Die Entstehung der biblischen Bücher - Teil 1/2

 

 

 

Roger Liebi

02.09.2017

ID 31190

 

 

 

Heute Nachmittag wollen wir uns mit der Frage beschäftigen 'Woher kommt die Bibel?'. Es geht insbesondere um die Entstehung der Bibelbücher. Wie sind die Bibelbücher entstanden? Wir beginnen ganz unten, so einfach wie nur möglich. Wie steht es mit dem Aufbau der Bibel?

Die Bibel besteht aus zwei Teilen. Das ist wohl allen klar. Aber wenn man mit Leuten auf der Straße über die Bibel spricht, ist das für viele überhaupt nicht klar. Die wissen nicht, dass es ein Altes Testament gibt und ein Neues Testament. Und dann muss man erklären ganz unten: Das AT das ist der erste Teil der Bibel. Der besteht aus 39 Büchern, wurde geschrieben von der Zeit von Mose nach der strikten Chronologie 1606 v. Chr. bis zum letzten alttestamentlichen Propheten. Das war Maleachi um 420 v. Chr. Was das AT, das eben vor Christus geschrieben wurde, so vereint, ist diese rote Linie, die sich vom ersten bis zum letzten Bibelbuch durchzieht. Es ist eine Verheißung: Der Messias, der versprochene Erlöser, wird kommen und er wird vom ersten bis zum letzten Buch des ATes immer detaillierter und genauer beschrieben.

Vor 2000 Jahren kam Jesus Christus. Er hat die Prophezeiungen aus dem AT in Bezug auf den leidenden Messias erfüllt – über 300 Prophezeiungen – und ist am Kreuz gestorben, so wie das die Schriften des ATs vorausgesagt haben (Jesaja 53, Psalm 22 usw.) und ist auferstanden. Und seine Nachfolger hatten den Auftrag bekommen, das NT zu schreiben. Eine Sammlung von 27 Büchern, geschrieben in der Zeit zwischen 32 und 100 n. Chr. Und wenn ich sage 'zwischen', dann ist das nicht das Gleiche wie 'von bis', ja. In der Mathematik lernt man 'von bis', dann wäre das erste Buch im Jahr 32 geschrieben worden, ist aber nicht so, aber nach 32. Und das letzte Buch wurde nicht im Jahr 100 n. Chr. geschrieben, sondern etwa 98, also zwischen 32 und 100 n. Chr. Das NT wird zusammengehalten durch einen roten Faden, der heißt: Erfüllung. Der Messias ist gekommen. Das NT zeigt: Die Verheißung des ATs, der Messias, der verheißene Erlöser, wird kommen, ist nun in Erfüllung gegangen.

Dieses Alte und Neue Testament zusammen beschreibt die ganze Geschichte. In den Büchern von 1. Mose – das ist das erste Buch der Bibel – bis Offenbarung – das letzte Buch der Bibel – wird alles beschrieben: Von der Schöpfung im Anfang – die Bibel beginnt mit 'Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde' – und das geht bis zur Offenbarung, die beschreibt, dass nach diesem Kosmos eine neue Welt kommen wird. Dieser Kosmos wird aufgelöst werden und Gott erschafft einen neuen Himmel und eine neue Erde, Offenbarung 21, 1.

Und hier haben wir den Zeitstrahl vor uns. Also alles von der Schöpfung bis zur Neuschöpfung, diese ganze Menschheitsgeschichte, wird beschrieben in dem Alten und in dem Neuen Testament. Und der Messias, Jesus Christus, ist das absolute Zentrum von beidem, von Altem und Neuem Testament.

Diese Bibel, Altes und Neues Testament, wurde ursprünglich in 3 Sprachen aufgeschrieben. Das AT auf Hebräisch. Darum hab ich hier eine hebräische Handschrift aufgeführt, und zwar die prächtigste hebräische Handschrift, die es gibt. Das ist der 'Kodex Aleppo'. Das ist die allerbeste Handschrift, die wir besitzen, von all den Tausenden von hebräischen Handschriften. Das ist eine Handschrift, die wurde verfasst im Mittelalter, aber sie gibt ganz genau den Text wieder, der einst im Tempel zu Jerusalem aufbewahrt worden war bis ins Jahr 70. Und diese Handschrift beinhaltet nicht nur die Konsonanten – das sind die hebräischen Buchstaben, man schreibt nur die Konsonanten, – sondern auch Vokalzeichen mit Strichen und Punkten. Sieht man das? Und musikalische Zeichen, wie man den Text in der Synagoge bzw. im Tempel singen muss. Und dann noch hier die zusätzlichen Randbemerkungen und auch Fußnoten, die erklären, dieser und jener Ausdruck kommt soundsoviel Mal vor im ganzen AT. Achtung, dieses Wort kommt nur einmal vor. Ganz genau so schreiben, auch nicht die Orthographie verändern. Und eben mit all diesen Zusatzzeichen ist der 'Kodex Aleppo' die perfekteste Handschrift schlechthin. Heißt Aleppo, weil er lange Zeit der Stolz war der Juden in der Synagoge von Aleppo, Nord-Syrien. Aleppo ist ja in der jüngeren Vergangenheit durch traurige, schreck­liche Ereignisse weltbekannt geworden. Aber eigentlich hätte man Aleppo schon vorher kennen sollen wegen des 'Kodex Aleppo', der allerdings infolge von antisemitischen Ausschreitungen in Syrien 1948, als der Staat Israel gegründet wurde, verschwunden ist, spurlos verschwunden. Aber Jahre später tauchte er wieder auf mit einer Einbuße, ein Teil ist verlorengegangen, aber der Rest ist immer noch da. Ja, und hier eine Seite aus diesem wunderbaren 'Kodex Aleppo' auf Hebräisch.

Aber es ist so, dass im AT gewisse Teile, einige Kapitel im Buch Daniel Kapitel 2 Vers 4 bis zum Schluss von Kapitel 7 und dann verschiedene Abschnitte im Buch Esra auf Aramäisch geschrieben worden sind. Aramäisch ist eine verwandte Sprache von Hebräisch, aber nicht ein Dialekt, sondern eine andere Sprache, aber sehr eng verwandt. Und es ist auch so: Ein Vers in Jeremia 10 ist aufgeschrieben in Aramäisch.

Ja, und das NT, das wurde aufgeschrieben in Griechisch, durchwegs Griechisch. Und darum hab ich hier ein Beispiel einer Handschrift des NTs auf Griechisch aufgeführt.

Das AT wurde – wie gesagt – geschrieben von Mose. Nach strikter Chronologie war der Auszug aus Ägypten im Jahr 1606 v. Chr. bis auf Maleachi ca. 400 oder noch besser 420 v. Chr. Und wie schon angedeutet, das AT ist eigentlich eine Bibliothek von 39 Büchern: 1. Mose, 2. Mose, 3., 4., 5. und dann Josua, Richter, 1., 2. Samuel, usw. usf. Eine ganze Bibliothek, geschrieben im Zeitraum von etwa 1200 Jahren, und zwar von ca. 30 verschiedenen Schreibern. Unter diesen Schreibern haben wir Könige, Staatsbeamte, Hirten, Musiker usw. usf. Also ganz verschiedene soziale Schichten. Und dann auch an ganz verschiedenen Orten haben sie aufgeschrieben. Aber es ist eine ganze Bibliothek.

Wenn wir sagen 39 Bücher, dann ist das die Zählung, wie diese Bücher normalerweise in einer deutschen Übersetzung vorkommen. Nun ist das so: Ursprünglich war z.B. 1./2. Samuel nicht 2 Bücher, das wurde später aufgeteilt. Aber in Bezug auf den Inhalt hat es überhaupt keine Veränderung. Ob man jetzt das als ein Buch zählt oder als zwei Bücher, das ist nicht so wichtig. Aber es ist doch nützlich zu wissen, ursprünglich war das ein Buch. 1./2. Könige war auch ein Buch. 1./2. Chronika war auch ein Buch. Es ist einfach wichtig, um zu wissen, diese Zahl 39, die hat eigentlich nichts zu bedeuten, nichts Spezielles. Die entsteht eben durch diese z.T. künstliche Aufsplitterung von langen Schriftrollen in eben zwei Schriftrollen.

In der hebräischen Bibel ist auch die Anordnung der Bibelbücher etwas anders als in einer üblichen deutschen Übersetzung. Das hängt damit zusammen: Im Deutschen hat man die Anordnung übernommen aus der ältesten Übersetzung. Die älteste Übersetzung auf Griechisch war die Septuaginta, hergestellt in Alexandria, Ägypten, von Juden im 3. Jahrhundert v. Chr. Ja, die haben das etwas anders aufgeteilt. Und das hat man in der deutschen Übersetzung übernommen. Aber in Bezug auf den Inhalt ist das eben keine Veränderung.

Und in der hebräischen Bibel sind die Bücher so angeordnet: Wie in der deutschen zuerst die 5 Bücher Mose. Das ist die Thora, auf Hebräisch 'Thora' – 'Das Gesetz' oder 'Weisung'. 'Thora' geht nämlich zurück auf das Wort 'Horah'. Das heißt 'Ausstrecken', und zwar den Finger. Mit dem Finger lehren, hinweisen. Und darum kann man auch 'Thora' sehr schön übersetzen mit 'Weisung'. Die Weisung. Der Wille Gottes, seine Gebote werden hier gezeigt und die Thora weist hin auf den Erlöser, der das Problem lösen kann, wenn man feststellt, wir sind ja gar nicht fähig, Gottes Gebote auszuleben. Wir brauchen einen Erlöser. So ist die Thora die Weisung hin auf den Messias.

Dann kommt der zweite Teil in der hebräischen Bibel, der heißt 'Die Propheten', Hebräisch 'Nevi'im'. Ich habe heute Morgen schon erklärt 'im' ist die Mehrzahl­form männlich im Hebräischen. Also die Nevi'im das sind die Propheten. Und die werden nochmals aufgeteilt in zwei Gruppen: die sogenannten vorderen Propheten und dann die hinteren Propheten. Und zu den vorderen Propheten gehören die Bücher Josua, Richter, Samuel und Könige. Warum heißen diese Geschichtsbücher 'Propheten'? Weil sie eben von Propheten verfasst worden sind. Josua war ein Prophet, der unter Inspiration des Heiligen Geistes schrieb. Richter – werden wir sehen – wurde geschrieben von dem Propheten Samuel und dann vollendet von den Propheten Gad und Nathan. Und das Buch der Könige wurde geschrieben von dem Propheten Jeremia. Also das sind die vorderen Propheten.

Und die hinteren Propheten, das sind diese Bücher, die wir ganz speziell als prophetische Bücher kennen: die großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel. Und dann die zwölf kleinen Propheten.

Allerdings gibt es da ein kleines Problem. In den heutigen hebräischen Bibeln ist Daniel der Prophet nicht bei den Propheten eingeordnet sondern im dritten Teil unter den Schriften. Aber es gibt Hinweise, dass er ursprünglich eben eingeordnet war bei den Propheten. Und zwar wird Daniel in den Schriften von Qumran am Toten Meer in der Handschrift, die nennt man 'Florilegium', wird er genannt 'Daniel, der Prophet'. Und auch der Herr Jesus in Matthäus 24 sagt 'Daniel, der Prophet', Vers 15. Er war da drin in diesem Teil der Propheten, wurde aber später versetzt. Warum? Weil Daniel die genaue Zeit beschreibt, wann der Messias kommen sollte. Wenn man diese Prophetie der Jahrwochen in Daniel 9 rechnet, kommt man auf das Jahr 32 und das hat sich genau erfüllt in dem Kommen des Herrn Jesus Christus an Palmsonntag 32 n. Chr. Und dann sagt Daniel 9: Und danach wird der Messias ermordet werden und danach wird ein Volk kommen, das wird die Stadt und das Heiligtum zerstören. So hat sich das erfüllt: Der Herr Jesus wurde 5 Tage nach Palmsonntag ermordet, gekreuzigt und im Jahr 70 kamen die Römer und sie haben Jerusalem und den Tempel zerstört. Nun schreibt einer der größten Rabbiner des Mittelalters Moshe Ben Maimon in seinem Brief 'Iggeret ha Teman', ein jemenitscher Brief an eine Gemeinschaft im Jemen im Hochmittelalter: „Es hat uns Daniel die Wissenschaft der Zahlen kundgetan, doch dieweil sie uns verborgen ist, haben die Weisen gesegneten Andenkens [das sind die alten früheren Rabbiner] gesagt, dass man diese Zahlen nicht nachrechnen soll, um nicht den Einfachen im Volk ein Ärgernis zu geben, das sie zu Fall bringt, wenn sie feststellen, dass diese Zeiten abgelaufen sind und der Messias nicht gekommen ist.“ Und so kam man im Judentum ganz weg, auf solche prophetischen Zahlen zu achten. Und man wollte das als Spekulation ganz auf die Seite schieben. Und damit man sich weniger damit beschäftigt, hat man Daniel offensichtlich verschoben in den letzten Teil, unter die Schriften, dass er richtig untergeht.

Aber merkt man etwas Interessantes, die Zahlenverhältnisse sind so: Das Gesetz Mose besteht aus 5 Büchern. Und dann kommen die Propheten. Mit Daniel bestehen sie aus 20 Büchern. Und wir werden gleich sehen, die Schriften, der dritte Teil, besteht aus 10 Büchern, wenn wir dort Daniel nicht haben, sondern ihn an den richtigen Ort tun. Die Zahlenverhältnisse sind gestört. Dann gibt es nämlich 19 Propheten und 11 Schriften. Aber wenn Daniel richtig eingeordnet wird, dann haben wir 20 Bücher der Propheten und 10 Bücher der Schriften. Sind alles das Vielfache von 5, von der Thora, die die Basis ist für das ganze AT, wie wir noch sehen werden. So entsteht wieder die Ordnung, wie sie ursprünglich war. Das AT besteht also aus 5 plus 20 plus 10 Büchern. Ja, und damit müssen wir also sagen, wir haben 4 große Propheten: Jesaja, Jeremia, Hesekiel, Daniel. Und dann die zwölf kleine Propheten.

Und jetzt kommt der dritte Teil, die Schriften oder auch einfach die Psalmen. Auf Hebräisch nennt man diesen Teil 'Ketuvim'. Das sind die Schriften. Und da steht normalerweise am Anfang eben die Psalmen, das Buch der Psalmen. Und darum kann man eben diesen Teil nennen 'die Schriften' oder 'die Psalmen', weil sie diesen Teil eröffnen. Und dann kommt Sprüche, Hiob, Hoheslied, Ruth, Klagelieder, Prediger, Esther. Wie gesagt, Daniel ist da heute drin, aber sollte eigentlich wieder zurück getan werden zu den Propheten. Und dann Esra, Nehemia, das ursprünglich ein Buch bildete, und dann Chronika, auch als ein Buch. Und so haben wir dann die 10 Bücher der Schriften.

Jesus Christus hat diese Aufteilung, die man im Judentum gemacht hat: In Thora, Nevi'im und Ketuvim/Uchtuvim … Ja, merkt man, wenn das 'un', das man anhängt, da steht, dann wird das 'k' weich, dann sagt man nicht 'Uketuvim', sondern man sagt 'Uchtuvim', ja. Wenn das 'U' nicht ist, dann sagt man 'Ketuvim' hartes 'K'. Warum erklär ich das? Das führt zur Abkürzung. Im Judentum nennt man das AT den 'Tanach'. 'T' für 'Thora'. 'N' für 'Nevi'im'. 'Ch' für 'Ketuvim', ja, oder weich ausgesprochen 'Uchtuvim'. Und so geht das, wenn man einfach 'AA' einsetzt 'Tanach'. Also der Tanach ist einfach: Gesetz Mose, Propheten und die Schriften. Ja, und der Herr Jesus hat diese Einteilung anerkannt. In Lukas 24 lesen wir, wie er den Emmaus-Jüngern auf dem Spaziergang – das war eine Wanderung, 2 ½ Stunden geht das von Jerusalem bis nach Emmaus, – da hat er ihnen das AT im Überblick erklärt, alles, was sich auf den Messias, den leidenden Messias, bezog. Und da lesen wir in Lukas 24, 25:

25 … O ihr Unverständigen und trägen Herzens, zu glauben an alles, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht der Christus [das ist Griechisch für 'der Messias'] dies leiden und in seine Herrlichkeit ein­gehen? 27 Und von Moses und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.

Und dann noch deutlicher. Später begegnet der Herr den elf Aposteln und sagt in Vers 44, im gleichen Kapitel:

 

44 Er sprach aber zu ihnen: Dies sind die Worte, die ich zu euch redete, als ich noch bei euch war, dass alles erfüllt werden muss, was über mich geschrieben steht in dem Gesetz Mose und den Propheten und Psalmen.

Das sind die drei Teile. Also Psalmen steht hier nicht nur für das Buch der Psalmen, sondern eben für die 'Ketuvim' – 'die Schriften'. Und dann heißt es noch:

45 Dann öffnete er ihnen das Verständnis, um die Schriften zu verstehen,

Also er hat ihren Verstand aufgeschlossen, der zu war. Ah, dann haben sie das AT begriffen. Also wenn man das AT nicht versteht, dann ist der Verstand zu. Und der muss aufgeschlossen werden. Und der Herr kann das. Er öffnet das Verständnis oder den Verstand. 'nus' bedeutet Verständnis und Verstand. Der Verstand muss aufgeschlossen werden. Bei den Emmaus-Jünger heißt es in Vers 32, sie sagen rückblickend auf diese Lektionen 2 ½ Stunden Minimum … man kann ja beim Wandern auch mal zwischendurch wieder stehen, etwas vertiefen und dann weitergehen. Dann waren's mehr als 2 ½ Stunden.

32 … Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?

Die Schriften öffnen, den Verstand öffnen, es braucht beides: Man muss die Bibel aufmachen, lesen – das ist eines. Und eben Erklärungen bekommen, aber da muss eben ganz speziell der Verstand geöffnet werden und dann kann man die Erklärungen und die Schriften verstehen.

Nun haben wir gesehen: Alles beginnt mit diesem besonderen Datum 1606 v. Chr. Auszug der Kinder Israel aus Ägypten. Sie haben als Sklaven gewirkt in Pitom und Ramses-Stadt, da im Nildelta. Gott hat sie unter der Leitung von Mose herausgeführt aus Ägyptenland durchs Rote Meer in die Sinai-Wüste. Und dort am Horeb – im Sinai – haben sie die zehn Gebote bekommen. Damit beginnt alles: mit zwei Tafeln, die Gott selber beschrieben hat mit einer Buchstabenschrift. Ich werde am Schluss noch näher darauf eingehen: Das war eine Sensation, mit Buchstabenschrift, nicht in Hieroglyphenschrift, auch nicht in Keilschrift. Das sind ganz komplizierte Schreibsysteme. Da muss man viele Jahre studieren und lernen, auswendig lernen, bis man diese Systeme kann, und muss etwa 600 Zeichen kennen. Aber mit einer Buchstabenschrift von 22 einfachen Zeichen, dass können – jetzt hätt ich fast gesagt 'Babys lernen'. Ja, also, Kleinkinder können das lernen.

Und es gibt Orte … Ich war kürzlich in Singapur, hab ich gelernt: Bevor die in den Kindergarten kommen, müssen die schon schreiben können, ja. Also da müssen die Eltern dann schauen, dass die Kinder das können. Denn Kindergärtner die können schon schreiben, ja. Aber es gibt ja bei uns Kinder, die lernen das selber von ihren älteren Geschwister. Da sagen sie: „Wie macht man denn 'm' und wie macht man 'k'?“ Und die sagen es ihnen und dann können die schon kleine Karten oder Briefe an Großmutter schreiben, ehe sie in die Schule gehen. Das ist nicht, weil das kleine Genies sind, – das sind sie gar nicht – sondern die Schrift ist so einfach.

Und eben da in der Geschichte – werden wir noch sehen – taucht die Buchstabenschrift auf als Programm. Gottes Wort für alle Leute, nicht nur für Berufsschreiber. Für alle Menschen. Denn ein normal Begabter kann eben so ein paar Buchstaben lernen, um dann zu lesen. Und so hat Gott zwei Tafeln gegeben mit den zehn Geboten, die wir in 2. Mose 20 finden. Und ich habe das extra durchgeschaut: Mit den zehn Geboten kann man übrigens grad alle 22 Buchstaben lernen, ja, kommen alle Buchstaben vor.

Und dann hat Mose im Verlauf dieser 40jährigen Wüstenwanderung schließlich das ganze Werk vollendet: 1. bis 5. Mose, die ersten fünf Bücher der Bibel, und hat sie Israel übergeben. Israel ist das Volk des Buches geworden. Sie beka­men dieses Buch von Gott, eben den ersten Teil der Bibel oder den ersten Teil des Alten Testamentes, ja, den ersten Teil des ersten Teiles, die Thora.

Aber Mose gab ihnen auch das Buch Hiob, das von einem Mann handelt, der im heutigen Jordanien lebte, im Land Uz, und zwar in der Zeit nach der Sintflut und eben offensichtlich vor Abraham. Abraham kommt gar nicht vor im Buch Hiob, auch nicht Isaak und Jakob, die Stammväter Israels. Aber das war ein gottesfürchtiger Mann dort im heutigen Jordanien, im Land Edom. Denn das Land Uz wird im AT gleichgesetzt mit dem Land Edom. Dort kam er her, kannte den wahren Gott. Aber eben dieses Buch in seiner fertigen Form auf Hebräisch, so, wie wir es in der Bibel haben, hat Mose dem Volk Israel übergeben. So wird das in der jüdischen Überlieferung festgehalten. Ich gehe noch weiter dann auf diese jüdische Überlieferung ein.

Und natürlich hat Mose auch noch Psalm 90 geschrieben. Also die Israeliten hatten nicht das Buch der Psalmen damals nach dem Auszug aus Ägypten, aber sie bekamen den Psalm 90 als einzelnen Text. Und der beginnt ja so: Ein Gebet von Mose, dem Mann Gottes. Und da beschreibt er diese Zeit der Wüstenwanderung und erklärt, das Leben des Menschen ist so kurz und schwindet dahin. Die ganze Auszugsgeneration musste ja während diesen 40 Jahren in der Wüste sterben und nur die nächste Generation kam dann ins verheißene Land. Und da lesen wir in Psalm 90, 10:

9 Denn unsere Tage schwinden durch deinen Grimm, wir bringen unsere Jahre zu wie einen Gedanken [Ja, schnell was denken, ja. So kurz.]. 10 Die Tage unsrer Jahre – ihrer sind siebzig Jahre, und wenn in Kraft, achtzig Jahre, und ihr Stolz ist Mühsal und Nichtigkeit, denn schnell eilt es vorüber, und wir fliegen dahin.

Und dann in Vers 12:

12 So lehre uns denn zählen unsere Tage, auf dass wir ein weises Herz erlangen!

Das hatten sie als Belehrung zusätzlich bekommen. Und Mose war bestätigt worden durch all diese Zeichen und Wunder, die zehn Plagen in Ägypten, die zum Zusammenbruch des ägyptischen Reiches geführt hatten. Auch die Zeichen, die Mose vor dem Pharao tat mit der Hand, die aussätzig wurde und wieder gesund. Und mit dem Stab, der zur Schlange wurde und wieder zum Stab. Und all diese Zeichen und Wunder am Sinai: Erdbeben, der Berg rauchte und brannte und man hörte eine Stimme aus der Wolke. Gott sprach mündlich alle zehn Gebote. Ganz Israel hörte das. Das vielleicht etwa 4 Millionen Volk hörte akustisch die Stimme Gottes. Und Mose musste hinaufsteigen und vom Berg die zehn Gebote holen. Und so war Mose als Gottes Prophet bestätigt durch Zeichen und Wunder, so dass kein Zweifel sein konnte für ganz Israel, dass das nicht etwa eine menschliche Sache war, sondern dass das Bücher sind inspiriert vom Geist Gottes. Aber am Ende seines Lebens, am Ende der Wüstenwanderung, hat Mose acht Abschiedsreden gehalten. Und weil er ungehorsam war in der Sache mit dem Felsen, den er schlug anstatt mit ihm zu reden, da – 4. Mose 20 berichtet davon – da hat Gott gesagt: Du wirst nicht ins Land gehen, du wirst das Land nur sehen. Und so sah er das vom Berg Nebo das verheißene Land, starb dann. Gott hat ihn begraben.

Und der Nachfolger war Josua. Josua durfte das Volk ins verheißene Land hinein führen. Und – das ist eigentlich ganz interessant – Josua, Hebräisch Jehoschua, ist die Langform. Die Kurzform von Jehoschua ist Jeschua. Und das ist der hebräische Name für Jesus. Die älteste Bibelübersetzung – die Septuaginta – hat 'Das Buch Josua' wiedergegeben mit 'Das Buch Jesus'. Jesus führte das Volk in den Segen des verheißenen Landes. Mose, der das Gesetz verkörperte, der durfte es nur sehen, nur darauf hinweisen. Und so wird da schon angedeutet: Das Gesetz mit all den Geboten kann uns Menschen nicht retten. Es zeigt uns nur, dass wir gar nicht fähig sind, Gott zu genügen. Wir sind Sünder, wir brauchen einen Erlöser, jemand, der uns gnädig in den Segen hineinführt. Und da haben wir mit Josua, dem Nachfolger von Mose, bereits einen Hinweis auf den kommenden Erlöser. Und nun ganz wichtig: In 5. Mose 34 lesen wir in Vers 9:

9 Und Josua, der Sohn Nuns, war erfüllt mit dem Geist der Weisheit; denn Mose hatte seine Hände auf ihn gelegt; und die Kinder Israel gehorchten ihm und taten, so wie der HERR dem Mose geboten hatte. 10 Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, welchen der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht, 11 nach all den Zeichen und Wundern, die der HERR ihn gesandt hatte zu tun im Land Ägypten, an dem Pharao und an allen seinen Knechten und an seinem ganzen Land, 12 und nach all der starken Hand und nach all dem Großen und Furchtbaren, das Mose vor den Augen des ganzen Volkes Israel getan hatte.

Fertig. Diese acht Abschiedsreden hielt Mose am Ende seines Lebens, da in der Nähe vom Berg Nebo in den Gefilden Moabs, auf heute jordanischem Boden, gegenüber von Jericho, aber jenseits des Jordans. Und diese Reden ergaben das 5. Buch Mose. Damit war alles abgeschlossen. Und 5. Mose 34 beschreibt: Mose starb, aber er hat Josua als Nachfolger eingesetzt und gewissermaßen beglaubigt. Und so hat Israel diesen nächsten Propheten akzeptieren können, weil Mose ihn in Gottes Auftrag dazu eingesetzt hatte. Und nun, dieser Josua/Jehoschua/Jeschua/Jesus führte das Volk ins Land. Das Erste war die Eroberung Jerichos (Josua 6). Und hier sehen wir noch den unteren Teil der Mauern von Jericho, die eingestürzt sind. Die Tonziegelmauer da drüber ist nach außen runtergefallen, 40 Jahre nach dem Auszug aus Ägypten, 1566 v. Chr. Und man sieht hier die Mauern genau aus dieser Zeit. Ja, und das nächste Buch hat Josua geschrieben. Und darum war es für Israel ganz klar, das Buch Josua, das ist die Fortsetzung der 5 Bücher Mose und von Hiob und von Psalm 90. Das war bis dahin ihre Bibel.

Da brauchte es kein Konzil, das beschloss: Welches sind da die kanonischen Bücher, die anzuerkennen sind? Nein, das war vollkommen klar. Josua war als Prophet bestätigt durch Mose, der überwältigend bestätigt worden war durch Zeichen und Wunder und das direkte Eingreifen Gottes während der ganzen Wüstenwanderung.

Und danach kam die Zeit der Richter, eine Zeit von 450 Jahren. Wenn man all die Zahlen zusammenrechnet ab dem ersten Richter bis auf Samuel, kommt man genau auf 450 Jahre. Und das erwähnt Paulus in Apostelgeschichte 13: Für 450 Jahre gab er ihnen Richter bis auf Samuel. In der Richterzeit, in der Zeit von Debora, da wurde Hazor schließlich erobert. Und hier sieht man den Palast von Jabin, dem König von Hazor zur Zeit der Richterin Debora, Richter 4. Und so hat also Samuel, der Prophet, das Buch der Richter geschrieben. Aber nicht nur das. Er hat auch das Buch Ruth geschrieben, das ja auch von der Richterzeit handelt. Warum hat er das nicht ins Buch der Richter hinein getan? Das müssen zwei verschiedene Bücher sein. Denn Richter zeigt den traurigen siebenfachen Abfall der Israeliten in dieser Zeit. Aber das Buch Ruth zeigt etwas ganz anderes: Eine Frau, die aus dem Götzendienst Moabs kam, hat den wahren Gott erkannt und hat die Götzen auf die Seite getan und wollte ganz dem Gott Israels nachfolgen. In dieser gleichen Zeit, als die Richter richteten, geschah das und wurde hier beschrieben. Und die, die ursprünglich den wahren Gott kannten, im Buch der Richter beschrieben, siebenmal fallen sie ab. Und so ist es oft, dass solche, die verwöhnt sind mit dem Wort Gottes, das werden oft die, die ganz überdrüssig sind und eigentlich gar nicht mehr so richtig vom Stuhl fallen, wenn sie etwas ganz Neues aus der Bibel hören. Aber dann solche, die das alles nicht hatten, die können dann so begeistert sein von Gottes Wort. Ja, das ist so etwa Ruth und Richter auf die heutige Zeit über­tragen.

Nun, die jüdische Überlieferung gibt uns den Hinweis, dass Samuel auch einen Teil des Buches Samuel, das eben auch ein Buch war ursprünglich, geschrieben hat. Aber natürlich nicht das, was nach seinem Tod geschehen ist. Das haben die Propheten Gad und Nathan geschrieben.

Und nun ist es so mit dieser Überlieferung, das kann man nachlesen im Talmud und zwar im Traktat Baba Bathra 15a. Da kriegen wir ganz wichtige Informationen, auch z.B. dass das Buch Hiob von Mose Israel gegeben wurde. Und eben dass Samuel das Buch der Richter geschrieben usw. Das sind also Überlieferungen im jüdischen Volk, die weitergegeben worden sind von Generation zu Generation von Leuten, die es damals eben noch wussten. Nicht wahr, die liberalen Theologen, die bestreiten ja alles, außer ihrem eigenen Wissen. Und darum, die würden uns sagen: Mose hat gar nicht die 5 Bücher Mose geschrieben und Josua hat nicht Josua geschrieben. Aber eben, das sind Leute, die so ein paar Tausend Jahre später gekommen sind und meinen, sie wüssten alles besser. Aber wenn wir auf die Tradition gehen aus Israel, die wirklich das AT über die Generationen hinweg bekommen haben, dort sind wir besser bedient mit ursprünglicher Information.

Hier sehen Sie einfach eine Seite aus dem Talmud. Das heißt: Der Talmud ist das wichtigste theologische Werk nach der Bibel. Der Talmud ist nicht inspiriert. Dort haben wir einfach Überlieferungen und aber auch rabbinische Diskussionen, auch Spekulationen. Der Talmud ist eigentlich ein Sammel­surium. Und wer einfach so sich auf den Talmud stürzt, der kann völlig durcheinander kommen. Man muss nämlich wissen, was ist Halacha und was ist Haggada. Haggada das können irgendwelche erfundenen Geschichtchen sein. Und Halacha das müssen rabbinische Richtlinien sein, die ganz stark und gut abgestützt sind, ja. Und wenn man das alles nicht weiß, dann ist das wie wie ein Sumpf. Also man kann da einfach ertrinken darin. Und die orthodoxen Juden im allgemeinen, die studieren den Talmud mehr als die Bibel. Und darum ist es auch so, dass sie oft die Bibel sehr schlecht kennen. Also viele von uns, die würden die Bibel besser kennen als orthodoxe Juden, muss man wissen. Die lesen die ganze Zeit Talmud anstatt die Bibel, ja. Und das ist das ist ein unendliches Werk. Ich hab es z.B. in deutscher Ausgabe in etwa 12 Bänden, die Goldschmidt Ausgabe. 12 dicke Bände. Da kann man sich völlig darin verlieren. Und übrigens, Talmud hier, ist nur das hier, das mit den großen Buchstaben. Und dann haben wir hier einen Kommentar über den Talmud von Raschi, ja. Und da nochmals einen Kommentar und darunter nochmals einen Kommentar. Da gibt es also Kommentare über die Kommentare. Und da kann man sich völlig verlieren. Aber es gibt eben nützliche Informationen. Und wenn man eben so aussuchen kann … Es ist wie Internet. Es ist wie Internet, ja. Und es gibt so viele Leute, die wirklich, die ersaufen im Internet, wörtlich, im Sumpf, ja. Und es gibt andere, die wissen genau, wo sie hin müssen und dann fertig. Und dann fertig. Und man kann, wenn man weiß, wo man suchen muss, kann man die Information kriegen, die man braucht. Und so ist es auch mit dem Talmud. Also wenn man weiß, wo und wie, dann findet man hier ganz wertvolle Traditionen, Überlieferungen des Judentums. Und gerade eben mit  Baba Bathra hat man wertvolle Hinweise.

Nun, an dieser Stelle ein ganz grundlegendes Wort zu all den Bibelbüchern nach Mose. Mose war klar bestätigt durch diese Wunder in Ägypten und in der Wüste und durch das direkte Eingreifen Gottes. Und man muss sich klar vor Augen halten, z.B. die Stiftshütte, die Mose nach den Anweisungen Gottes bauen ließ, die war bestätigt durch eine Wolke, die jeden Tag über der Stiftshütte zu sehen war. Und nachts war diese Wolke eine Feuersäule und die Stiftshütte verbrannte nicht. Jeder konnte in Israel erkennen: Das ist nicht einfach etwas Menschliches. Wie ist das möglich? Und die andern Völker die haben keine Schechina. Die Ägypter, die haben viele Götter, aber die hatten keine Schechina über ihren Tempeln, nur die Stiftshütte. Und die Kanaaniter, viele Tempel, aber die hatten keine Schechina. Nur das Heiligtum des Gottes der Bibel. So war Mose bestätigt.

Aber jetzt alle weiteren Propheten, die mussten einen prophetischen Test bestehen. Und das sind grundsätzlich zwei Punkte: Das, was sie lehrten, musste in Übereinstimmung sein mit dem Gesetz Mose (5. Mose 13). Zweitens: Jede Prophetie, die sie äußersten, musste ein Volltreffer sein (5. Mose 18). Schlagen wir's auf. Also die Propheten wurden alle gemessen an dem Maßstab der Thora. 5. Mose 13 erklärt Mose in seiner Abschiedsrede:

2 Wenn in deiner Mitte ein Prophet aufsteht oder einer, der Träume hat, und er gibt dir ein Zeichen oder ein Wunder; 3 und das Zeichen oder das Wunder trifft ein, von dem er zu dir geredet hat, indem er sprach: Lasst uns andern Göttern nachgehen (die du nicht gekannt hast) und ihnen dienen; 4 so sollst du nicht hören auf die Worte dieses Propheten oder auf den, der die Träume hat; denn der HERR, euer Gott, versucht euch, um zu erkennen, ob ihr den HERRN, euren Gott, liebet mit eurem ganzen Herzen und mit eurer ganzen Seele. 5 Dem HERRN, eurem Gott, sollt ihr nachfolgen und ihn fürchten; und ihr sollt seine Gebote beobachten und seiner Stimme gehorchen und ihm dienen und ihm anhangen. 6 Und jener Prophet oder jener, der die Träume hat, soll getötet werden; denn er hat Abfall geredet wider den HERRN, euren Gott, der euch aus dem Land Ägypten herausgeführt und dich erlöst hat aus dem Haus der Knechtschaft – um dich abzuleiten von dem Weg, auf welchem zu wandeln der HERR, dein Gott, dir geboten hat. Und du sollst das Böse aus deiner Mitte hinwegschaffen.

Sehen wir, er sagt: Da kommt ein Prophet, der sagt etwas voraus 'das und das wird geschehen' und es trifft tatsächlich ein, dann ist das noch kein Beweis, dass er wirklich ein Prophet Gottes ist, ja. Auch falsche Propheten können zuweilen etwas richtig voraussagen. Nicht weil sie dann Informationen hätten von Gott. Aber man muss sich das mal ganz praktisch vorstellen: Die Bibel lehrt, dass falsche Propheten von Dämonen geleitet werden oder aus ihrem eigenen Herzen. Und Dämonen, das sind gefallene Engel. Satan ist ein gefallener Engel. Und die Bibel erklärt, dass Engel Raum und Zeit unterworfen sind, wie wir Menschen. Sie sind nicht allgegenwärtig. Nur für den Herrn gilt: 1000 Jahre sind für ihn wie ein Tag und ein Tag wie 1000 Jahre. Er ist der Zeit nicht unterworfen, weil er der Ewige ist, nicht an Raum und Zeit gebunden. Er war schon da, bevor die Welt da war, bevor es Raum und Zeit gab. Er ist von Ewigkeit her. Aber eben Engel sind auch in Raum und Zeit hinein geschaffen worden und darum wissen die die Zukunft nicht voraus. Aber wir lernen z.B. aus dem Buch Hiob, da versammeln sich die Engel und auch Satan vor Gottes Thron. Und Gott sagt: „Hiob ist ein treuer Mann.“ Der Teufel sagt: „Das ist nur, weil es ihm gut geht.“ Gott sagt: „Du darfst seinen Besitz antasten.“ Und der Teufel meint, dann würde sich Hiob lossagen. Und Gott sagt: „Gut. Du darfst seinen Besitz antasten.“ In der Folge verliert Hiob alles. Da wusste der Teufel schon im Voraus, dass Hiob alles verlieren würde. Stell man sich vor, er hätte irgendeinen Propheten, der auf seiner Seite steht, informiert: „Hiob wird in Kürze eine Katastrophe nach der andern erleben“ und dann, wenn's geschah, würde man denken: 'O das war ein richtiger Prophet'. Nein, das war ein falscher Prophet. Aber er hat das Richtige vorausgesagt. Ja, weil Satan diese Information wusste. Weil man im Jenseits mehr Informationen hatte, war das möglich. Aber der Teufel kann nicht allgemein die Zukunft voraussagen und darum ist es regelmäßig so, wenn Wahrsager voraussagen, wer WM-Sieger wird im Fußball, ist das falsch. Regelmäßig. Also das zeigt, dass der Teufel auch nicht weiß, wer WM-Sieger wird, von sich aus, ja.

Ja, als Mose – gehen wir zurück – Mose sagt: Ein Prophet sagt dir etwas vor­aus, es erfüllt sich, aber er lehrt etwas Falsches und will dich wegbringen von der Bibel: Lasst uns andern Götter nachgehen. Er möchte sie wegbringen von diesem Weg der Nachfolge nach der Bibel. Dann ist er ein falscher Prophet und muss abgelehnt werden. Also Übereinstimmung mit dem Gesetz Mose, lehr­mäßige Übereinstimmung, und zweitens: Jede Prophetie muss ein Volltreffer sein, nicht da ein Korn und dort eines. Das kann auch ein blindes Huhn, nicht wahr, da mal ein Korn zu treffen und dort ein Korn, weil sie so viel picken – das ist eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Ja, und da lesen wir in 5. Mose 18, 20:

20 Doch der Prophet, der sich vermessen wird, in meinem Namen [sagt Gott] ein Wort zu reden, das ich ihm nicht geboten habe zu reden, oder der im Namen anderer Götter reden wird: Selbiger Prophet soll sterben. 21 Und wenn du in deinem Herzen sprichst: „Wie sollen wir das Wort erkennen, das der HERR nicht geredet hat?“ – 22 wenn der Prophet im Namen des HERRN redet, und das Wort geschieht nicht und trifft nicht ein, so ist das das Wort, welches der HERR nicht geredet hat; mit Vermessenheit hat der Prophet es geredet; du sollst dich nicht vor ihm fürchten.

Also eine Falschprophetie ist der Beweis, dass ein Prophet ein falscher Prophet ist. Das bedeutet also: Die Propheten der Bibel waren Propheten, die immer Volltreffer geschossen haben mit ihrer Prophetie, die sich nicht einmal geirrt haben. Wobei natürlich zu sagen ist, Jesaja spricht von den letzten Tagen. Und das war Jahrtausende von ihm entfernt. Da konnte man zu seiner Zeit natürlich noch nicht testen, ob sich das erfüllt. Aber alle Propheten mussten auch Nahzeit-Prophetie von sich geben. Und da konnte man in der Generation selber testen. Wenn einmal etwas nicht in Erfüllung gegangen war, war klar: Er ist kein Prophet des Herrn.

Also alle weiteren Bibelbücher konnten nur anerkannt werden von Personen, die den prophetischen Test bestanden hatten. Nun Samuel hat den Test bestanden. Heute Morgen haben wir gelesen aus 1. Samuel 3, wie von Dan bis Berscheba ganz Israel erkannte, dass Gott Samuel als Propheten bestätigt hatte. Und darum konnte er Samuel schreiben, Ruth und das Buch der Richter, also Samuel ein Teil. Was ich noch nachtragen muss: Und was ist eigentlich mit dem Tod von Mose, beschrieben in 5. Mose 34, hat er seinen eigenen Tod beschrieben. Na, dann lese man Baba Bathra 15a: Das hat Josua geschrieben das letzte Kapitel. Das war im Judentum immer klar. Natürlich hat das nicht Mose geschrieben. Natürlich hätte er das auch können – als Vision, ja. Aber das war nicht so. Josua hat dieses Kapitel schreiben dürfen von 5. Mose und das Buch Josua.

1056 bis 1016 v. Chr., 40 Jahre, war nach strenger biblischer Chronologie David König. Er eroberte Zion, die Davidstadt Jerusalem und machte diese Stadt zur Hauptstadt der zwölf Stämme von Israel. Nun, dieser König David war ein Prophet. Und er gab Israel mindestens 75 Psalmen. 73 Psalmen in dem Buch der Psalmen sind überschrieben mit 'von David'. Aber im NT wird in Apostelgeschichte bestätigt, erläutert, Psalm 2 ist auch ein Psalm von David. Und von einem weiteren Psalm wird das so neutestamentlich bestätigt von David. Und so kommen wir auf 75. Also zeigt es, es könnten auch weitere Psalmen, die nicht betitelt sind, von David stammen. Und dann wären es eben mehr als 75. Aber von 75 bestätigt die Heilige Schrift das eindeutig.

Ja, so haben wir schon mindestens 76 Psalmen mit dem Psalm von Moses zusammen. Aber dann haben die Söhne Korahs – das waren prophetische Sänger zur Zeit von David und Salomo – die haben weitere Psalmen komponiert. Und auch Jeduthun, Asaph – das war einer der drei Haupt­dirigenten des Tempelorchesters und des Tempelchores. Der bestand ja im Salomotempel aus 4000 Musikern. Der Tempel war organisiert wie ein Konservatorium von Könige David. Und zwar hat er eingesetzt über die 4000 Musiker 3 Oberdirigenten. Und einer davon war Asaph. Übrigens Dirigent auf Hebräisch heißt 'Menatzeach', auch heute noch im modernen Hebräisch. Und das heißt ganz wörtlich 'Überwinder'. Ja, so ist das: Als Dirigent muss man befehlen können. Und zwar war das im Tempel nicht so, dass man da einen Ohrstöpsel hat, wo man ein Metronom hört und alle machen da voll … Nein. Die Musik musste rhythmisch geführt werden, so wie man spricht, so wie man atmet. Wie in der klassischen Musik. Und der 'Menatzeach' der muss genau angeben, wo man ein 'Ritardando' macht, wo man verlangsamt und wo man wieder 'A Tempo', das ursprüngliche Tempo aufnimmt und weiterführt. Und da würde natürlich der eine dort und da und da und da, die würden das gerne ein bisschen anders machen. Die würden da ein bisschen weniger Ritardando machen und dort vielleicht ein bisschen das Tempo verändern. Geht nicht. Der Menatzeach, der sagt 'so viel, so viel', der muss also den Eigenwillen der Musiker überwinden. Ja und dazu gehörte Asaph, der eben auch Psalmen beigetragen hat, und dann weiter Heman und Ethan, diese weisen Männer zur Zeit von David und Salomo. Und die haben alle beigetragen zu dem Buch der Psalmen.

Wir sehen, die Bibel wächst und wächst, aber immer durch von Gott bestätigte Propheten. Nach David kam König Salomo. 40 Jahre lang war er König, von 1016 bis 976 v. Chr. - wieder strikte Chronologie. Und er hat zur Bibel beigetragen das Hohelied und den größten Teil des Buches der Sprüche. Ein weiteres Kapitel, Sprüche 30, stammt von Agur Ben Jakeh. Und das letzte Kapitel stammt von Lemuel. Aber das ist offensichtlich ein anderer Name für König Salomo. Also stammt das auch noch von ihm. Aber Sprüche 30: Agur Ben Jakeh war ein Weiser von Gott Inspirierter, der eben anerkannt wurde als Prophet und darum eingebunden in das Buch der Sprüche. Salomo hat auch geschrieben das Buch Prediger und Psalm 127. Das ist der einzige Psalm, der überschrieben ist mit Salomo. 'Ein Stufenlied von Salomo': Wenn der Herr das Haus nicht baut, vergebens arbeiten daran die Bauleute. In 1. Könige lesen wir, dass Salomo 1005 Lieder komponiert hat, gedichtet hat. Die sind nicht alle da in der Bibel. Also nicht alles, was er gedichtet hat, war auch inspiriert für die Bibel. Und so wusste der Prophet selber: Das gehört zur Bibel, das hat der Herr mir als Inspiration gegeben und das eben nicht. Aber sehen wir, das Hohelied, wörtlich auf Hebräisch 'Das Lied der Lieder' - 'Schir ha-Schirim', das ist ein hebräischer Superlativ, könnte man sagen, um zu sagen 'das schönste Lied'. Also 1005 Lieder hat er geschrieben – und dazu gehört auch Psalm 127 – aber das Hohelied ist noch schöner. Psalm 127 ist wunderschön, aber das Hohelied ist noch schöner. Und das hat er geschrieben in seiner Jugendzeit, als er diese wunderbare Ehe eingegangen war mit Sulamith. 'Slomoh' sagt man Salomo auf Hebräisch, das ist der Mann von Shalom, ja, der Mann des Friedens. Und Sulamith, das ist die Frau des Friedens. Und diese schöne Beziehung wird hier beschrieben übrigens als eine Ehebeziehung – sie wird genannt 'Braut' – aber eben Braut als im Sinn von jung Verheiratete. Auch im Deutschen sagt man ja immer noch 'Braut'. Wenn das schon lange vorbei ist mit dem Standesamt, spricht man auch den ganzen Tag über von der Braut, ja, obwohl sie die Ehefrau ist. Das ist die jung Verheiratete, die Braut, nicht nur die Verlobte. Also im Hohelied geht es nicht um den Brautstand im Sinn von Verlobung, sondern um den jungen Ehestand. Und das ist auch ganz wichtig, denn das Hohelied beschreibt auch die Schönheit der Sexualität in der Ehe. Das ist ganz wichtig, sonst missbraucht man dieses wunderbare Buch, wenn man das nicht ganz klar macht. Ja, und dann als reifer Mann schreibt er das Buch der Sprüche und er spricht da erwachsene Söhne an und gibt ihnen Weisheit und erklärt ihnen, wie sie leben sollen nach Gottes Gedanken, die Kunst, Gott gemäß zu leben. Und dann hat er auch geschrieben das Buch Prediger. Und das hat er ganz am Schluss seines Lebens geschrieben, als er diese traurigen Jahre hinter sich hatte, wo er sich von dem Herrn abgewandt hatte und er hatte alles versucht im Leben auszuleben. Mit seinem vielen Reichtum konnte er sich alles leisten und ausprobieren und er musste feststellen: Das ist alles Unfug. Eitelkeit der Eitelkeiten. Alles ist eitel. Man könnte meinen, ein negatives Buch. Nein, gar nicht. Negativ in Bezug auf die negativen Dinge, ja. Er sagt: Das bringt alles nichts, das müsst ihr gar nicht ausprobieren. Und darum in Prediger 12 erklärt er, als alter Mann lehrt er das Volk und sagt ihnen: Wiederholt bitte nicht meine Fehler. Ihr müsst das nicht auch noch ausprobieren. Das muss man jungen Leuten sagen: Lest Prediger, dann braucht ihr gar nicht abzustürzen. Das reicht, wenn einer, der viel reicher war als ihr, das schon alles ausprobiert hat. Und dann müsst ihr sagen: Das bringt gar nichts. Gar nichts. Und er zeigt also, das Endergebnis des Ganzen lasst uns verkünden: Fürchte Gott und halte seine Gebote. Das ist der Endpunkt des Buches Prediger. Also Salomo kam am Ende seines Lebens zurück und tat Buße. Und das hatte Gott schon David, dem König David versprochen: Wenn dein Sohn untreu werden wird, dann werde ich ihn züchtigen. Aber ich werde meine Gnade nicht von ihm weichen lassen, wie ich sie von Saul habe weichen lassen (2. Samuel 7). Saul starb als Verlorener. Er kam nicht mehr zurecht. Und er war auch nie bekehrt. Er sagte auch immer zu Samuel 'dein Gott dein Gott'. Er hatte keine persönliche Beziehung. Aber Salomo durch schwere Zucht in seinem Leben kam schließlich zurück und hat als alter Mann das Buch Prediger geschrieben. Also diese Reihenfolge: Hoheslied, Sprüche, Prediger.

Aber im Praktischen ist es natürlich genau umgekehrt. Da erlebt einer als Ungläubiger genau das, was der Prediger beschreibt und muss sagen: Das bringt überhaupt nichts und entdeckt die Bibel, diese Weisheit Gottes. Gott sagt in seinem Wort genau, was richtig ist und was falsch ist und wie wir leben sollen, die Kunst, Gott gemäß zu leben. Aber dann wächst er im Glauben und erkennt: Es ist aber nicht nur einfach so ein Katalog von Richtlinien und klaren Geboten, es ist viel mehr. Es ist eine Beziehung wie zwischen Mann und Frau, Sulamith und Salomo. Salomo stellt den Messias vor und Sulamith neutestamentlich die Gemeinde, alttestamentlich das treue Volk Israel. Ja, also in der praktischen Erfahrung sollte es eigentlich genau umgekehrt sein: Prediger, Sprüche, Hohelied. Und es ist so traurig, dass eben Salomo das Umgekehrte erlebt hat: Hoheslied, Sprüche, Prediger. Ja, soviel zu Salomo und seinem Beitrag zur Bibel.

Nach seinem Tod – und das war eine Folge für die Untreue Salomos – kam es zur Spaltung Israels. Die zwölf Stämme spalteten sich auf in zwei Nationen: das Königreich im Norden der zehn Stämme, genannt Israel. Also jetzt wird der Name Israel nicht mehr gebraucht für die zwölf, sondern hier im engeren Sinn für die zehn Stämme. Und dann haben wir hier das Südreich: Juda mit der Hauptstadt Jerusalem und dem Salomo-Tempel. Und so wurde das Volk Gottes – das irdische Volk Gottes – massiv geschwächt durch diese Spaltung von Norden und Süden. Heute Morgen hab ich ganz kurz Psalm 133 erklärt: Der Segen des Hermon im Nordreich und der Segen von den Bergen Jerusalems im Süden. Ja, und diese beiden Segensquellen gehören zusammen, haben wir dort gesehen. Aber hier wurde alles gespalten.

Im Nordreich herrschten 19 Könige, von Jerobeam I. bis Hosea. Es waren alles gottlose Könige, die das Volk in den Götzendienst hineinführten. Und schon Jerobeam hat dieses Höhenheiligtum in Dan – ganz im Norden – und ein weiteres in Bethel, im Süden seines Reiches, aufgestellt, um die zehn Stämme abzuhalten von Jerusalem, wo auch die Bibel aufbewahrt worden war. Die sollten weggeführt werden von Gott und seinem Wort. Und so waren diese Könige alle gottlose Könige.

Im Südreich haben wir insgesamt 20 Herrscher und da zähle ich mit diese gott­lose Frau, die die Macht an sich gerissen hatte, diese Athalia (Nr. 7). Also 20 Herrscher. Aber glücklicherweise gab es da verschiedene, die sind wirklich dem Herrn nachgefolgt. Z.B. bei Rehabeam, dem Sohn von Salomo, der also nur noch ein geschwächtes Königreich bekam, da sieht man am Anfang noch eine Treue gegenüber dem Herrn. Und in dieser Zeit kamen aus allen zehn Stämmen Leute und die gingen über zu den zwei Stämmen im Süden, zu Juda und Benjamin, weil sie wirklich dort mit dem Gott der Bibel verbunden bleiben wollten. Und dann gab es eine Reformation unter Asa. Und da kommen wieder Überläufer von den zehn Stämmen, gehen zu ihnen. Auch Josaphat war ein gottesfürchtiger König und so verschiedene von ihnen. Ich möchte noch speziell erwähnen: Hiskia und Josia. Aber nach Josia kamen nur noch Gottlose. Hier sieht man auf dem Bild die Königsgräber in der Davidsstadt, wo viele dieser 20 Herrscher in der Davidsstadt begraben worden sind gemäß der Bibel.

Und jetzt schauen wir uns diese Zeit der Könige an. Da traten die Propheten auf. Und die riefen das Volk auf zur Umkehr zur Bibel. Und die erklärten: Wenn ihr nicht zurückgeht zur Bibel und umkehrt, wird das eine furchtbare nationale Katastrophe geben. Die zehn Stämme werden weggeführt werden nach Assyrien und das Südreich wird deportiert werden nach Babylonien. So ist alles in Erfüllung gegangen. Die zehn Stämme wurden im Jahr 722 v. Chr. nach Assyrien – heutiger Nordirak – weggeführt. Und das Südreich der zwei Stämme mit allen Überläufern aus den zehn Stämmen, die wurden deportiert nach Babylon in den Jahren 606 bis 539 v. Chr. Aber da hab ich schon ein bisschen vorgegriffen.

Obadja trat auf unter König Joram, also nicht so lange nach Rehabeam, dem Sohn von Salomo, und äußerte seine Prophetie. Ein kleines Buch von einem Kapitel, und fügte das der Bibel hinzu. Es ist so: Obadja ist ja einer der zwölf kleinen Propheten. Warum ist Obadja nicht der erste der zwölf, sondern Hosea, in jeder Bibel, auch in der hebräischen Bibel? Der Grund ist der: Obadja ist ein ganz kurzes Büchlein und es fokussiert auf Edom, auf Südjordanien. Und darum kam das nicht an die Spitze. Sondern Hosea wurde an die Spitze gestellt, weil das ein ganz langes Buch ist von 14 Kapiteln und das gibt so eine prophetische Gesamtübersicht. Und dann sind die Bücher so geordnet worden nach Epochen: Der erste Teil der zwölf kleinen Propheten, die sind noch in der Zeit, als Assyrien die Weltherrschaft hatte, also bis zur Wegführung nach Assyrien, ja, und dem baldigen Untergang von Assyrien danach. Und dann kommt die Epoche, wo Babylon zur Weltmacht aufgestiegen ist und nachher kommt die Zeit, wo die Juden aus Babylon zurückkehrten und unter persischer Herrschaft waren. Und so sind die Bücher grob eingeteilt nach diesen Epochen: assyrische Zeit, babylonische Zeit, persische Zeit. Aber eben nicht ganz streng chronologisch. Obadja ist nicht der erste, aber er ist in der ersten Gruppe. Hosea aus der assyrischen Zeit wurde an die Spitze gestellt, weil er eben eine große Übersicht gibt. Und jetzt noch was: Die Bücher sind so geordnet, dass immer zuerst ein Prophet aus den zehn Stämmen – aus dem Nordreich – und dann kommt ein Prophet aus dem Südreich. Ein Prophet aus dem Nordreich, aus dem Südreich. So geht das, und zwar bis dann eben die Wegführung nach Assyrien kam. Und dann waren es nur noch aus dem Südreich Propheten. Aber so sind die geordnet. Und das führt also dazu, dass man sagen kann: Obadja ist der Älteste. Und in der Zeit nach Obadja kommt Joel. Joel wird aber nicht genau datiert in seinem Buch. Aber durch seinen Position in den zwölf kleinen Propheten wird klar: Er gehört in die assyrische Zeit, und zwar in die ganz frühe assyrische Zeit. Und dann kommt Hosea unter Ussia, das wird in seinem Buch ganz klar gesagt: unter Ussia, Jotam, Ahas und Hiskia. Und auch in der Zeit von Ussia war der Prophet Amos. Aber auch der Prophet Jesaja wirkte in der Zeit von Ussia und Jotam, Ahas, Hiskia. Und daraus erkennt man hier, Jesaja und Hosea waren Zeitgenossen in ihrem Wirken, wobei Jesaja war im Südreich und Hosea ein Prophet im Nordreich. Dann Micha war auch ein Zeitgenosse von Hosea, nur hat er ein bisschen später begonnen mit seinem Dienst, und damit auch ein Zeitgenosse von Jesaja. Er war aus dem Südreich. Amos war auch ein Zeitgenosse von Hosea und Jesaja, aber er war aus dem Nordreich, oder wirkte unter dem Nordreich, so muss ich sagen. Er war aus dem Südreich, aber wirkte im Nordreich. Und dann haben wir Jona. Er wirkte in der Zeit von Jerobeam II. Und eine ganz wichtige Prophetie hat sich – so erklärt es das Buch der Könige – hat sich in der Zeit von Jerobeam erfüllt, die Jona, der Prophet, vorausgesagt hatte. Nicht wahr, in seinem Buch Jona, da haben wir mehr eine Geschichte. Ja, das hat schon auch ein bisschen Prophetie drin, aber mehr Geschichte. Aber dieser Mann war bestätigt als wahrer Prophet durch die Erfüllung der Prophetie zu seinen Lebzeiten, als das in Erfüllung ging, dass Jerobeam sein Reich ganz massiv ausdehnen konnte. Und dann haben wir etwas später die Propheten Nahum und nach ihm Habakuk und Zephania. Nahum hat vorausgesagt den Untergang der Stadt Ninive und damit des assyrischen Weltreiches. Und in dieser Epoche kam dann auch Habakuk, grad in der Generation vor der babylonischen Gefangenschaft. Und er hat vorausgesagt: In euren Tagen wird das geschehen. Die Babylonier, die Chaldäer, werden kommen und werden das Gericht über Juda bringen als Gottes Strafe. Und eben Zephania ist eingeordnet nach Habakuk. Darum ist er so in seiner Epoche, aber ein bisschen nachgestellt nach Habakuk.

Und das zeigt uns, eben Jeremia, der gewirkt hat da in dieser Epoche der letzten Könige von Juda und sogar darüber hinaus, der war auch so ein Zeitgenosse von Zephania und Habakuk. Und dann Hesekiel wird datiert ab dem 5. Jahr von Jojakim. Er hat also da gewirkt, ganz am Ende der letzten zwei Könige und dann lange noch in Babylon über die Königszeit hinaus bis mindestens 571. Denn die letzte Prophetie, die datiert ist in seinem Buch, stammt aus dem Jahr 571.

Und da sehen wir, dass er eben ein Zeitgenosse war von Daniel. Daniel wurde im dritten Jahr von Jojakim weggeführt nach Babylon und wurde dort Prophet bis mindestens 536. Denn die letzte datierte Prophetie ist eben Kapitel 10 – 12 und die stammt aus der Zeit 536 v. Chr. So waren also Daniel und Hesekiel Zeitgenossen. Und das erklärt übrigens, warum Hesekiel Daniel erwähnt, als einen der ganz hervorragenden gottesfürchtigen Männer. Ja, in Hesekiel 14. Und das zeigt, Daniel war nicht erst Generationen später anerkannt. Nein, der war schon in der Zeit von dem Propheten Hesekiel ganz klar anerkannt. Und so lesen wir in Hesekiel 14, 12–14:

12 Und das Wort des HERRN geschah zu mir also: 13 Menschensohn, wenn ein Land gegen mich sündigt, indem es Treulosigkeit begeht, und ich meine Hand wider dasselbe ausstrecke und ihm den Stab des Brotes zerbreche und Hunger dareinsende und Menschen und Vieh darin ausrotte, 14 und diese drei Männer wären in demselben: Noah, Daniel und Hiob – sie würden durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele erretten,

Und dann nochmals in Vers 20:

20 und Noah, Daniel und Hiob wären in demselben:

So wird er neben Hiob und Noah gestellt, aber zu Lebzeiten. Und nebenbei gesagt, in Daniel 9 wird berichtet, wie Daniel bereits das Buch Jeremia studierte, und zwar die erfüllte Prophetie.

Also sehen wir, wie das AT in sich verkettet ist, ja. Und wir sehen bei Daniel schon, dass Jeremia ein anerkannter Prophet war. Das wurde nicht irgendwo dann mal durch ein Konzil von – sagen wir – Jamnia 90 n. Chr. … Ja, das erzählen uns die liberalen Theologen. Ist unglaublich, was die für Geschichten erzählen. Das hat so nichts zu tun mit dem Bibeltext. Da wird klar, Daniel kannte schon Jeremia und er war ein anerkannter Prophet.

Ja, und dann nach 70 Jahren Weltherrschaft von Babylon – 609 bis 539 – da hinein fiel die babylonische Gefangenschaft der Juden 606 bis 539. Und dann haben die Perser Babylon erobert. Jetzt beginnt die persische Zeit. Und der große König Kores oder Kyrus gab den Juden die Erlaubnis: Ihr dürft wieder nach Hause gehen und den Tempel bauen in Jerusalem. Aber von da an war Judäa eine persische Provinz. Aber den Juden wurde ein Halbautonomie gewährt. Und so kehrten ca. 200 000 Juden – das heißt solche aus dem Stamm Juda, Benjamin, Levi und aus den 10 Stämmen – kehrten heim ins Land. Die Bibel sagt in Esra, wo das alles beschrieben wird – Esra 1 – 6 – sagt, dass etwa 40 000 Juden zurückkehrten. Aber wenn wir die Frauen dazu rechnen und die Kinder, da gibt es eine Hochrechnung. Darum sag ich ca. 200 000. Und die kehrten zurück, um den Tempel wieder aufzubauen auf Zion in Jerusalem. Diese Juden wussten damals: Wir kehren heim, um dem kommenden Messias im Land Israel zu begegnen. Ja, die wussten ja aus dem Buch Daniel, wir können jetzt sogar rechnen, wann der Messias kommen wird. Und wenn man rechnet nach den Jahrwochen, dann kommt man sogar auf das Jahr 32 n. Chr. Allerdings das konnten sie in dem Moment noch nicht rechnen, das wurde erst klar, als später Nehemia die Erlaubnis bekam, Jerusalem wieder aufzubauen. Aber jetzt haben sie zuerst den Tempel aufgebaut. Aber sie wussten aus den andern prophetischen Schriften, der Messias wird nicht in Babylon auf die Welt kommen. Sondern Micha hat ja gesagt Kapitel 5 Vers 1: Aus Bethlehem wird der Messias kommen. Und darum wussten sie, wir müssen zurück ins Land. Denn dort wird der Messias geboren werden, in Bethlehem. Also sie kehrten heim im Wissen, wir wollen dem kommenden Messias im Land Israel begegnen.

Und das AT wurde aufbewahrt im wiederaufgebauten Tempel. Und zwar können wir dazu etwas lesen aus 5. Mose 31, 26. Vers 24 les ich schon:

24 Und es geschah, als Mose geendigt hatte, die Worte dieses Gesetzes in ein Buch zu schreiben bis zu ihrem Schluss, 25 da gebot Mose den Leviten, welche die Lade des Bundes des HERRN trugen, und sprach: 26 Nehmt dieses Buch des Gesetzes und legt es zur Seite der Lade des Bundes des HERRN, eures Gottes, dass es dort zum Zeugen gegen dich sei.

Also das 5. Buch Mose sollte direkt im Tempel, in der Stiftshütte neben der Bundeslade platziert werden. Und so war das 5. Buch Mose immer im Tempel. Und zwar das Original von Mose wurde da aufbewahrt. Und dieses Original hatte man übrigens in der Zeit von König Josia etwa 1000 Jahre später wieder neu entdeckt im Tempel. Und das hat ja dann eine Erweckung ausgelöst. Die haben also die Originalschriftrolle von Mose wiederentdeckt. Ja, und jetzt lesen wir noch Haggai 2, 5. (In einer Minute gibt’s Pause.) Da ging es ja um den Wiederaufbau des Tempels, der zweite Tempel, und da sagt Gott zu Israel in Kapitel 2 Vers 4:

4 Und nun sei stark, Serubbabel, spricht der HERR; und sei stark, Josua, Sohn Jozadaks, du Hoherpriester, und seid stark, alles Volk des Landes, spricht der HERR, und arbeitet [das heißt an dem Tempel]! Denn ich bin mit euch, spricht der HERR der Heerscharen. 5 Das Wort, welches ich mit euch eingegangen bin, als ihr aus Ägypten zoget, und mein Geist bestehen in eurer Mitte: Fürchtet euch nicht!

Also der Geist Gottes war auf eine ganz besondere Weise im Tempel gegenwärtig. Es gab keine Schechina mehr im zweiten, aber der Geist Gottes und die Bibel: Mein Wort, das ich mit euch eingegangen bin, das soll da in eurer Mitte – und zwar geht es im Zusammenhang um den Tempel – da bestehen. Und da haben wir einen Hinweis, dass eben im Tempel die Bibel aufbewahrt wurde. Und das wird auch in der rabbinischen Literatur bestätigt. Aber davon mehr nach der Pause.

 

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament