben ist 'das angenehme Jahr des Herrn'. Dieser Ausdruck ist eine Anspielung auf 3. Mose 25, wo es um die Gesetzgebung geht über das Jubeljahr. Nicht wahr, Gott hat das dort so festgelegt: Die Israeliten mussten in einem 7-Jahr-Zyklus rechnen. Alle 7 Jahre war ein Sabbatjahr. Da musste man die Felder brach liegen lassen, damit sie sich wieder erholen konnten. Das war also das 7. Jahr, das Sabbatjahr. Das war damit auch – kann man sagen – ein gewisses Jahr der Ruhe für alle Bauern. Und die meisten waren ja eben Bauern in Israel in der Zeit des Alten Testaments. Und das war natürlich auch eine Einrichtung zugunsten der Gesundheit, ja. Nicht nur musste Israel jeden 7. Tag ruhen, sondern auch alle 7 Jahre gab es beruflich eine ganz deutliche Rückstufung.

Und dann wird dort in 3. Mose 25 erklärt: Aber alle 7 x 7 Jahre kommt dann die Ausrufung des Jubeljahres. Das war das Jahr der Befreiung, der Erlösung. Ich muss erklären: Die Wirtschaft Israels von Gott geordnet für sein Volk war ganz speziell, erhaben über jeglichen Kapitalismus und auch über jeglichen Kommunismus. Es war nämlich so: Jede Familie bekam Grundeigentum im Land Kanaan. Nicht wahr, nachdem unter Josua das Land erobert worden war, wurde es verteilt unter die 12 Stämme und jede Familie bekam Grundeigen­tum. Das zeigt uns grundsätzlich: Gott will Privatbesitz. Wenn die Sozialisten gelehrt haben, Eigentum ist Diebstahl, dann ist das eine Lüge, ist eine Auflehnung gegen Gottes Gedanken. Gott will Privateigentum und er schützt es sogar durch die 10 Gebote, wenn es heißt: Du sollst nicht stehlen. Und im zehnten Gebot: Du sollst nicht begehren, was deines Nächsten ist. Und da kommt noch eine Aufzählung, was das alles umfasst. Also grundsätzlich: Gott will Privateigentum. Kommunismus ist unbiblisch. Aber jetzt konnte es sein, dass es Missernte gab, Krankheit, Feuersbrunst usw., so dass gewisse Familien in Not kamen. Und dann konnten sie ihr Land verkaufen und dadurch konnten sie Geld oder Kaufkraft freisetzen in der Not. Aber Gott hat einen Riegel geschoben. Das sollte nicht dazu führen, dass eine Masse von mittellosen Leuten entsteht und andere, die konnten immer mehr Privateigentum anhäufen und immer größere Großgrundbesitzer werden. Es war nämlich so eben: Nach 50 Jahren – nach 7 x 7 Jahren – wurde das Jahr der Freiheit mit dem Schofarhorn geblasen am Anfang des Jahres – das neue Jahr ist ja im Herbst nach dem biblischen Kalender – wurde das Jahr der Befreiung geblasen und dann mussten all diese verarmten Familien wieder in den Besitz ihres ursprünglichen Grund und Bodens zurückkehren. Also damit konnten die Großgrundbesitzer nicht beliebig expandieren. Und es konnte kein verarmtes Proletariat entstehen. Es ist wunderbar, wie das eingerichtet war. Und damit war natürlich auch gesichert: Je näher man zum Jubeljahr kam, desto weniger wert war der Boden. Ja. Das gab natürlich eine deutliche Wertschwankung, je nachdem wo man im Bezug auf das Jubeljahr stand. Aber dann kam dieses Jubeljahr. Das war eben ein Jahr der Freude, wo verarmte Familien, die in Not waren, wieder zurückkehrten zu dem Grundeigentum, das Gott ihnen zugedacht hatte.

Aber wir sehen jetzt in Jesaja 61: Das hat Gott so eingerichtet als ein prophetisches Bild. Das sollte zeigen: Wenn einmal der Messias kommt, dann wird er ein Jubeljahr ausrufen. Dieses Schofarhorn, mit dem das angekündigt wurde, das spricht von dem Messias, der mit Autorität und Macht Befreiung verkündigen wird. Aber jetzt im geistlichen Bereich. Wenn hier gesprochen wird über die, die gebunden sind im Kerker, dann ist gemeint, die Menschen, die gebunden sind an die Sünde und an Satan, die werden durch den Messias frei gebracht werden. Und nicht wahr, das Schofarhorn, das spricht ja von Autorität und Kraft. Man muss mal mit einem Schofarhorn ein bisschen auf den Kopf schlagen, dann merkt man, warum ein Schofarhorn von Autorität und Stärke spricht, ja. Oder man muss mal mit einem männlichen Schaf einen Konflikt bekommen, dann merkt man es auch. Und so hat sich das also erfüllt, als der Herr Jesus in Nazareth verkündigt hat, jetzt sind diese Worte erfüllt. Jetzt ist der Retter da und jeder kann befreit werden von Schuld und Sünde und Gebundenheit an die Macht der Finsternis. Und die Menschen waren überwältigt. Aber interessant: Eben sie waren überwältigt über die Worte der Gnade. Denn der Herr hat dieses Wort 'den Tag der Rache' eben nicht das ausgeführt, sondern 'das Jahr der Annehmung'. Merken wir den Unterschied: 'das Jahr der Annehmung' und dann 'den Tag der Rache', der ist kürzer. Der Tag der Rache meint nämlich prophetisch nur gerade die letzten Jahre, bevor Jesus Christus als Messias und Richter der Welt wiederkommen wird. Die große Drangsalszeit wird bezeichnet in der Bibel an vielen Stellen als der 'jom Adonai' – 'der Tag des Herrn'. Das ist der Tag des Gerichts und des Wolkendunkels, wo Gottes Gericht die ganze Erde treffen wird. Ich habe hier auf dem Blatt alle Stellen angegeben, wo dieser Tag des Herrn im AT beschrieben wird an so vielen Stellen: Jesaja, Hesekiel, Joel, Amos, Obadja, Zephania – sehr oft –, Maleachi. Und auch im NT wird er erwähnt.

Übrigens darf man ihn aber nicht verwechseln mit dem Tag des Herrn in Offenbarung 1 Vers 10, wo Johannes sagt: Am Tag des Herrn war ich im Geist. Da bekam er die Offenbarung. Und dieser Ausdruck ist ganz anders im Griechischen als in den Stellen Apostelgeschichte 2, 20, 1. Thessalonicher 5, 2 usw., wo der Tag des Herrn als Gerichtszeit erwähnt wird. Der Ausdruck in Offenbarung 1, 10 he kyriake hemera kommt nur da vor in der Bibel. Und das heißt: der dem Herrn gehörende Tag. Das ist ein Tag in der Woche, der ganz besonders dem Herrn geweiht ist. Und das ist von der frühesten Christen­heit – das kann man auch belegen anhand von Schriften bis in die frühe Christenheit – das war immer die Bezeichnung des ersten Tages der Woche. Die Bibel spricht nicht von dem Sonntag, aber von dem ersten Tag der Woche. Das war der Tag, an dem der Herr Jesus auferstanden ist als Sieger. Das ist auch der Tag, mit dem die Bibel beginnt. Nicht wahr, die Bibel beginnt mit dem Sonntag. Aber sie sagt eben nicht Sonntag, sondern sie sagt 'der erste Tag'. Das war der Tag, an dem Gott die Welt ins Dasein rief: Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und der erste Tag der Woche war eben auch der Tag, an dem Gott Leben aus den Toten gewirkt hat, wo der Herr Jesus auferstanden ist, um nie mehr zu sterben, wo sein Sieg offenbar wurde für alle Ewigkeit. Und darum ist der Tag des Herrn im NT dann der Tag geworden, an dem sich die Christen ganz speziell versammelt haben. Drum sehen wir in Apostelgeschichte 20: Als wir versammelt waren – schreibt Lukas – am ersten Tag der Woche, um Brot zu brechen. Das war der spezielle Tag des Zusammen­kommens. Also das war nur so eine Zwischenbemerkung, eben damit man keine Verwechslung macht mit diesem Tag des Gerichts, dem Tag des Herrn oder hier in Jesaja: der Tag der Rache unseres Gottes.

Nun, der Herr Jesus kam das erste Mal, um Gnade zu bringen und nicht das Gericht. Er kam als Heiland der Welt. Und erst das zweite Mal wird er kommen als der Richter der Welt. Und darum hat er da in Nazareth betont: um auszurufen das Jahr der Annehmung des Herrn. Und die Leute sind erstaunt über diese Worte der Gnade, nicht des Gerichts. Und nun: Dieses Jubeljahr war also ein prophetisches Bild auf diese Zeit, wo Gott den Menschen in einer ganz besonderen Weise seine Gnade offenbaren würde, wenn der Messias das erste Mal kommt, eben als der leidende Messias, der für unsere Sünden sterben musste, wie wir das in Jesaja 53 gefunden haben; der das Problem der Sünde löst und dann als Sieger aufersteht. Wir haben die Auferstehung gefunden in Jesaja 53. Und so können wir sagen: Die Epoche, in der wir leben, die Epoche, in der das Evangelium in allen 5 Kontinenten verkündigt wurde, – und noch mehr – allen Nationen verkündigt worden ist, das ist die Epoche, in der wir jetzt leben. Das bezeichnen wir als 'die Zeit der Gnade'. Und da ist eben Wirklichkeit geworden, was wir schon in Jesaja 49 gefunden haben, wo Gott dem Messias sagt, ich lese nochmals 49 Vers 6 am Schluss:

6 … Ich habe dich auch zum Licht der Nationen gesetzt, um mein Heil zu sein bis an das Ende der Erde.

Und wir haben ja schon gesehen: Das Ende der Erde, das ist das Festland der Erde, das vom Land Israel, das Gott als Mittelpunkt der Welt betrachtet (Hesekiel 5, 5), am weitesten entfernt ist. Also wenn man nach Patagonien geht, nach Argentinien oder Chile, da ist man am Ende der Welt. Oder wenn man nach China geht oder auf die Philippinen, da ist man am Ende der Welt. Oder nach Neuseeland und nach Südafrika oder nach Alaska, das ist alles das Ende der Welt. Oder nach Skandinavien, das hört einmal auf oder, mal ist Schluss mit weiterreisen. Nicht wahr, wenn man nach San Francisco geht und noch weiter, dann ist man schon wieder auf dem Heimweg. Und so ist eben 'bis an die Enden der Erde' … das heißt bis zu den entferntesten Teilen des Festlandes. Und so ist es heute, dass alle Nationen der Welt – nicht alle Stämme, nicht einmal alle Völker, … Nicht wahr, man unterscheidet etwa 10.000 verschiedene Völker. Indien besteht aus vielen Völkern. Russland auch usw., aber alle Nationen sind erreicht. Und das hatte der Herr Jesus in Matthäus 24 vorausgesagt: Das Evangelium des Reiches wird verkündigt werden allen Nationen – Griechisch ethnos, nicht Völker, das wäre laoi, laos Mehrzahl laoi. Er benutzt das Wort ethnos und das ist die größte Einheit, größer als Volk. Und in unserer Zeit sind jetzt alle Nationen erreicht worden und alle werden gleichzeitig mit dem Evangelium bedient. Dann sagt der Herr Jesus: Und dann wird das Ende kommen. Das Ende, das ist eben eine Bezeichnung für diesen letzten Abschnitt, für diese Jahre grad vor der Wiederkunft Christi, die große Drangsal, der Tag des Herrn. Ja, so leben wir in einer ganz wunderbaren Zeit: Es ist eben das Jahr der Annehmung des Herrn, wo Gott Menschen aus allen Völkern annimmt, die kommen und ihre persönliche Schuld bekennen und glauben, dass der Messias, der Herr Jesus, für ihre Sünden am Kreuz gestorben ist nach Jesaja 53.

Wir haben in 2. Korinther 6 noch einen ganz besonderen Ausdruck in dem Zusammenhang. 2. Korinther 6, 2 am Schluss, dort heißt es:

2 … Siehe, jetzt ist die wohlangenehme Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heils;

Also hier wird unsere Epoche genannt 'der Tag des Heils' und in Jesaja 61 und Lukas 4 'das Jahr der Annehmung'. Aber eben, wenn wir jetzt Jesaja 61 weiter studieren, sehen wir: Das ist eine Sache das erste Kommen des Herrn, um Gnade zu bringen als Heiland der Welt. Aber wir müssen auch die andere Seite betonen 'und den Tag der Rache unseres Gottes'. Das Gericht kommt auch. Der Richter der Welt wird bald kommen. Wir leben in der Endzeit, eben in dieser Zeit, wo das Evangelium nun alle Nationen erreicht hat. Und dann wird weiter erklärt, der Messias sagt: und zu trösten alle Trauernden; um den Trauernden Zions aufzusetzen und ihnen zu geben Kopfschmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauer usw. Also der Messias wird kommen als Richter der Welt – Tag der Rache – aber es ist die Zeit, wo Zion, Jerusalem, schließlich befreit und die größte Herrlichkeit seiner Geschichte erleben wird. Jerusalem wird aus aller Not herausgeführt werden und wird dann, wenn der Herr Jesus als König der Welt hier auf Erden herrschen wird, wird Jerusalem die Hauptstadt der Welt sein, diese Stadt am Knotenpunkt der 3 Kontinente Europa, Asien und Afrika. Und dann wird von dieser Endzeit gesagt in Vers 4:

4 Und sie werden die uralten Trümmer aufbauen, die Verwüstungen der Vorzeit aufrichten; und sie werden die verödeten Städte erneuern, was wüst lag von Geschlecht zu Geschlecht.

Nun muss uns klar sein: Die Endzeit beginnt nicht erst mit dem Tag der Rache, sondern die Endzeit – das haben wir immer wieder gesehen – beginnt mit dem, dass Gott sein unter alle Völker zerstreutes Volk Israel wieder heimführt ins Land der Väter. Ich hab das schon so viele Male gesagt: Das hat begonnen 1882, als die erste Einwanderungswelle damals aus Russland stattfand. Und dann kam die zweite, die dritte, die vierte usw. bis heute, dass 3 Millionen aus etwas 130 Ländern zurückgekehrt sind. Und was haben sie gemacht? Sie haben begonnen, alttestamentliche Städte wieder neu aufzubauen. Und für uns sind das jetzt moderne Städte mit pulsierendem Leben. Aber eben, das geht weiter. Die Endzeit ist nicht nur die Zeit von 1882 bis heute, sondern das geht weiter bis zur Entrückung der Gemeinde, die jeden Tag geschehen könnte Und dann danach, wenn eine Erweckung stattfinden wird in Israel, dass der Über­rest Israels sich bekehren wird zum Messias und dann wird die große Drangsalszeit kommen, der Antichrist tritt auf usw. – bis schließlich Jesus Christus als König der Welt und Richter der Welt wiederkommt. Und so bezieht sich das hier eben bereits auf die heutige Zeit, aber geht dann weiter, weiter, über das hinaus. Und in diesen Versen geht’s bis ins 1000jährige Reich. Also das Land Israel war wirklich ein heruntergekommenes Land, in aller Munde einfach Palästina genannt, aber wirklich runtergekommen. Nicht wahr, als Mark Twain Palästina besuchte in den 1860er Jahren, hat er später in seinem Buch 'Unsträflich im Ausland' geschrieben von diesem Land: „Es ist spärlich bewohnt. Es hat nichts Liebliches für das Auge. Es ist ein Land ohne Perspektive, gebrochen, ohne Hoffnung.“ Und es entspricht genau dem: Sie werden die uralten Trümmer aufbauen, die Verwüstungen der Vorzeit aufrichten und sie werden die verödeten Städte erneuern, was wüst lag von Generation zu Generation. Es ist so geschehen. In den vergangenen 2000 Jah­ren war das so. Aber dann wird weiter erklärt, was alles noch kommen wird:

5 Und Fremdlinge werden dastehen und eure Herden weiden, und Söhne der Fremde werden eure Ackerleute und eure Weingärtner sein.

Natürlich könnte man sagen: Ja das sind all diese Ausländer, die gekommen sind, um in den Kibbuzim zu helfen. Aber das geht viel weiter, denn wir sehen bereits ein erneuertes Israel. In Vers 6 steht:

6 Ihr aber, ihr werdet Priester des HERRN genannt werden; Diener unseres Gottes wird man euch heißen. Ihr werdet der Nationen Reichtümer genießen und in ihre Herrlichkeit eintreten.

Nicht wahr, das ist noch nicht so. Das Volk Israel wird heute gesammelt zurück ins Land. Aber die meisten sind nicht bekehrt. Aber das musste so sein, denn in Hesekiel 36 steht, dass Gott sein Volk in einem unreinen Zustand zurück­führt. Und erst, wenn sie dann im Land sind, wird er sie reinigen. Und das wird geschehen nach der Entrückung der Gemeinde. Also wenn die heute geschehen würde, dann würde das gerade in der nächsten Zeit geschehen, dass es in Israel eine Erweckung gibt, dass zuerst 144.000 zum Glauben kommen werden und die werden dann evangelisieren und schließlich – durch die Drangsal hindurch – wird 1/3 der Bevölkerung sich bekehren. Denn in Sacharja 13, 8 steht, dass in der großen Drangsal, das heißt in den 3½ Jahren vor der Wiederkunft Christi, da werden 2/3 der Bevölkerung in Israel ums Leben kommen und 1/3 wird in dieser Not sich bekehren und zu Gott rufen und er wird befreit werden, wenn der Herr Jesus dann kommt auf dem Ölberg und sein Volk befreit. Und dann wird das eben wahr sein: Ihr aber, ihr werdet Priester des Herrn genannt werden; Diener unseres Gottes wird man euch heißen. Israel wird eine Sonderstellung einnehmen unter allen Völkern. Das ist heute nicht so. In Galater 3 lesen wir ganz klar, was gilt für die Zeit der Gnade, die Zeit der Gemeinde: Da ist nicht Jude, noch Grieche, sondern ihr seid einer in Christus. Also man ist nicht etwas Spezielles, wenn man jüdische Abstammung hat. Das hat im Bezug auf die Stellung in der Gemeinde überhaupt keine Bedeutung. Und das muss man immer wieder neu betonen. Aber nach der Entrückung wird Israel als das irdische Volk wieder eine Sonderstellung bekommen, so wie es in Römer 11 heißt: und alsdann wird ganz Israel gerettet werden. Gut, wobei ganz Israel, das ist dann 1/3, der überlebt. Wenn 2/3 umkommen, dann wird 1/3 ganz Israel sein. Also da muss man schon tief durchatmen. Nur, wenn man wissen könnte, 1/3 der Schweiz wird gerettet werden, dann könnte man tief aufatmen. Ja. Ich lese weiter:

7 Anstatt eurer Schmach

Ha, wenn wir denken, das ist 700 v. Chr. geschrieben worden. Da ist all das noch nicht geschehen, all diese Verlästerung der Juden bis in unsere Zeit. Es ist alles nicht geschehen damals. Aber Jesaja schreibt schon, wie dann, wenn die Endzeit eben da ist und der Messias kommen wird, dann wird die Schmach den Juden weggenommen werden. Merken wir, wie viel prophetisches Gewicht darin liegt?

7 Anstatt eurer Schmach werdet ihr das Doppelte haben, und anstatt der Schande werden sie jubeln über ihr Teil; darum werden sie in ihrem Lande das Doppelte besitzen, werden ewige Freude haben. 8 Denn ich, der Ewige, liebe das Recht, ich hasse den frevelhaften Raub; und ich werde ihnen ihre Belohnung getreulich geben und einen ewigen Bund mit ihnen schließen. 9 Und ihr Same wird bekannt werden unter den Nationen und ihre Sprösslinge inmitten der Völker: Alle, die sie sehen, werden sie erkennen, dass sie ein Same sind, den der HERR gesegnet hat.

Also hier wird gesagt: Gott wird mit Israel einen ewigen Bund schließen. Das ist der neue Bund. In Jeremia 31, 31 sagt Gott, dass er dann in der Zeit des Messias mit Israel, mit dem 12stämmigen Volk Israel, nämlich mit dem Haus Israel und mit dem Haus Juda – die 10 und die 2 Stämme – wird einen Bund schließen, einen neuen Bund. Und jetzt sehen wir auch gleich, dass der neue Bund, der wird nicht mit der Gemeinde geschlossen, sondern mit Israel. Und das ist dieser ewige Bund. Aber ich habe trotzdem eine gute Nachricht: Denn die Grundlage dieses Bundes hat der Herr Jesus bereits gelegt, als er das erste Mal kam und sein Blut gegeben hat. Als er das Abendmahl einsetzte am Vorabend der Kreuzigung hat er erklärt im Zusammenhang mit diesem Kelch: Das ist das Blut des neuen Bundes. Also das Blut, auf dessen Grundlage dieser Bund einmal geschlossen wird mit Israel, das wurde da, als der Herr Jesus das  erste Mal kam, wurde die Grundlage des Bundes gelegt. Und aus diesem geflossenen Bundesblut, erklärt uns Jeremia 31, entsteht gewaltiger Segen. Gott spricht z.B. darüber in Jeremia 31, 31, dass er ihnen dann ein neues Herz geben wird. Das heißt, da wird die Wiedergeburt wirken. Aber das haben wir Gläubige der Gemeinde heute schon jetzt. Alles, was dort aufgezählt wird, auch, dass Gott sagt, ich werde ihnen alle ihre Sünden vergeben und nie mehr gedenken, das haben wir alles auch. Das heißt, obwohl der Bund nicht mit der Gemeinde geschlossen wird, sondern mit Israel, haben wir bereits alle Bundes­segnungen bekommen. Und unter uns gesagt, noch viel mehr dazu. Ja. So, wie es in Epheser 1, 3 steht: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus, wie er uns auch auserwählt hat in ihm vor Grundlegung der Welt usw. Jede geistliche Segnung. Ja. Aber wichtig: Der Bund ist nicht mit der Gemeinde geschlossen, sondern er wird, wie es auch hier wieder bestätigt wird und an vielen anderen Stellen … Dieser neue Bund wird an vielen Stellen im AT schon erwähnt, immer mit Israel. Aber der Apostel Paulus sagt in 2. Korinther 3: Wir sind Diener des neuen Bundes. Das heißt: Wenn wir das Evangelium heute verkündigen weltweit und Menschen zum Glauben kommen, zur Bekehrung kommen, dann werden sie wiedergeboren, sie bekommen ein neues Herz und sie bekommen völlige Sündenvergebung und völlige Entlastung. Eben es ist das Jahr der Annehmung, wo aller Druck der Sünde und der Herrschaft Satans weggenommen wird. Und so sind wir Diener des neuen Bundes, denn wir verbreiten weltweit die Segnungen des neuen Bundes. Aber nichts desto trotz bleibt, dass Gott diesen Bund mit Israel am Anfang des 1000jährigen Reiches schließen wird. Und dann in Vers 10 sehen wir, wie das erneuerte Israel jubelt. Und das können wir natürlich wunderbar auf uns anwenden. Ich lese nochmals:

10 Hoch erfreue ich mich in dem HERRN; meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils, den Mantel der Gerechtigkeit mir umgetan, wie ein Bräutigam den Kopf­schmuck nach Priesterart anlegt und wie eine Braut sich schmückt mit ihrem Geschmeide. 11 Denn wie die Erde ihr Gespross hervorbringt und

wie ein Garten sein Gesätes aufsprossen lässt, also wird der Herr, der Ewige, Gerechtigkeit und Ruhm aufsprossen lassen vor allen Nationen.

Also diese wunderbaren Aussagen können wir ganz persönlich auf uns über­tragen. Es ist einfach wichtig bei der Bibelauslegung, dass wir zuerst sehen, die direkte Auslegung bezieht sich auf Israel, aber die Anwendung, die Über­tragung, bezieht sich auf uns. Wir können sagen: Hoch erfreue ich mich in dem Herrn; meine Seele soll frohlocken in meinem Gott! Denn er hat mich bekleidet mit Kleidern des Heils.

In vielen Gemeinden hat man sich das angewöhnt, wenn man singt, dass der Gemeindegesang so ist, dass jeder nur etwa so laut singt, dass vielleicht der nebendran noch hört, dass jemand singt. Ich war vor Kurzem in Brasilien an einer Konferenz. Da kamen etwa 730 Leute, die wurden untergebracht in 3 Hotels und die haben einen Weg auf sich genommen, gewisse kamen 1000 km, andere 2, 3 oder 4000 km vom Amazonasbecken. Das wäre ja, wie wenn wir von Zürich nach Saudi-Arabien gehen würden für eine Konferenz. Und was ich u.a. von den Brasilianern gelernt habe, ist, wie die singen. Das ist wunderbar. Da hat man das Gefühl, die singen alle so, dass nicht nur die gerade nebendran sitzen etwas hören. Nicht wahr, nicht alle Lieder müssen so gesungen sein. Z.B. in Psalm 88 heißt es in der Überschrift – nur so zwischen­durch mal gesagt – da gibt es genaue Anweisungen, wie man aufführen muss. Da steht: Ein Lied, ein Psalm von den Söhnen Korahs, dem Vorsänger, nach „Machalat Leanot“. Ja, das heißt: nach schwermütiger Weise zu singen. Aber da geht es um einen Kreuzespsalm, wo man über die Leiden des Herrn singt. Und das muss man nicht herausschreien. Aber, wenn wir ein Lied singen, wo wir unsere Freude des Heils ausdrücken, wie hier 'Hoch erfreue ich mich in dem Herrn; meine Seele soll frohlocken in meinem Gott!', dann müssen wir nicht ausflippen, aber dann können wir wirklich von Herzen singen. Und das tönt so viel schöner, als nur so … Gut, wenn hundert Leute ein bisschen brummeln, das klingt immer noch recht, ja. Aber es drückt einfach zu wenig aus, was in diesen Versen ausgesagt wird. Und so sollten wir in den Liedern eben Freude ausdrücken können und auch Traurigkeit und ganz verhalten.

Ja, fahren wir weiter. Kapitel 62. Gott spricht:

1 Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht still sein, bis ihre Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und ihre Heil wie eine lodernde Fackel.

Sehen wir, die erste Verszeile sagt: Um Zions willen will ich nicht schweigen. Das ist alles ein Gedicht, fast alles in Jesaja. Und die nächste: und um Jerusalems willen will ich nicht still sein. Da wird das Gleiche mit verschiedenen Worten ausgedrückt. Und wir sehen: Parallel zu Zion ist Jerusalem. Der Ausdruck Zion wird oft austauschbar mit Jerusalem verwendet. Aber ich muss doch erklären, dass man sich immer wieder im Klaren ist, wovon eigentlich die Rede ist: Zion ist im AT der Name des Tempelberges im heutigen Ostjerusalem. Und dieser Berg wird auch genannt an wenigen Stellen der Berg Moria. Und heute wird in Jerusalem ein Nachbarhügel Zion genannt. Und das verwirrt. Aber diese Bezeichnung ist erst zu belegen seit etwa 100 n. Chr. Also das ist eigentlich eine nachbiblische Bezeichnung. Aber wir müssen einfach festhalten: In der Bibel ist der Berg Zion immer der Tempelberg, der Berg Moria. Auf dem Südabhang des Berges Zion oder Moria war das ursprüngliche Jerusalem aufgebaut schon zur Zeit von Abraham. Da wurde es genannt Salem, kurze Form von Jeru salem – Gründung des Friedens. David hat diese kleine Stadt später erobert und seinen Palast am Nordende hingebaut, an das Nordende, schon außerhalb der Stadtmauer. Aber dann hat sein Sohn Salomo die Stadt ausgebaut bis auf die Bergeshöhe und dort den ersten Tempel gebaut. Und nach Salomo unter den Königen von Juda wurde die Stadt nach Westen hin ausgebaut. Und so ist Jerusalem im Laufe der Geschichte gewachsen und heute ist eine Großstadt von etwa ½ Million Einwohnern. Ja, aber darum 'Zion' bezeichnet die gleiche Stadt wie Jerusalem, aber mit Betonung auf das Herzstück, und das ist der Tempelberg in Jerusalem.

Und wenn wir denken: Am 29. November 1947 hat die UNO eine ganz wichtige Abstimmung gehabt. Und da wurde beschlossen, dass die Juden einen Staat gründen dürfen in Palästina. Und die Mehrheit der Nationen in der UNO haben zugestimmt. Aber die UNO hat beschlossen: Der Berg Zion, Ostjerusalem, soll ausgeklammert sein. Und da haben die Juden am 14. Mai 1948 den Staat gegründet, aber ohne Zion. Muss man sich vorstellen: Das Herzstück wurde ausgeklammert. Und dann ist ja der totale Krieg ausgebrochen. 8, 9 Armeen sind gegen Israel vorgegangen, um den Staat zu vernichten, die Juden auszulöschen. Und in diesem Krieg konnte Jordanien mit seinen Verbündeten Ostjerusalem mit dem Tempelberg – das, was die UNO eigentlich internationa­lisieren wollte, als internationale Stadt aufstellen wollte, – das haben sie erobert und dann durch eine Mauer abgetrennt. Und von da an konnte kein Jude aus dem israelischen Staatsgebiet mehr hinübergehen, um an der Klagemauer oder wie man im Hebräischen sagt … - die Mauer, um dort zu beten. Das war ein unmöglicher Zustand. Und die UNO hatte keine Kraft, irgendetwas zu ändern. Da hat man das einfach stehenlassen – jahrelang. Da wurde keine weltweite Diplomatie gemacht, die Jordanier sollen doch das bitte zurückgeben, das ist gegen internationales Recht. Das war kein Thema, das blieb einfach so, bis die arabische Welt ein zweites Mal versuchte, Israel auszulöschen. Jetzt aber hochgerüstet mit modernen sowjetischen Waffen. Da kam es zum 6-Tage-Krieg. Und da hat die israelische Regierung beschlossen: Jetzt holen wir den Tempelberg. Und da wurde im 6-Tage-Krieg Ostjerusalem mit Zion erobert, die Mauer wurde weggemacht, Jerusalem wurde vereinigt und man sagte: Das ist die ewige, ungeteilte Stadt Jerusalem. Man kann sich nicht vorstellen, was das für eine Euphorie war damals in Israel, nämlich genauso wie das in Psalm 126 prophetisch beschrieben ist. Lesen wir Psalm 126:

1 … Als der HERR das Schicksal Zions [des Tempelberges] wendete, waren wir wie Träumende. 2 Da wurde unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Jubels; da sagte man unter den Nationen: Der HERR hat Großes an ihnen getan! 3 Der HERR hat Großes an uns getan: Wir waren fröhlich!

Tatsächlich: Nach 6 Tagen war an allen 3 Fronten Ruhe gegen eine riesige Übermacht. Also die ganze Welt hat gesehen: Was da geschehen ist, das war nicht normal, ist unglaublich. Aber das gehört dazu, wie Gott sagt: Um Zions willen will ich nicht schweigen. Es hat ausgesehen jahrhundertelang, als wäre Zion kein Thema mehr. Und im Judentum hat man jeden Tag dreimal gebetet – durch all die Jahrhunderte hindurch – dass Gott doch die Zerstreuten wieder heimführen solle und dass der Tempel wieder aufgebaut werde. Und das Gebet wurde über Jahrhunderte hinweg nicht erhört und plötzlich sehen wir, wie die Ereignisse sich so überschlagen haben, dass man sehen kann, eben Gott hat Zion nicht vergessen. Aber wir sind noch nicht am Ende. Die ganze Welt protestiert jetzt und sagt, das ist Verstoß gegen internationales Recht, dass die Juden jetzt in Ostjerusalem sind. Das hat früher niemanden interessiert, muss man sagen. Das war kein Thema in der Weltpolitik. Und jetzt plötzlich ist es ein Thema. Aber das Ziel ist noch nicht erreicht, Gott sagt hier: Ich will nicht still sein, bis ihre Gerechtigkeit hervorbricht wie Lichtglanz und ihr Heil wie eine lodernde Fackel. Eben, die Prophetie geht weiter, bis dann ins 1000jährige Reich. Dann wird Jerusalem, Zion, vollkommen befreit sein.

2 Und die Nationen werden deine Gerechtigkeit sehen

Jetzt stellen sie die Gerechtigkeit infrage. Die sagen: Das ist Verstoß gegen die Gerechtigkeit des internationalen Rechtes. Aber dann werden sie alles aner­kennen müssen.

2 … und alle Könige deine Herrlichkeit; und du wirst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen der Mund des HERRN bestimmen wird. 3 Und du wirst eine prachtvolle Krone sein in der Hand des HERRN und ein königliches Diadem in der Hand deines Gottes. 4 Nicht mehr wird man dich

Ich habe den hebräischen Namen auf dem Skript aufgeführt: asuva heißen – Verlassene. Ja während Jahrhunderten war das eine niedergekommene Stadt.

4 … „Verlassene“ heißen und dein Land nicht mehr „Wüste“ nennen;

shemama, das heißt Wüste. Aber das ist nicht das Wort, das man z.B. braucht für die Wüste Judäa, wo man die größte Zeit des Jahres kann man dort Kleinvieh – Ziegen und Schafe – aufziehen. Die haben dort genügend zu fressen. Aber shemama, das heißt eine Wüste, das kommt von einer Wurzel, die heißt 'erschreckt sein'; 'shemama', ist ein Land, wenn man das anschaut, bekommt man das Gefühl des Schreckens. Ja eben, wie ein Mark Twain sagt: „Es gibt nichts Liebliches für das Auge. Es ist ein Land ohne Perspektive, gebrochen, ohne Hoffnung.“ Nicht mehr wird man dich shemama heißen.

4 …  sondern man wird dich nennen:  „Meine Lust an ihr“,

 

Und das ist wieder so ein schöner Name, Hebräisch ein Wort: chephtzibah Das war übrigens der Name von Frau Hiskia (2. Könige 21, 1). Die hat diesen schönen Namen gehabt: chephtzibah – mein Gefallen an ihr. So wird das Land Israel genannt werden: chephtzibah.

4 … und dein Land: „Vermählte“; [be'ulah] denn der HERR wird Lust an dir haben, und dein Land wird vermählt werden. 5 Denn wie der Jüngling sich mit der Jungfrau vermählt, so werden deine Kinder sich mit dir vermählen;

Das heißt: Das Volk wird wieder mit dem Land verbunden werden. Nicht wahr, 2000 Jahre lang fast hat man ein jüdisches Volk gekannt, ohne Beziehung zum Land. Aber Gott sagt: Ich werde die beiden, das Volk und das Land, wieder so zusammenführen wie Verheiratete, die einfach zusammengehören. Die darf man nicht trennen. Aber die Welt heute möchte die Juden mindestens von gewissen Teilen des Landes trennen. Und die islamische Welt möchte sie grad ganz trennen von dem Land. Es gibt ja den Vorschlag, sie sollen doch nach Europa gehen und Deutschland soll z.B. ein Land für die Juden geben. Die haben nichts zu suchen im Nahen Osten. Und Gott sagt: Nein, ich werde euch verbinden mit dem Land, so wie Mann und Frau zusammengehören.

5 …und wie der Bräutigam sich an der Braut erfreut, so wird dein Gott sich an dir erfreuen.

Nicht nur die Verbindung des Volkes und des Landes, sondern die Verbindung: Gott wird eine neue Beziehung haben mit Israel. Vers 6:

6 Auf deine Mauern, Jerusalem, habe ich Wächter bestellt; den ganzen Tag und die ganze Nacht werden sie keinen Augenblick schweigen. Ihr, die ihr den HERRN erinnert, gönnt euch keine Ruhe 7 und lasst ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem befestigt und bis er es zum Ruhm macht auf der Erde! –

Es kommen noch schwere Tage, die schwersten Tage über Jerusalem. Aber selbst in dieser Not werden Gläubige in Jerusalem dann sein aus dem Überrest Israels wie Wächter auf den Mauern. Und die werden Gott erinnern an sein Verheißungen. Und Gott sagt: Macht das so. Ich möchte das so, dass ihr Tag und Nacht mich erinnert an meine Zusagen, dass diese Stadt schließlich befreit und verherrlicht werden soll, bis er es zum Ruhme macht auf Erden, bis diese Stadt die Hauptstadt der Welt wird. Vers 8:

8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei seinem starken Arm: Wenn ich fortan deinen Feinden dein Korn zur Speise gebe und wenn Söhne der Fremde deinen Most trinken werden, um welchen du dich abgemüht hast! 9 Sondern die es einsammeln, sollen es essen und den HERRN preisen; und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.

Gott sagte also: Er wird nicht mehr wie früher eben das jüdische Volk verzichten lassen auf den Ertrag dieses Landes, sondern das Land wird ihnen gehören und auch der Ertrag dieses Landes. Und dann geht es noch weiter, hier heißt es schließlich: in den Vorhöfen meines Heiligtums. Aha, dann muss aber wieder ein Tempel kommen in Jerusalem. Ja natürlich, wie an so vielen Stellen im Alten Testament und auch im Neuen wird bezeugt: Es wird ein Tempel kommen in Jerusalem. Und hier wird er auch wieder erwähnt. Vers 10:

10 Ziehet, ziehet durch die Tore, bereitet den Weg des Volkes; bahnet, bahnet die Straße, reiniget sie von Steinen; erhebt eine Fahne über die Völker! 11 Siehe, der HERR hat eine Kunde erschallen lassen nach dem Ende der Erde hin: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt; siehe, dein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her. 12 Und man wird sie nennen: „Das heilige Volk, die Erlösten des HERRN“; und dich wird man nennen: „Die Gesuchte, Stadt, die nicht mehr verlassen wird.“

Also der Messias wird kommen, und zwar mit Gericht und mit Lohn: Siehe, dein Heil kommt; siehe, dein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung geht vor ihm her. Also er kommt als Belohner und als Richter. Genau das wird im NT in der Offenbarung wieder aufgenommen. Der Herr Jesus sagt in Offenbarung 22 im Zusammenhang mit seiner Wiederkunft – das ist ein direkter Bezug zu Jesaja hier – Offenbarung 22. Ich lese schon Vers 10:

10 … Versiegle nicht die Worte der Weissagung dieses Buches; die Zeit ist nahe.

Und dann Vers 12:

12 Siehe, ich komme bald, und mein Lohn mit mir, um einem jeden zu vergelten, wie sein Werk ist.

Und wir sehen: Wenn Jerusalem befreit wird, das wird die ganze Welt wahrnehmen. Und darum steht hier: bis an die Enden der Erde. Erhebt eine Fahne über die Völker! Siehe der Herr hat eine Kunde erschallen lassen nach dem Ende der Erde der hin. Saget der Tochter Zion: Siehe dein Heil kommt. Das macht deutlich: In der Endzeit wird die ganze Welt miteinbegriffen sein. Das konnte man sich früher nicht vorstellen. Aber mit der Globalisierung ist das alles so gekommen, dass die ganze Welt wird das sofort wahrnehmen. Nicht wahr, es wird nicht sein, dass Jesus Christus kommt und nur der Nahe Osten weiß davon. Die ganze Welt wird alles mitbekommen und wird auch diese Befreiung Jerusalems miterleben.

Und nun gehen wir weiter zu Kapitel 63:

1 Wer ist dieser, der von Edom her kommt, von Bozra in hochroten Kleidern, dieser, prächtig in seinem Gewande, der einherzieht in der Größe seiner Kraft? – Ich bin's, der in Gerechtigkeit redet, der mächtig ist zu retten. – 2 Warum ist Rot an deinem Gewand und sind deine Kleider wie die eines Keltertreters? – 3 Ich habe die Kelter allein getreten, und von den Völkern war niemand bei mir; und ich zertrat sie in meinem Zorn und zerstampfte sie in meinem Grimm; und ihr Saft spritzte auf meine Kleider, und ich besudelte mein ganzes Gewand. 4 Denn der Tag der Rache war in meinem Herzen, und das Jahr meiner Erlösung war gekommen. [Merken wir, es wird wieder angespielt auf Kapitel 61, wo wir schon hatten den Tag der Rache – der gleiche Ausdruck – und das Jahr der Erlösung.] 5 Und ich blickte umher, und da war kein Helfer; und ich staunte, und da war kein Unterstützer. Da hat mein Arm mir geholfen, und mein Grimm, er hat mich unterstützt. 6 Und ich trat die Völker nieder in meinem Zorn und machte sie trunken in meinem Grimm, und ich ließ ihren Saft zur Erde rinnen.

Sehr geheimnisvoll, nicht wahr. Einer kommt von Edom her. Wo liegt Edom? Das ist ganz einfach. Man kann ein Bibellexikon nehmen oder eine biblische Karte und man sieht: Edom ist das Land von Esau, das Land der Nachkommen Esaus, grad südlich des Toten Meeres nach der jordanischen Seite. Wenn man mit dem Auto z.B. durch die Negevwüste in Israel runterfährt, dann kann man ziemlich nahe an der jordanischen Grenze vorbeifahren bis nach Eilat hinunter. Und dann sieht man auf der linken Seite ein langgezogenes rötliches Gebirge. Das sind die Berge von Edom. Edom heißt auch 'rot'. Das hängt eben damit zusammen: Esau war ja, als er auf die Welt kam, rötlich. Er hatte keine roten Haare. Aber er war gut beatmet bei der Geburt. Nicht wahr, viele Kinder, die kommen ziemlich bläulich auf die Welt, weil sie ein bisschen zu wenig Sauerstoff gekriegt haben. Aber wenn ein Kind so rötlich kommt, dann weiß man, dem ist es ganz gut gegangen in der Geburt. Das ist doch ziemlich beengend, wenn man da durch den Geburtskanal durchgedrückt wird. Aber eben, Esau war sehr gut durchblutet. Und darum sagt die Bibel, er war rötlich. Und später hatte er eine Leibspeise. Ich kann das nicht verstehen, aber er hatte das. Und das waren Linsen, und zwar die roten Linsen. Und darum bekam er dann den Namen 'Edom'. Und später ist er ja dann ausgewandert aus dem Land Kanaan und hat sich angesiedelt auf diesen rötlichen Bergen von Edom. Das ist das Land Edom. Und in der biblischen Geschichte ein Land, das immer und immer wieder ein Feindesland war gegen Israel, obwohl da eigentlich eine Bruderbeziehung bestand. Denn Esau war ja der Bruder von Jakob, später Israel genannt, Stammvater des Volkes Israel.

Und nun wird hier beschrieben: Da kommt einer von Edom her. Das ist der Herr Jesus, wenn er wiederkommt. Aber einer sagt sich: Das geht doch nicht. Ich habe immer gelernt am Schluss gibt es die Schlacht von Harmagedon. Und Harmagedon liegt ja wahrlich nicht in Jordanien, sondern im Norden Israels, diese Ebene im Hinterland von Haifa, eine riesige Ebene. Die heißt Harmagedon oder auch Ebene Jesreel. Und natürlich wird gesagt in der Bibel, dass Jesus Christus als Richter der Welt kommen wird und in Harmagedon die dort versammelten Feinde bestrafen wird. Aber einer sagt: Ich versteh das doch nicht. Ich hab nämlich auch gelernt, Jesus Christus wird wiederkommen auf dem Ölberg. So steht es doch in Sacharja 14. Und der Ölberg ist ja östlich von Jerusalem, grad gegenüber vom Tempelberg, Zion. Ich lese aus Sacharja 14, 3:

3 Und der HERR wird ausziehen und wider jene Nationen streiten, wie an dem Tag, da er streitet, an dem Tag der Schlacht. 4 Und seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem gegen Osten liegt; und der Ölberg wird sich in der Mitte spalten, nach Osten und nach Westen hin, zu einem sehr großen Tal,

und am Schluss von Vers 5:

5 … Und kommen wird der HERR, mein Gott, und alle Heiligen mit dir.

Aber das ist ja, das ist ja bei Jerusalem, ganz ein anderer Ort als Harmagedon. Wo kommt Jesus Christus wieder? Machen wir's noch ein bisschen komplizier­ter. Die Wiederkunft Christi in Jesaja 19, eine Prophetie über Ägypten, das wird eine Überraschung sein für Ägypten, das kann ich sagen, und für alle Moslem­brüder:

1 Ausspruch über Ägypten. Siehe, der HERR fährt auf schneller Wolke und kommt nach Ägypten.

Jesus Christus wird mit den Wolken des Himmels wiederkommen und da steht nach Ägypten. Was stimmt jetzt? Natürlich alles. Aber das ist einfach viel zu einfach, wenn man lehrt: große Drangsal, Endschlacht von Harmagedon. Es ist auch völlig vereinfachend, wenn man sagt: Da wird ein kommender Diktator kommen, Weltherrscher und dann die große Drangsal und Schlacht von Harmagedon. Dieser kommende Herrscher, der wird Herrscher sein über das wiederhergestellte römische Reich. Da können wir sagen, das ist der Westen und ganz besonders Europa. Und natürlich wird dieser kommende Diktator von Europa wird eine so gewaltige Macht haben, dass er Einfluss hat auf die ganze Welt. Aber die Bibel beschreibt: Es wird mehrere Machtblöcke geben. In Offenbarung 16 z.B. lesen wir von den Königen von Sonnenaufgang, die in die Endkämpfe eingreifen werden von jenseits des Euphrats. Da werden keine Namen gesagt. Wird nichts gesagt von Japan, also sag niemand, hier wird über Japan gesprochen oder über China usw., aber sind einfach die Könige von Sonnenaufgang. Das sind nochmals Machtblöcke von Osten, die auch kommen werden. Und dann wird z.B. gesprochen über die Länder, die heute die arabische Welt sind, und zwar mit den Ausdrücken Assur, Syrien und es wird gesprochen über die libanesischen Städte Tyrus und Sidon. Es wird gesprochen über Ägypten. Es wird gesprochen über Ammon (Nordjordanien), Moab (Mittel­jordanien), Edom (Südjordanien). Es wird gesprochen über Ismael, arabische Stämme in der saudischen Wüste usw. Und diese werden auch beschrieben in der Bibel, z.B. im Psalm 83, als ein Machtblock, der miteinander verbündet ist gegen Israel. Und da sehen wir: Die Welt wird komplizierter sein, als wie das manche darstellen: Einheitsregierung. Das stimmt gar nicht, sonst gäb's ja gar keinen Krieg. Nein, es müssen Blöcke sein, die aufeinander knallen, einen Clash der Zivilisationen. Es wird so kommen.

Und so wird der Herr Jesus auch dann verschiedene Feinde an verschiedenen Orten richten müssen. Er wird kommen in Harmagedon und wird dort ganz speziell die Armeen Europas – des wiederhergestellten römischen Reiches – richten, weil die gegen ihn kriegen werden. Das römische Reich hat Jesus Christus bei seinem ersten Kommen gekreuzigt. Und das zweite Mal werden sie Krieg gegen ihn führen, sagt Offenbarung 17, 14. Schrecklich. Und dazwi­schen wurde Europa evangelisiert und hat die frohe Botschaft gehört wie kein anderer Kontinent. Aber es begann mit der Kreuzigung und es hört auf mit einem Krieg gegen Jesus Christus. Ja. Und dann wird Jesus Christus auch kommen in Ägypten. Er wird auch erscheinen eben auf dem Ölberg und wird die Nationen – das werden arabische Nationen sein speziell – wird er dort richten, die gegen Jerusalem kommen. Und da sehen wir, wird in Edom – in Südjordanien – noch ein ganz besonderes Völkergericht stattfinden. Also das wird komplex sein.

Und jetzt sieht der Prophet in der Vision: Jesus Christus kommt von Edom. Ja und dann erst kommt er dann auf den Ölberg. Aber zuerst hat er eine Völkerschlacht dort in Jordanien. Und sein Kommen wird hier verglichen mit einem Keltertreter. Nicht wahr, im Altertum hat man so eine Vertiefung im Boden gemacht und da hat man die Trauben hineingetan. Und die Keltertreter sind dann barfuß hineingestanden und haben die Trauben so zerquetscht mit den Füßen und dabei wurden ihre Kleider besudelt und befleckt. Und so wird dieses Gericht hier beschrieben wie die eines Keltertreters. Und darum steht hier: Wer ist dieser, der von Rotland herkommt, Edom, von Bozra in hochroten Kleidern, dieser prächtig in seinem Gewand, der einherzieht in der Größe seiner Kraft? Und dann erklärt er, dass er so wie ein Keltertreter gehandelt hat und seine Kleider mit dem Saft bespritzt hat. Eine schreckliche Beschreibung. Und das zeigt uns eben: Dieser Jesus Christus, der für jeden Menschen der Heiland sein will und es gibt keinen, der ausgeschlossen ist von diesem Angebot des Heils, dieser selbe Jesus Christus wird auch der Richter sein für die, die ihn ablehnen und seine Gnade verachten. Und wir müssen beides lehren: Gott ist Liebe und Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm, lehrt der 1. Johannesbrief. Jetzt können wir noch aufschlagen in Habakuk 3, ist ein wunderbares Gebet, ein Psalm von Habakuk. Habakuk 3, 1:

1 Gebet Habakuks, des Propheten. Nach Schigjonot.

Und am Schluss schreibt er: Dem Vorsänger (das ist für den Dirigenten) mit meinem Saitenspiel. Schigjonot heißt: in aufgeregter Weise. Also hier wird erklärt, wie man dieses Lied singen muss. Das darf man jetzt nicht singen eben in schwermütiger Weise, wie Psalm 88, sondern das ist jetzt ein aufgeregtes Lied. Und warum:

2 HERR, ich habe deine Kunde vernommen, ich fürchte mich; HERR, belebe dein Werk inmitten der Jahre, inmitten der Jahre mache es kund; im Zorn gedenke des Erbarmens! 3 Gott kommt von Teman her

Teman ist eine andere Ortschaft wie Boszra – in Jesaja 63 erwähnt – in Edom. Sehen wir, wie Habakuk genau mit Jesaja übereinstimmt. Das Kommen Gottes aus dem Land Edom.

3 Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran.

Das ist auch dort unten, wenn man also eben an den Bergen Edoms vorbeifährt, runter durch die Negevwüste nach Eilat, dann kommt man an die Stelle, wo dann ein Schild steht 'Paran'. Dann ist man in der Wüste Paran. Da fährt man gleich durch, ja. Und hier haben wir diese Ortschaft angegeben: vom Gebirge Paran her. Das ist wieder eine geographische Angabe, die genau in diese Richtung weist.

3 … Seine Pracht bedeckt die Himmel, und die Erde ist voll seines Ruhmes. 4 Und es entsteht ein Glanz wie das Sonnenlicht; Strahlen sind zu seinen Seiten, und daselbst ist die Hülle seiner Macht. 5 Vor ihm her geht die Pest, und die Seuche zieht aus, seinen Füßen nach.

Jetzt muss man das wirklich lesen und überlegen, was da steht.

6 Er stand und machte die Erde schwanken, er schaute und machte aufbeben die Nationen; und es zerbarsten die Berge der Vorzeit, [Da brechen Berge zusammen.] es senkten sich die ewigen Hügel; [Da braucht es dann nicht Millionen von Jahren, ja. Das ist Geologie in Echtzeit, ja.] seine Wege sind die Wege vor alters. Usw.

Also so eindrücklich, wie die Wiederkunft Christi hier in diesem aufgeregten Lied beschrieben wird. Aber das Lied beruhigt sich dann wieder, nämlich in Vers 16 singt Habakuk:

16 Ich vernahm es, und es zitterte mein Leib; bei der Stimme bebten meine Lippen; Morschheit drang in meine Gebeine, und wo ich stand, erzitterte ich, der ich ruhen werde am Tag der Drangsal, wenn derjenige gegen das Volk herannaht, der es angreifen wird.

Vers 18:

18 Ich aber, ich will in dem HERRN frohlocken, will jubeln in dem Gott meines Heils. 19 HERR, der Herr, ist meine Kraft und macht meine Füße denen der Hindinnen gleich und lässt mich einherschreiten auf den Höhen.

Also ganz entsetzt ist er und am Schluss kommt er richtig zur Ruhe und kann jubeln und danken.

Ja und jetzt wäre Zeit für Pause.

Wir fahren jetzt weiter in Jesaja 63, 7:

7 Ich will der Gütigkeiten des HERRN gedenken, der Ruhmestaten des HERRN, nach allem, was der HERR uns erwiesen hat, und der großen Güte gegen das Haus Israel, welche er ihnen erwiesen nach seinen Erbarmungen und nach der Menge seiner Gütigkeiten.

Wir haben hier das Wort 'Gütigkeiten'. Im hebräischen Text ist das hier wiederholt, das Wort 'chesed'. Also zuerst das Wort chesed – ich will der Gütigkeiten gedenken und aller Ruhmestaten. Und dann 'der großen Güte', dort ist ein anderes Wort. Aber das erste Wort ist chesed. Und chesed meint Gütigkeit ganz speziell im Blick auf Bundestreue, Loyalität gegenüber dem, was man abgemacht hat. Und so wird in der Bibel dieses Wort chesed immer wieder gebraucht speziell um zu zeigen, dass Gott seinen Versprechungen – Bundes­versprechungen – gegenüber treu ist. Und das ist jetzt hier: Israel, das angesichts des Gerichtes über die Völker, sagt: Ich will eben der Gütigkeiten der Bundestreue des Herrn gedenken, wie Gott also sich an diese Versprechungen, die er schon Abraham, Isaak und Jakob gegeben hat, wie er diese Versprechen nie aufgegeben hat. Das waren die Versprechen: 1. Deiner Nachkommenschaft werde ich dieses Land geben (1. Mose 12). Und dann ist es auch das Versprechen, dass Israel zu einem Segen werden soll für alle Völker, nämlich dadurch, dass der Messias aus Israel kommen sollte, um all die Menschen aus allen andern Völkern zu retten, die zu Gott umkehren, ihre Schuld bekennen und den Retter, den Erlöser, annehmen im Glauben. Und jetzt sehen wir, dass auch nach Jahrtausenden ist dieser Bund nicht aufgelöst worden, ist immer noch gültig. Aber wir sehen, wie die Welt sich z.B. ganz aus­drücklich heute gegen den Bund mit Abraham richtet. Es ist ja im Moment eine Riesendebatte im Gang wegen der Beschneidung. Und die ist letztlich nicht gegen den Islam gerichtet sondern gegen das Judentum. Und zwar aus dem Grund: Jetzt, nachdem all diese Dinge abgelaufen sind in Deutschland, wird ja eine Nationalrätin hier in der Schweiz Jacqueline Fehr – so wie sie es gesagt hat – im Parlament einen Vorstoß einbringen, dass man die Kinder erst beschneiden darf ab einem gewissen Alter, wo sie dann 'ja' oder 'nein' sagen können. Nun, im Islam spielt es keine Rolle, in welchem Alter man ein Kind beschneidet. Das kann 6jährig sein, 4jährig, kann 12jährig sein. Aber im Judentum hat Gott bei Abraham in 1. Mose 17 festgelegt am 8. Tag nach der Geburt. Da darf man nicht warten, bis es irgendein bestimmtes Alter erreicht hat. Am 8. Tag nach der Geburt, das ist ja auch der Tag, wo die Prothrombin­bildung im Blut am höchsten ist im ganzen Leben. Prothrombin ist wichtig, damit das Blut gerinnen kann und eine Wunde wieder verheilt wird. Also kurz nach der Geburt, wenn sich ein Baby verletzt, ist das lebensgefährlich. Aber das geht dann prozentual hinauf, so 30 %, 40 usw., am 8. Tag erreicht es 110 % und am 9. geht es wieder runter auf 100 %. Beim gesunden Menschen bleibt es dann das ganze Leben lang so. Aber der höchste Punkt, der idealste Punkt für eine Beschneidung ist der 8. Tag nach der Geburt. So hat Gott das festgelegt. Und es ist so wichtig. Der Herr Jesus sagt das selber in Johannes 7, 22-23: Wenn dieser 8. Tag nach der Geburt auf einen Sabbat fällt, dann wird das Kind trotzdem auch am Sabbat beschnitten, obwohl das ja Arbeit ist, wenn der Mohel operiert. Aber das Sabbat-Gebot steht unter dem Gebot der Beschneidung. Es ist so wichtig, dass es genau am 8. Tag geschieht. Und so sehen wir: Diese Vorstöße sind Vorstöße und da stehen ja auch ganz speziell Atheisten hinter dieser Kampagne, z.B. die Giordano Bruno Stiftung, Das ist eine bekannte atheistische Organisation, die gibt hier wirklich Stoßkraft, um gegen die Beschneidung vorzugehen. Das wird als archaisches magisches Relikt aus der Bronzezeit … wird das von vielen Gegnern heute runtergemacht. Aber es ist das Zeichen dieses Bundes, den Gott mit Israel geschlossen hat, wo Gott versprochen hat, dieses Land Israel werde ich euch geben in Ewigkeit. Und obwohl das jüdische Volk das Land verloren hat, nachdem der Messias gekreuzigt worden war, ab dem Jahr 70 ist das jüdische Volk über die ganze Welt zerstreut worden. Aber Gott hat gesagt: Ich bin meinem Versprechen treu und darum werde ich euch wieder sammeln, sogar in unreinem Zustand (Hesekiel 36) und euch in euer Land zurückbringen. Also was wir heute sehen, ist Gottes Bundestreue –  chesed – von hier Israel gegenüber, denn er hat versprochen, das Land Kanaan ihnen zu geben in Ewigkeit, also ohne zeitliche Limite. Und jetzt sehen wir: Dieser Kampf heute gegen die Beschneidung, das ist letztlich auch ein Kampf gegen Gottes Zusagen, dass dieses ganze Land Kanaan Israel gehört. Aber wir können nicht annehmen, dass diese Atheisten das wissen, das realisieren. Aber wir realisieren, welch ein Geist sie antreibt: Einer, der diesen Bund mit Abraham hasst, indem, was er bedeutet für Israel, aber auch indem, was er bedeutet für alle Völker der Welt, nämlich Segen für alle aus allen Völkern, die den Erlöser annehmen. Und da sieht man übrigens auch sehr schön, dass die Erwählung Israels, das war nicht die Verwerfung der anderen Völker.

Ich kenne jemanden, der wird so wütend, wenn man über Israel als auserwähltes Volk spricht. Aber dann hab ich feststellen dürfen, der wird so wütend, weil er es nicht verstanden hat. Der meint, wenn man sagt, Israel ist Gottes auserwähltes Volk, dann hat er die andern Völker verworfen. Das ist eine falsche Logik. Ich möchte … Ich hätte jetzt fast gesagt, es ist eine calvinistische Logik. Das ist falsch. Gott hat Israel erwählt als sein Volk, aber um schließlich durch den Erlöser, der aus dem auserwählten Volk kommen sollte, alle andern Völker zu segnen. Aber natürlich nur die, die sich bekehren. Es gibt keine Allversöhnung. Aber es ist doch wunderbar, eben wie in diesem Bund auch der Heilsplan Gottes für alle Völker mit enthalten ist. Und wenn man das so vor Augen hat und dann hier liest: Ich will der chesed – der Gütigkeiten des Herrn gedenken, der Ruhmestaten des Herrn, nach allem, was der Herr uns erwiesen hat, dass er schließlich den Retter gesandt hat, der gekommen ist, um für unsere Sünden zu sterben (nach Jesaja 53), und der großen Güte gegen das Haus Israel, welche er ihnen erwiesen nach seinen Erbarmungen und nach der Menge seiner Gütigkeiten. Dass er dieses Volk wieder sammelt und zurückführt, obwohl sie es gar nicht verdient haben. Niemand könnte sagen: Israel hat jetzt dieses Land wieder, weil es sich so gut benommen hat in der Geschichte. Kein Volk kann ja so etwas behaupten von sich. Aber auch Israel kann das nicht, es ist allein die Güte Gottes, weil er sich an diese Versprechungen an Abraham, Isaak und Jakob hält. Und die sind durch Jahrtausende hindurch gültig. Wir denken, über alles Mögliche kann Gras wachsen. Aber über Gottes Verheißungen wächst nicht Gras, die bleiben unbereubar – wie das auch Römer 11 sagt. Die Berufungen Gottes und die –  Römer 11, 29 – unbereubar sind: Denn die Gnadengaben und die Berufung Gottes sind unbereubar, Römer 11, 29.

Gut. Jetzt gehen wir weiter:

8 Und er sprach: Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht trügen werden; und er wurde ihnen zum Heiland. 9 In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. In seiner Liebe und in seiner Erbarmung hat er sie erlöst; und er hob sie empor und trug sie alle Tage von alters. 10 Sie aber sind widerspenstig gewesen und haben seinen Heiligen Geist betrübt; da wandelte er sich ihnen in einen Feind; er selbst stritt gegen sie.

Also hier wird gesprochen darüber, wie Gott treu ist und wie er sich Israel gegenüber treu erwiesen hat, Vers 9: In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt. Und dieses Wort dürfen wir natürlich wieder direkt auch auf uns Gläubige der Gemeinde übertragen. Das bedeutet also, wir dürfen wissen: In jede Not, in die wir hineinkommen, da fühlt der Herr so mit, wie wenn er selber auch in dieser Bedrängnis wäre. Das ist ein unfassliches Wort, was hier steht: In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt. Dass der allmächtige, ewige Gott nicht einfach distanziert ist und erhaben über alle unsere kleinen und auch ganz großen Probleme. Nein, er fühlt mit, wie wenn er selber in der Bedrängnis wäre. Aber die Verse sagen: Israel war untreu, widerspenstig, ungehorsam und sie haben seinen Heiligen Geist betrübt. Jetzt sehen wir, woher das kommt, wenn in Epheser 4, 30 der Apostel Paulus sagt: Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, mit welchem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. Und jetzt wird plötzlich noch etwas klar: Hier wird im AT über den Heiligen Geist gesprochen. Aber der Heilige Geist kann betrübt werden. Wenn jemand denkt, ja in 1. Mose 1, 2 steht ja schon vom Heiligen Geist: und die Erde war wüst und leer und Finsternis lag über der Tiefe und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und da könnte man denken: Ja, der Heilige Geist ist einfach so eine Umschreibung der Kraft Gottes. Aber wir wissen, eine Kraft – ob das jetzt Gravitationskraft ist, also Schwerkraft, oder ob das elektrische Kraft ist oder was auch immer – das ist unpersönlich. Eine Kraft kann man nicht betrüben. Und hier wird gesagt: Sie haben den Heiligen Geist betrübt. Und es ist tatsächlich so, wenn man im ganzen AT über den Heiligen Geist nachforscht, merkt man, das ist nicht einfach die Kraft Gottes, sondern der Heilige Geist ist eine Person.

Und dann haben wir hier noch etwas Interessantes gelesen, Vers 9: In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet. Wer ist dieser Engel seines Angesichts, durch den Gott sich offenbart, durch den Gott sich gewissermaßen sehen lässt, sein Gesicht sehen lässt? Das ist diese geheimnisvolle Person im AT, die immer wieder vorkommt und Hebräisch genannt wird 'Malach adonai' – 'der Engel oder der Gesandte des Herrn'. 'malach' ist nicht speziell das Wort für das, was wir 'Engel' bezeichnen, Geistwesen, sondern malach wird auch gebraucht für Abgesandte eines Königs 2. Könige 1. malach ist einfach jemand, der geschickt ist, gesandt ist von jemandem. Also der Malach adonai ist geschickt von Jahwe, das heißt dem Ewigen Gott – von dem ewig Seienden. Aber zum ersten Mal kommt der so mit diesem Namen vor in 1. Mose 16 und da sieht ihn Hagar. Aber dann wird plötzlich – schlagen wir das mal auf, um das wirklich deutlich zu sehen – da wird der Gesandte des Herr, wird plötzlich 'der Herr', Hebräisch Jahwe, genannt. Das ist so interessant. 1. Mose 16 Vers 7. Hagar war eben geflohen in die Wüste:

7 Und der Engel des HERRN [oder einfach der Gesandte des Herrn, Malach adonai] fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur.

Und wichtig: Man kann also nicht übersetzen 'ein Engel des Herrn'. sondern Malach adonai ist klar: der Engel des Herrn, so nach hebräischer Grammatik.

8 Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe hinweg von meiner Herrin Sarai. 9 Und der Malach adonai sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. 10 Und der Malach adonai sprach zu ihr: Ich will sehr mehren deinen Samen, dass er nicht gezählt werden soll vor Menge. 11 Und der Malach adonai sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und du wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn Adonai [Das ist immer für Jahwe, der ewig Seiende.] hat auf dein Elend gehört. 12 Und er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand wird gegen alle und die Hand aller gegen ihn sein, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. 13 Da nannte sie Adonai, der zu ihr redete: Du bist ein Gott der sich schauen lässt! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er sich hat schauen lassen?

Merken wir: Es wird immer klar gesagt, der Malach Adonai, der spricht mit ihr. Und dann wird in Vers 13 gesagt, dass das Adonai war, der mit ihr sprach. Plötzlich wird der Gesandte des Herrn wird der Herr, der Ewige, genannt. Und das hat man im Judentum schon längst auch entdeckt, auch im antiken Judentum, dass da mehr als eine Person vorhanden ist. Und in der alten rabbinischen Literatur gibt es Stellen, wo z.B. gefragt wird im Buche 'Sonar', wie denn das geht, dass diese drei eins sein können. (Hebräisch …) der Vater im Himmel und dann eben diese zweite Person, die dann auch genannt wird in der rabbinischen Literatur der Emmeram adonai, das Wort des Herrn. Das ist das Gleiche wie der Bote des Herrn, der Malach adonai und dann der Heilige Geist. Und da wird gefragt: Wie können drei eins sein? Und es wird klar betont, es gibt nur einen Gott, so wie es im Glaubensbekenntnis steht in 5. Mose 6 Schema -israel, höre Israel, der Herr, dein Gott ist ein Herr, ein Jahwe. Es gibt nur einen Gott, aber man findet Stellen in der rabbinischen Literatur, die ganz klar unterscheiden und deutlich machen, es gibt mehr als eine Person. Und das steht sogar im Buch 'Sonar' in Band 2: „Das Geheimnis, wie diese drei eins sein können, kann man nur verstehen durch den Heiligen Geist.“

Und warum sag ich das? Weil in den letzten Jahren kommen immer mehr Irrlehrer, die behaupten, das sei völlig falsch, das zu sagen: Jesus Christus sei Gott. Das sei eine heidnische Idee. Das habe man erfunden im 4. Jahrhundert im Zusammenhang mit den Konzil von Nizäa 325 n. Chr. Dort habe man Jesus Christus zu Gott gemacht. Aber – sagen diese Irrlehrer – wir müssen zurück zu den jüdischen Wurzeln. Und im Judentum ist immer klar gewesen, es gibt nur einen Gott. Und darum, diese Dreieinheitslehre, das ist eigentlich eine falsche Lehre, die aus dem griechischen Denken gekommen ist. Aber die ist im Juden­tum fremd und ist auch nicht im NT. Und da müssen wir sagen: So ein Unsinn. Wir finden sie sogar in der rabbinischen Literatur. Und ich weiß von einem australischen Rabbi, der hat gesagt: „Das Problem mit diesem Malach adonai, diesem Engel des Herrn, ist so groß, dass wir es eigentlich letztlich nur lösen können, wenn wir die Dreieinheitslehre akzeptieren. Ja und es ist eine Tat­sache: Das orthodoxe Judentum in der Zeit jetzt der vergangenen 2000 Jahre, das ist ja geprägt von der pharisäischen Richtung. Die haben sich entschieden dafür, dass Gott nur eine Person ist. Aber trotzdem, sie haben diese Schriften immer noch und eigentlich sind sie für das orthodoxe Judentum von Autorität und dort finden wir diese Hinweise, dass drei eins sind in Gott. Also das sag ich nur, damit man sich einfach nicht bluffen lässt von Leuten, die da kommen und sagen: Ja, also wir müssen wieder die Wurzeln des Judentums erkennen und man hat sich so weit entfernt im Christentum von den eigentlichen jüdischen Wurzeln. Aber wir müssen da zurück. Ja gut, aber dann richtig – oder? Nicht wahr, ich sage das, weil das so verbreitet wird, jetzt auch in der Zeitschrift 'Israel heute' von Ludwig Schneider. Da war in der vergangenen Ausgabe ein ganzer Artikel drin, wo er ganz klar sich gegen die Gottheit Christi wendet. Und das darf man nicht akzeptieren. Das ist eine fundamentale Irrlehre. Und das NT lehrt ganz klar, dass Jesus Christus Gott ist. In Johannes 1 Vers 1 heißt es: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Und jetzt sehen wir: Das ist ganz jüdisch. Denn man hat ja in der rabbinischen Literatur so oft geschrieben über den Emmeram adonai, eben diese zweite Person in der Gottheit, das Wort des Herrn. Und das sagt Johannes: Im Anfang war das Wort. Und das ist eben der Sohn Gottes, denn in Vers 14 lesen wir: Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Nicht der Vater ist Mensch geworden, auch nicht der Heilige Geist. Aber der Sohn – der ewige Sohn Gottes – ist Mensch geworden. Das Wort wurde Fleisch. Und so haben wir noch viele weitere Stellen im NT, die ganz ausdrücklich die Gottheit Christi lehren. Ich möchte noch hinweisen auf Römer 9 Vers 5, wo es heißt in Bezug auf Israel: deren die Väter sind und aus welchen, dem Fleisch nach, der Christus ist [das heißt der Messias] welcher über alles ist, Gott, gepriesen in Ewigkeit. Amen. Hier wird von dem Messias gesagt, er ist über alles, Gott gepriesen [also angebetet] in Ewigkeit. Und da sehen wir auch, wie wichtig es ist, dass wir auch die Lehre festhalten, dass der Sohn auch angebetet wird im NT. In Offenbarung 5 z.B. sehen wir, wie die 24 Ältesten vor dem Lamm Gottes, dem Herrn Jesus, niederfallen und das Lamm anbeten und sagen: Würdig ist das Lamm und beten und sie beenden mit Amen.

Also hier in Jesaja finden wir den Heiligen Geist, der betrübt worden ist, und wir finden auch diesen geheimnisvollen Gesandten: der Gesandte seines Angesichts. Das ist der Sohn Gottes, der Herr Jesus. Gerade im Johannesevangelium lesen wir über 40 x dass der Vater den Sohn gesandt hat in diese Welt, eben weil er der Malach adonai ist, der vom Vater gesandt wird. Und das finden wir schon im AT vor seiner Menschwerdung und dann der Höhepunkt: Das Wort wurde Fleisch. Er ist von dem Vater ausgegangen, in die Welt gekommen und dann wieder zurückgekehrt zum Vater. Und jetzt lesen wir Jesaja 61, 1 nochmals. Nicht wahr, wir wissen, der Herr Jesus der Sohn Gottes spricht und er sagt:

1 Der Geist des Herrn, des Ewigen, ist auf mir, weil der Ewige mich gesalbt hat, um den Sanftmütigen frohe Botschaft zu bringen,

Der Gesandte hier 'um frohe Botschaft zu bringen', das ist der Sohn. Und er ist gesalbt mit dem Heiligen Geist, mit dem Geist des Herrn. Und der, der sendet, das ist der Vater im Himmel. Und so gibt es viele Stellen im AT, die das so bezeugen diese Dreieinheit Gottes. In Jesaja 42 finden wir auch den Vater, der sagt: Siehe mein Knecht, [mein Knecht, das ist der Messias] und dann wird gesagt von dem Heiligen Geist, der auf ihn gelegt ist. Auch da haben wir in Jesaja 42, 1 ff die Dreieinheit Gottes erwähnt. Und ganz wichtig, man merke sich Sacharja 2. Dort hat man zweimal den Vers, es spricht der Herr der Heerscharen, Jahwe Zebaoth. Und dann spricht er und sagt am Schluss: Und ihr werdet erkennen, dass Jahwe Zebaoth mich zu euch gesandt hat. Wie geht das? Jahwe wird gesandt von Jahwe? Ja, natürlich: Der Vater im Himmel hat seinen ewigen Sohn gesandt. Aber der Sohn ist Jahwe … Im Judentum aus Ehrfurcht spricht man dieses Wort normalerweise nicht aus. Bis ins Jahr 70 hat man nur bei ganz besonderen Gelegenheiten das Wort ausgesprochen: Wenn die Priester in Verbindung mit dem täglichen Brandopfer das Volk segneten jeden Tag: Der Herr segne dich und behüte dich, dann haben sie ausgesprochen [Hebräisch … Jahwe] Jahwe segne dich. Und der Hohepriester hat am Jom Kippur 10 x diesen Namen ausgesprochen. Aber sonst aus Ehr­furcht sagt man normalerweise Adonai, Herr, als Ersatz für diesen Eigennamen Gottes. Und jetzt versteht man auch was steht in 2. Korinther 3 Vers 17, dort heißt es: Der Herr aber ist der Geist. Wo aber der Geist des Herrn ist, ist Freiheit. Sehen wir: Der Geist wird Adonai genannt auf Hebräisch zurück­übersetzt. Der Herr ist der Geist. Und dann wird doch wieder unterschieden: Der Geist des Herrn. Aber sowohl der Vater im Himmel ist der Ewige, als auch der Sohn und der Heilige Geist.

Ja, gehen wir zurück zu Jesaja 63 und ich lese weiter in Vers 11. Nein, jetzt muss ich noch etwas ergänzen. Diese Stellen aus der rabbinischen Literatur über die Dreieinheit Gottes, die wurden so schön zusammengestellt von einem gewissen Rabbi Tzvi Nassi. Der war Hebräisch-Dozent an der Oxford University. Und er hat das Buch geschrieben 'The Great Mystery – or How Can Three Be One?' - 'Das große Geheimnis oder wie können Drei Eins sein?' Und dann zeigt er aus der antiken alten rabbinischen Literatur, die bei Orthodoxen Autorität haben, zeigt er, dass diese Lehre bekannt war. Und wenn man das Juden geben will, es gibt es auch auf Hebräisch … - 'Das Geheimnis von den Dreien'. Hebräisch … 'Wie können Drei Eins sein?'. Und das wurde herausgegeben von Name … Das ist ein Herausgeber in Israel. Das hängt zusammen mit Viktor Smatscha (?). Dieser Verlag hat am meisten messianische Bücher produziert in Israel in den vergangenen Jahren. Und die haben in den vergangenen Jahren mehr als 1 Million Bücher gratis im ganzen Land verteilt. Und es ist unglaublich, was die an Rückmeldungen bekommen. Ständig kriegen die Briefe aus dem und dem Kibbuz oder aus dem und dem Ort: 'Ich habe ein Buch von Ihnen bekommen. Es hat mich so interessiert, ich möchte mehr über den Messias erfahren. Können Sie mir noch weitere Bücher schicken?' Und dann werden die gratis geschickt. Das geht alles über Spenden. Aber die haben über 1 Million verschickt. Und was die an Rückmeldungen bekommen. Ich möchte, wir hätten solche Briefe aus der Schweiz. Das ist also ganz unglaublich, wie da offensichtlich ein Hunger ist im ganzen Land, um den Messias kennenzulernen, und zwar eben diesen Messias, der Gott ist und nicht einfach irgendein Mensch. Ja, das war so ein kleiner Einschub, aber eben ganz wichtig. Und jetzt fahren wir weiter in Jesaja 63, 11:

11 Da gedachte sein Volk der Tage vor alters, der Tage Moses: Wo ist der, welcher sie aus dem Meer heraufführte samt den Hirten seiner Herde? Wo ist der, welcher seinen Heiligen Geist in ihre Mitte gab, 12 der seinen herrlichen Arm zur Rechten Moses einherziehen ließ, der die Wasser vor ihnen her spaltete, um sich einen ewigen Namen zu machen, 13 der sie durch die Tiefen ziehen ließ gleich dem Rosse in der Steppe, ohne dass sie strauchelten? 14 Gleich dem Vieh, welches in das Tal hinabsteigt, brachte der Geist des HERRN sie zur Ruhe. Also hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen.

 

Wir haben in den Versen vorher gesehen: Der Herr war treu, aber Israel ist untreu geworden und sie haben den Heiligen Geist betrübt. Und dann musste Gott sie strafen: Da wandelte er sich ihnen in einen Feind. Er selbst stritt wider sie. Wir denken an die schreckliche Wegführung der Juden nach Babylon und davor schon die Wegführung der 10 Stämme nach Assyrien. Und wir denken an die Wegführung aller Juden aus dem Land Israel ab 70 n. Chr., diese Zerstreuung in alle Welt. Nur ein ganz kleiner Überrest blieb zurück, so wie das Jesaja 6 vorausgesagt hatte. Aber weltweit wurden sie zerstreut. Und jetzt Vers 11: Da gedachte sein Volk der Tage vor alters, der Tage Moses. In all dieser Zerstreuung unter den Völkern, heimatlos, ständig verfolgt durch die Jahrhunderte hindurch kam die Frage auf: Wo ist dieser Gott, der so eingegriffen hatte früher, der uns aus Ägypten herausgeführt hatte, durchs Rote Meer hindurchgehen ließ, das Meer spaltete, wo ist dieser Gott? Und so sehen wir hier die Sehnsucht des Volkes, wieder eine Beziehung zu haben mit diesem Gott, von dem sie sich abgewendet haben. Sie sehnen sich danach, dass er wieder eingreift in ihre Geschichte. Vers 15 nochmals ein solches sehnsüchtiges Gebet:

15 Blicke vom Himmel herab und sieh, von der Wohnstätte deiner Heiligkeit und deiner Majestät! Wo sind dein Eifer und deine Macht­taten? Die Regung deines Innern

Wir haben ja vorhin gelesen Vers 9: in all ihrer Bedrängnis war er bedrängt. Wo ist das jetzt geblieben in all diesen Jahrhunderten, wo die Juden gehasst und verfolgt waren?

15 Die Regung deines Innern und deine Erbarmungen halten sich gegen mich zurück. 16 Denn du bist unser Vater;

Sehen wir im AT: unser Vater. Und das ist auch in den jüdischen Gebetsbüchern verbreitet, dass man Gott Avinu, unser Vater, nennt oder Hebräisch … - unser Vater, der du bist in den Himmeln. So sehen wir: Das 'unser Vater' ganz jüdische Art zu beten. Aber was man in den jüdischen Gebetsbüchern nicht findet, das ist, dass Gott Abba genannt wird. Da haben die Rabbiner gelehrt, man soll Gott nicht Abba nennen, das ist viel zu intim, weil Abba, das entspricht im Deutschen etwa Papa, das ist viel zärtlicher. Ich weiß, es ist der Unterschied: Es gibt so 15jährige Jungs, die würden zu ihren Kollegen nicht sprechen von ihrem Papa, ja, machen sie aber zu Hause schon. Und dann sagen sie: Mein Vater hat dazu gesagt, ja. Das ist viel distanzierter. Aber der Ausdruck 'Papa' ist viel intimer. Und so ist der Unterschied zwischen Avinu und Abba. Aber im NT sehen wir, dass der Herr Jesus, der ewige Sohn Gottes, er hat diese Beziehung. Und in Markus 14 im Garten Gethsemane bittet er: Abba, Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber. In der größten Not betont er diese innige Beziehung, die er als ewiger Sohn von Ewigkeit mit dem Vater hatte. Und so schön dann in Galater 4 und in Römer 8 wird gesagt von den Erlösten der Gemeinde, dass Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen gesandt hat, der da ruft: Abba, Vater. Das ist unerhört. Das ist für das Judentum undenkbar. So kann man Gott nicht anrufen. Aber wir können es, weil wir eine so tiefe Beziehung haben als Kinder Gottes, Johannes 1 Vers 12: So viele ihn [den Messias] aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu sein. Und das bedeutet, diese Beziehung zu dem ewigen Gott zu haben, die der Herr Jesus als der ewige Sohn von Ewigkeit hatte. Der Herr Jesus wird nicht 'Kind Gottes' genannt. Wir, aber er ist von Ewigkeit Sohn Gottes und wir sind es geworden durch die Wiedergeburt. Aber wir dürfen jetzt diese innige Beziehung haben zum Vater, so dass wir nicht nur sagen können unser Vater, sondern Abba, Vater. Ja, jetzt lese ich weiter Vers 16 von Kapitel 63:

16 Denn du bist unser Vater; denn Abraham weiß nicht von uns, und Israel kennt uns nicht; du, HERR, bist unser Vater; unser Erlöser von alters her ist dein Name. 17 Warum HERR lässt du uns von deinen Wegen abirren, verhärtest unser Herz, dass wir dich nicht fürchten? Kehre zurück um deiner Knechte willen, der Stämme deines Erbteils!

Sehen wir: Diese Sehnsucht, Gott soll jetzt vom Himmel herabblicken und soll sich dieses Volkes im Elend annehmen. Und das hat Jesaja alles prophezeit zu einer Zeit, als das Volk im Land war und die Wegführung nach Babylon war ja gar noch nicht geschehen. Und die Wegführung ab dem Jahr 70 in alle Welt war ja auch noch nicht geschehen. Und da wird beschrieben diese lange Zeit der Zerstreuung und der Beziehungslosigkeit zu Gott. Und das ist wirklich ein Punkt: Wenn man mit orthodoxen Juden eine so tiefe Beziehung bekommen kann im Gespräch, dann kann man das erleben, dass sie sagen: Wir tun so viel. Wir machen das und wir beachten diese Vorschriften, aber wir haben keine Beziehung. Und sie sehen, wie solche, die an Jesus Christus glauben, eine ganz lebendige Beziehung zu Gott haben. Und das kann wirklich eine Sehnsucht wecken, was sie im Judentum so nicht gefunden haben. Und diese Sehnsucht wird hier beschrieben: Gott möchte doch kommen und eingreifen. Sie fühlen sich so weit weg. Und Vers 17 ist ja schon gewaltig: Warum Herr lässt du uns von deinen Wegen abirren? Das ist ein klares Bekenntnis, wir sind einen falschen Weg gegangen, weg von deinem Wort.

Und das ist das große Problem, dass der Apostel Paulus in Römer 10 aufzeichnet. Es beginnt eigentlich am Schluss von Römer 9. Und da zeigt er: Israel hat durch seine Auslegung eine Parallelgerechtigkeit aufgebaut zu Gottes Gerechtigkeit. Sie haben versucht, die Gebote so auszulegen, dass man das Gefühl hat, wir halten eigentlich so ziemlich das Gesetz Mose ein, und erkennen gar nicht, dass sie es gebrochen haben und gar nicht in der Lage sind, dieses Gesetz einzuhalten. Und darum gehört das eben auch zu diesem Abweichen, dass man diese ganz komplizierte Auslegung aufgebaut hat, wie es im Talmud beschrieben ist, und das ist effektiv ein Hindernis. Nicht wahr, der Herr Jesus hat ja diese Überlieferung der Ältesten sehr stark angegriffen. In Markus 7 sagt er: Mit euren Überlieferungen der Ältesten hebt ihr sogar die Gebote Gottes auf. Jesaja hat trefflich über euch geweissagt. Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit weg von mir. Und der Herr Jesus hat immer wieder aufgezeigt, wie verschiedene Auslegungen falsch waren. Aber man war nicht bereit zu sagen: Jawoll, das war falsch, sondern man hat gesagt: In dem Fall ist dieser Mann aus Nazareth ein Verführer und er muss sterben. Und so hat das letztlich zu seiner Verwerfung geführt. Aber hier sehen wir das Gebet: Warum Herr lässt du uns von deinen Wegen abirren, verhärtest unser Herz, dass wir dich nicht fürchten? Und denken wir daran, in Römer 11, 8-10 und Vers 25 heißt es, dass Israel in der heutigen Zeit zum Teil Verstockung widerfahren ist. Und darum sind in den vergangenen 2000 Jahren prozentual so wenig Juden zum Glauben gekommen. Heute zeichnet sich eine Wende ab. Aber hier wird gesagt: Warum verhärtest du unser Herz, dass wir dich nicht fürchten? Und jetzt noch Vers 18. Ich muss noch vorher lesen:

17 … Kehre zurück um deiner Knechte willen, der Stämme deines Erbteils! [das Land Israel] 18 Auf eine kleine Zeit hat dein Volk es besessen: Unsere Widersacher haben dein Heiligtum zertreten. 19 Wir sind zu solchen geworden, über die du von alters her nicht geherrscht hast, die nicht genannt gewesen sind nach deinem Namen.

Merkt man, was darin steckt? Hier wird gesagt: Es war eine kleine Zeit, in der wir das Land Israel besessen haben. Nun, wenn wir heute die Geschichte Israels anschauen, dann können wir sehen durch das ganze AT hindurch – mit Ausnahme der babylonischen Gefangenschaft – bis ins Jahr 70 hat Israel das Land besessen von Josua, ja. Aber jetzt seither in den weiteren Jahrhunderten nicht mehr. Und erst ab 1882 kamen erste, zweite, dritte Einwanderung. Das heißt also: Die Zeit, die Jahre, die Israel das Land Israel besessen hat, ist deutlich kleiner [Ich hab auf dem Blatt die Jahre da vorgerechnet.], ist also ganz klar kleiner als die Zeit, wo es das Land nicht mehr besessen hat. Aber das steht schon in Jesaja: eine kleine Zeit oder den kleineren Teil haben wir das Land besessen und jetzt sind wir ein Volk, über das du von alters her nicht geherrscht hast. Wenn wir vergleichen: Die letzten 2000 Jahre jüdische Geschichte und das vergleichen mit dem AT, wo Gott ständig eingegriffen hat und sich um das Volk ganz deutlich gekümmert hat ab dem Auszug aus Ägypten, Wüstenwanderung, dann in der Zeit der Richter, wo Gott immer wieder Richter geschickt hat und wie Gott durch die ganze Geschichte hindurch so direkt gehandelt hat mit diesem Volk und plötzlich nichts mehr. 2000 Jahre einfach ein Volk, das herumreist in der ganzen Welt und nirgends zu Hause ist. Man fragt sich: Was ist mit diesem Volk? Und die sagen: Wir sind zu solchen geworden, über die du von alters her nicht geherrscht hast. Da sehen wir also, wie der Prophet Jesaja wirklich versetzt wird in die Endzeit und die Juden in der Endzeit rückblickend auf die ganze Geschichte beten sie so. Das ist gewaltig, sind prophetische Gebete. Und jetzt wird es so schön ab Kapitel 64 Vers 1 (Kapitel 63 Vers 19):

 

63 19 … O dass du die Himmel zerrissest, herniederführest, dass vor deinem Angesicht die Berge erbebten,

64 1 wie Feuer Reisig entzündet, Feuer die Wasser wallen macht, um deinen deinen Namen kundzutun deinen Widersachern, damit die Nationen vor deinem Angesicht erzittern, 2 indem du furchtbare Taten vollziehst, die wir nicht erwarteten; o dass du herniederführest, dass vor deinem Angesicht die Berge erbebten!

Die beten darum, dass Gott jetzt eingreift nach dieser langen Zeit, wo einfach alles so trostlos ausgesehen hat. Und sie beten darum, dass der Himmel zerrissen wird. Und das ist doch gewaltig, wenn wir denken: Was ist geschehen, als der Herr Jesus am Kreuz gestorben ist? Da wurde der Vorhang im Tempel zum Allerheiligsten zerrissen, um zu zeigen: Jetzt ist der Zugang an das Herz Gottes geöffnet. Nicht wahr, mit dem geschlossenen Vorhang konnte man Gott nur nennen: Avinu, unser Vater, aber mit dem zerrissenen Vorhang können wir ihn jetzt nennen: Abba, Vater. Und damit wollte Gott deutlich machen: Jetzt ist der Weg zu mir in die himmlische Herrlichkeit offen.

Ich habe mal die Idee gehabt, mal die Stellen durchzugehen im Alten und im Neuen Testament, wo gesagt wird, dass der Himmel geöffnet wird. Da haben wir z.B. Hesekiel 1, 1: Da taten sich die Himmel auf und ich sah Visionen Gottes, schreibt Hesekiel. Also der Himmel war zu und dann wurde der Himmel geöffnet. Und in Matthäus 3, 16 und Lukas 3, 21, als der Herr Jesus am Jordan war und betete, heißt es: Da tat sich der Himmel auf. Da kam diese Stimme: Dieser ist mein geliebter Sohn. Aber danach kam das Kreuz. Und seit dem Kreuz, immer wenn über einen offenen Himmel gesprochen wird, wird nicht mehr gesagt: Der Himmel wurde geöffnet, sondern wird gesagt: Der Himmel war offen. Also da ist es wichtig, dass man jedenfalls eine genaue Bibelübersetzung hat. Die alte Elberfelder oder die Elberfelder CSV Hückes­wagen ist so genau. Man lese also Apostelgeschichte 7, 56 bei Stephanus nach dem Kreuz, 10 Vers 11. Offenbarung 4 Vers 1 da sagt Johannes nach den Sendschreiben: Nach diesem sah ich und siehe, eine Tür war aufgetan in dem Himmel und die erste Stimme, die ich gehört hatte wie die einer Posaune mit mir reden, sprach: Komm hier herauf und ich werde dir zeigen, was nach diesem geschehen muss. Also wenn hier steht 'da wurde eine Tür aufgetan', das ist falsch übersetzt. Hat das jemand so? Glücklicherweise nicht. Also die Zeitform ist klar: war aufgetan. Und jetzt verstehen wir, wie dieses Lied, das wir singen: 'Der Himmel steht offen', das ist genau richtig gedichtet, nicht wahr. Es gibt manchmal so kleine Fehler in den Liedern, aber das ist so genau ausgedrückt: Der Himmel steht offen, Herz, weißt du warum? Weil Jesus gekämpfet, geblutet, darum. Also seit dem Kreuz steht der Himmel offen und hier sehen wir, wie der Überrest betet in der Endzeit: O, dass du die Himmel zerrissest. Und die Antwort wäre: Schon längst zerrissen, steht offen. Und dann beten sie, dass Gott vom Himmel herabkommen solle, eingreifen solle. Interessant, sie beten nicht, dass der Messias in Bethlehem geboren werden solle, ja. Aber das ist ja das Eigenartige: In Micha 5 steht, der Messias wird aus Bethlehem kommen: Und die Bethlehem Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher in Israel sein soll. Und die alten Rabbiner haben das richtig verstanden. Im Targum Jonathan ben Uzziel, das ist eine aramäische Übersetzung des ATs, die hat man in jeder Rabbinerbibel drin, ganz wichtig. Das ist eine Übersetzung, die ein bisschen kommentiert ist. Und dann steht dort auf Aramäisch nicht nur 'aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher sein soll', sondern die haben eingesetzt auf Aramäisch 'maschijach' – 'der Messias'. Das war klar: Der Messias wird in Bethlehem geboren werden. Aber in Daniel 7 Vers 14, das war auch immer klar: Der Menschensohn ist der Messias und er kommt auf den Wolken des Himmels und wird dann die Weltherrschaft übernehmen. Ja, was soll jetzt sein: Soll er in Bethlehem geboren werden oder soll er mit den Wolken des Himmels kommen? Und die Antwort ist ganz einfach: Er kommt zweimal, das erste Mal als Kind geboren in Bethlehem und ein zweites Mal wird er direkt aus dem Himmel kommen als der Sohn des Menschen auf den Wolken des Himmels. Und da beten sie um das zweite Kommen, dass er herabfahre, um Israel zu befreien. Ich lese jetzt weiter Vers 4 (Vers 3):

3 Denn von alters her hat man nicht gehört noch vernommen, hat kein Auge Gott gesehen außer dir, der sich wirksam erwiese für den auf ihn harrenden. 4 Du kommst dem entgegen, der Freude daran hat, Gerechtigkeit zu üben, denen, die auf deinen Wegen deiner gedenken. Siehe, du, du ergrimmtest, und wir haben gesündigt; darin sind wir schon lange, so lass uns gerettet werden! 5 Und wir alle sind dem Unreinen gleich geworden, und alle unsere Gerechtigkeiten gleich einem unflätigen Kleide; und wir verwelken allesamt wie ein Blatt, und unsere Missetaten raffen uns dahin wie der Wind.

Ganz interessant, die sagen hier im Gebet nicht 'unsere Ungerechtigkeiten sind gleich einem unflätigen Kleid, sondern die sagen 'unsere Gerechtigkeiten sind gleich einem unflätigen Kleid'. Alles das, was wir meinten mit unserer Auslegung, mit unserer talmudischen Auslegung, als eine Parallelgerechtigkeit aufzubauen, das ist ein unflätiges Kleid vor dir.

Nicht wahr, da steht im Gesetz z.B. man soll das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. Das ist eine klare Aussage. Also man soll nicht genau die Milch nehmen von einem Muttertier und dann dadrin das Junge kochen. Das ist so eine Achtung gegenüber dem Muttertier, ja, dass das so innere Gefühle hat für das Junge. Aber jetzt hat man sich gesagt: Es könnte ja sein, wenn man irgend Milch nimmt und kocht mit Fleisch, dass gerade eben die Milch ist von der Mutter. Ja, was kann man da machen, dass das nicht geschieht? Ja, man kocht einfach grundsätzlich nicht mehr Milchprodukte zusammen mit Fleischprodukten, außer es wäre Fisch. Dort weiß man, dass die Mutterfische, die haben keine Milch. Ja und wie ist es bei Geflügel? Ja, aber das Geflügel könnte man verwechseln mit Rindfleisch oder, wenn man nicht so draus kommt. Also grundsätzlich trennen. Ja, aber das Problem ist: Wenn man isst, ja, Milch und Joghurt und dann noch ein bisschen Fleisch, im Magen, das ist ja wie ein Kochtopf, kommt alles wieder zusammen. Ja gut, dann muss man das so trennen: Es gibt eine Mahlzeit, da darf man nur Milchprodukte essen, aber kein Fleisch und dann erst eine Stunde spätere Mahlzeit darf man wieder wechseln. Ja, aber wie ist das dann mit dem Geschirr? Ja, nicht wahr, es gibt Leute, die können abwaschen, aber es gibt Leute, die schaffen's nicht ganz, da können ganz mikroskopisch kleine Reste von Fleisch übrig bleiben. Und jetzt stell man sich vor, jetzt ist man darin ein Joghurt und zufällig wäre dieser Joghurt von einem Muttertier? Ja, dann muss man eben zwei Geschirr haben: eines für Milchprodukte und eines für Fleischprodukte. Aber merkt man: Man hat es immer weitergezogen, weitergezogen, weitergezogen – völlig über das hinaus, was Gott eigentlich meinte. Und dadurch ist das Gefühl entstanden: Wir handeln gerecht. Und jetzt sagen sie hier: Unsere Gerechtigkeiten sind geworden wie ein unflätiges Kleid. Wir können's gar nicht, wir brauchen einfach Vergebung. Jetzt les ich noch einfach runter und dann haben wir's. Vers 7 (Vers 6):

6 Und da war niemand, der deinen Namen anrief, der sich aufmachte, dich zu ergreifen; denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und uns vergehen lassen durch unsere Missetaten. 7 Und nun, HERR, du bist unser Vater; wir sind der Ton, und du bist unser Bildner, und wir alle sind das Werk deiner Hände. 8 HERR, zürne nicht allzu sehr und gedenke nicht ewiglich der Missetat. Sieh, schau doch her, dein Volk sind wir alle! 9 Deine heiligen Städte sind eine Wüste geworden, Zion ist eine Wüste geworden, Jerusalem eine Einöde. 10 Unser heiliges und herrliches Haus, worin unsere Väter dich lobten, ist mit Feuer verbrannt, und alle unsere Kostbarkeiten sind verheert. 11 Willst du, HERR, bei solchem an dich halten? Willst du schweigen und uns ganz und gar niederbeugen?

Und wenn wir dann nächstes Mal weiterlesen, sehen wir, nein, Gott wird kommen und wird eingreifen und wird sein Volk zum Ziel führen. Aber ich möchte noch mit diesem Gedanken schließen in Vers 7 sagen sie: Du hast dein Angesicht vor uns verborgen. Und in der Philosophie spricht man seit Auschwitz von der Gottesfinsternis. Das ist ein Ausdruck, den hat Martin Buber, ein Jude aus Deutschland, der vor den Nazis geflohen ist nach Amerika, geprägt und er hat nach der Judenvernichtung dort Vorträge gehalten und davon ein kleines Büchlein geschrieben: 'Gottesfinsternis'. Damit wollte er nicht sagen, Gott existiert nicht, wie viele atheistische Philosophen sagen, sondern er wollte sagen: In unserer Zeit ist es so wie eine Sonnenfinsternis. Die Sonne ist zwar da, aber wir sehen das Licht nicht, so , wie man es sehen sollte. Und wir leben heute in einer Zeit der Gottesfinsternis. Gott verbirgt sich, ja. Es ist genau, was die Bibel sagt. Gott hat sein Angesicht verborgen. Aber jeder aus diesem Volk und aus allen Völkern, die Jesus Christus als Retter ergreifen, die erfahren, dass Gott sich völlig offenbart, und zwar so, dass wir Gott nennen können Abba, Vater. Das ist doch wunderbar.

Wollen wir noch zum Schluss beten.

 

Herr Jesus Christus, wir danken dir für dein Wort, das so reich, so tief ist, und wir können es einfach lesen und die Kraft ist so deutlich, dass das Gottes Wort ist, was wir lesen. Es ist nicht Menschenwort. Und wir staunen immer wieder über deine Allwissenheit und wie das in dem prophetischen Wort so deutlich zum Ausdruck kommt. Und Herr Jesus, danke, dass du den Weg aufgetan hast, dass du den Himmel aufgerissen hast, so dass er jetzt offen steht für jeden, der zu dir kommt und mit dir ins Reine kommt. Danke Herr Jesus, dass wir auch diese frohe Botschaft heute noch verkündigen dürfen all den Menschen um uns herum. Der Himmel steht offen, weil du alles gut gemacht hast am Kreuz. Und wir bitten dich, das wir doch alle erleben dürfen, wie Menschen in unserer Umgebung umkehren und deinen rettenden Arm in Anspruch nehmen. Wir danken dir, dass du gekommen bist und dass du all diese Heilspläne des Vaters im Himmel ausgeführt hast, du, der ewige Sohn, du der ewige Gott. Amen.

 

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament