Warum kann ich die Bibel ernst nehmen? Reihe: Warum Gott! (3/3) ? I. DU KÖNNTEST DIE BIBEL ERNST NEHMEN, WEIL SIE EINZIGARTIG IST! II. DU KÖNNTEST DIE BIBEL ERNST NEHMEN, WEIL ES KEINE SIGNIFIKANTEN WIDERSPRÜCHE GIBT! III. DU KÖNNTEST DIE BIBEL ERNST NEHMEN, WEIL ES KEINE SIGNIFIKANTEN FEHLER GIBT! IV. DU KÖNNTEST DIE BIBEL ERNST NEHMEN, WEIL SIE ÜBERRASCHEND EHRLICH IST! V. DU KÖNNTEST DIE BIBEL ERNST NEHMEN, WEIL SIE DIE WICHTIGSTEN FRAGEN DES LEBENS BEANTWORTET! Einleitende Gedanken Da muss ich Roland schon entgegenhalten: Die Bibel ist ein sehr interessantes Thema, viel interessanter, als er sich das vorstellen kann. Aber wie will er das wissen, wenn er noch nie ernsthaft darin gelesen hat? Gut will sich Anna, seine Frau, mit der Bibel beschäftigen und ich hoffe, sie lässt sich von ihrem Mann nicht davon abhalten. Ich gehe jetzt davon aus, dass du für die nächsten Minuten bereit bist, um dich mit diesem speziellen Buch zu beschäftigen. Ich verspreche dir, dass du einige interessante Entdeckungen machen wirst. Bertold Brecht (10. Febr. 1898 - 14. Aug. 1956) war ein Gegner der Bibel. Das Neue Testament lehnte er weitgehend als kitschig und verlogen ab. Aber immerhin besass er eine Bibel. Seine ablehnende und spöttische Haltung fand darin ihren Ausdruck, dass er vorne die Zeichnung einer Buddhafigur und hinten das Bild eines Rennwagens hinein geklebt hatte. Als Brecht im Oktober 1928 vom Ullstein-Magazin "die Dame" gefragt wurde, welches Buch auf ihn den stärksten Eindruck gemacht habe, gab er die überraschende wie provozierende Antwort: "Sie werden lachen - die Bibel." Die Bibel ist tatsächlich ein aussergewöhnliches Buch. Sie ist das erste gedruckte Buch der Welt. Sie ist am weitesten verbreitet. Kein anderes Buch ist gleichzeitig so geliebt und so gehasst worden. Und die Bibel hat in den Augen ihrer Gegner eine solche Sprengkraft, dass über die Jahrhunderte bis heute Länder und Institutionen den Besitz und das Lesen der Bibel verbieten z.T. unter Strafandrohung. Es gab auch regelrechte Ausrottungsversuche. Der grosse römische Kaiser Diokletian erliess im Jahr 303 n. Chronik den Befehl, alle Christen und ihr heiliges Buch zu vernichten. Das war einer der grössten Angriffe auf Kirche und Bibel in der Geschichte: Hunderttausende Christen wurden getötet, und fast alle Bibelhandschriften verbrannt. Zweiundzwanzig Jahre nach der Vernichtung der Bibel-Handschriften erklärte Kaiser Konstantin auf dem ersten allgemeinen Konzil die Bibel zur unfehlbaren Autorität. Ausserdem gab er Eusebius den Auftrag, fünfzig Kopien der Bibel auf Kosten der Regierung anfertigen zu lassen. Der Einfluss der Bibel ist bis heute unglaublich gross. Weltweit lesen Millionen Menschen, Jung und Alt, aus verschiedenen gesellschaftlichen Schichten und mit unterschiedlichstem Bildungsstand regelmässig in der Bibel und das über Jahre. Die Bibel ist für sie eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration und Reflexion. Unzählige Vorträge werden täglich gehalten, die sich mit Aussagen der Bibel beschäftigen. Bibliotheken sind voll mit Büchern, die sich mit der Bibel und deren Inhalten beschäftigen. Verschiedene Institute und Fakultäten erforschen dieses Buch seit Jahrhunderten. Kein anderes Buch hat eine solch imposante Wirkungsgeschichte. Wer sagt, die Bibel sei altmodisch und passe nicht in unsere moderne Welt, der müsste erklären können, warum sich heute noch so viele moderne Menschen mit diesem Buch intensiv beschäftigen. Sie tun das gern und meist freiwillig. Es ist auch etwas blauäugig die Menschen, die das tun, in die Kategorie der einfältigen, rückständigen und ungebildeten Menschen einzuordnen. Du würdest staunen wieviel hoch gebildete, innovative und modern lebende Menschen sich von diesem Buch beeinflussen lassen wollen. Das könnte für dich schon ein guter Grund sein, dieses Buch etwas ernster zu nehmen, als du es bis jetzt vielleicht getan hast. Es könnte für dich ein Ansporn sein, dich mit der Bibel auseinandersetzt, wenn du das nicht schon bereits tust. Es gibt sehr viele Gründe, warum wir die Bibel ernst nehmen können und sollten. Für heute musste ich eine Auswahl treffen. Fünf Gründe werde ich nennen und kurz erklären. I. Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie einzigartig ist! Die Bibel ist meines Erachtens das einzigartigste Buch der Menschheitsgeschichte. Während meinem Studium und auch danach, las ich viele Bücher und Schriften aus dem Altertum und der Antike, auch verschiedene religiöse Schriften, aber mir ist nie ein Buch begegnet, das der Bibel nur annähernd ähnlich war. Die Bibel nimmt in der Literatur eine absolute Sonderstellung ein. Deshalb will ich dir einige Fakten weitergeben, die wir bereits im Einspieler zu diesem Gottesdienst gesehen haben. Ich möchte das nur noch ein wenig vertiefen. Die Bibel ist eine Sammlung von 66 Büchern oder wir könnten auch von Schriften sprechen. Sie ist also eine handliche kleine Bibliothek, die in zwei Hauptteile geordnet ist. Es ist das Alte Testament mit 39 Schriften, die vor der Geburt von Jesus verfasst wurden und es ist das Neue Testament mit 27 Schriften, die nach der Geburt von Jesus entstanden sind. Schauen wir uns das Alten Testament genauer an. Es wurde in zwei semitischen Sprachen niedergeschrieben, hauptsächlich in Hebräisch und ein verschwindend kleiner Teil in Aramäisch. Beide Sprachen verwenden dieselben Schriftzeichen. Diese 39 Bücher des Alten Testament lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen. In dieser Darstellung sind es die oberen drei Regale. Die ersten fünf Bücher berichten über die Entstehung und Entwicklung der Welt und die Entstehung des Volkes Israel. Wichtige Personen in diesen Erzählungen sind Adam und Eva, Noah, Abraham, Sara, Josef und Mose. Die nächsten 12 Bücher berichten über die facettenreiche Geschichte des Volkes Israel. Es folgen fünf poetischen Bücher: Psalmen, ein Gebetsbuch mit 150 ganz verschiedenen Gebeten; Hiob, Sprüche, Prediger und Hoheslied, die man zur Weisheitsliteratur zählt. Im zweituntersten Regal sehen wir die siebzehn Prophetenbücher, die im Wesentlichen während der Zeit, als Israel sich in zwei souveräne Staaten aufgeteilt hatte, entstanden. Die Propheten sind Gesandte Gottes, die dem Volk Israel und manchmal auch anderen Völkern Botschaften überbrachten. Diese Prophetenbücher beinhalten die anspruchsvollsten Texte und es ist nicht immer leicht zu verstehen, wie sie zu interpretieren sind. Das Alte Testament ist abwechslungsreich und vielfältig, verwendet verschiedene literarische Stile und wer sich mit den Texten intensiver beschäftig wird entdecken, dass die Texte literarische Kunstwerke sind. Im 3. Jahrhundert vor Christus waren diese Texte niedergeschrieben und wurden in ihrer Substanz nicht mehr verändert. Das Neue Testament wurde in griechischer Sprache niedergeschrieben, denn die biblischen Texte wurden immer in der Sprache verfasst, die die Menschen sprachen, an die diese Texte zuerst gerichtet waren. Als die neutestamentlichen Schriften verfasst wurden war Griechisch die meistverbreitete Sprache, ähnlich wie heute die englische Sprache. Das Neue Testament im untersten Tablar beginnt mit den vier Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Jedes Evangelium berichtet in seiner eigenen Weise über die Zeit, in der Jesus in Israel lebte und wirkte. Die Evangelien gelten als eigene Literaturgattung. Danach kommt die Apostelgeschichte, die über die Verbreitung des christlichen Glaubens im römischen Reich berichtet. Es folgen dreizehn Briefe, die der Apostel Paulus an verschiedene Gemeinden schrieb. Er beantwortete Fragen, die von den Christen an ihn gerichtet wurden und er erklärte in seinen Briefen die Bedeutung des christlichen Glaubens und wie wir als Christen leben können und sollen. Weitere acht Brief, man nennt sie die katholischen Briefe, was nichts mit der katholischen Kirche zu tun hat. Katholisch kommt aus dem Griechischen und bedeutet "allgemein" oder "universell". Diese katholischen Briefe sind in der Art denen von Paulus ähnlich, aber sie wurden von anderen Leuten verfasst wie z.B. von Petrus und Johannes. Das letzte Buch oder die letzte Schrift ist die Offenbarung, ein prophetisches Buch, das die verfolgten Christen dazu ermutigen will, dass sie weiterhin Gott vertrauen, auch wenn es vielleicht so aussieht, wie wenn Gott abwesend wäre. Doch Gott wird seine Versprechen erfüllen und dafür sorgen, dass alle, die ihm Vertrauen, das Ziel erreichen werden. Die Texte des Neuen Testaments waren mit der Abfassung der Offenbarung um ca. 96 n. Chronik abgeschlossen. Entstanden sind die Schriften des Alten und Neuen Testament in einem Zeitraum von ca. 1'500 Jahren. Ungefähr 40 Autoren verfassten diese Schriften. Genau kann man das nicht sagen, weil sich die Schreiber nicht immer zu erkennen geben, z.B. kann man nicht mit Sicherheit sagen, wer das Buch Hiob oder den Hebräerbrief geschrieben hat. Diese Autoren lebten in unterschiedlichen Milieus und Kulturen. Da war Mose, der in Ägypten, die damals bestmögliche ägyptische Ausbildung bekommen hatte; Josua, ein erfolgreicher General; Salomo, ein einflussreicher König, Dichter und Weisheitslehrer; Amos, ein Hirte; Petrus, ein Fischer; Lukas war Arzt; Matthäus Zöllner und Paulus Rabbiner, um nur einige der Autoren zu nennen. Die Schriften wurden auf drei verschiedenen Kontinenten verfasst: Afrika, Asien und Europa. Eigentlich würde man erwarten, die einzelnen Schriften hätten relativ wenige miteinander zu tun. Man würde eine Sammlung verschiedener Schriften erwarten, die vielleicht im Entferntesten etwas miteinander zu tun haben. Das verblüffende ist jedoch, dass die biblischen Texte eine innere Einheit bilden. Sie beziehen sich gegenseitig aufeinander. Die meisten Schriften sind inhaltlich miteinander verbunden und vernetzt. Diese Struktur ist sehr modern, denn diese Texte sind miteinander verlinkt, wie wir das in dieser Grafik sehen können. Wer diese Verbindungen entdeckt, wird die Zusammenhänge immer besser verstehen und wird immer wieder mit Erstaunen feststellen, wie grossartig die Bibel ist. Wer sich mit den Texten der Bibel beschäftigt, wird die wesentlichen Lehren und Überzeugung, die vermittelt werden, verstehen. Man muss nicht Theologie studiert haben, um zu verstehen, was die Bibel sagt. Das Problem liegt also nicht darin, ob wir verstehen könnten, was die Bibel uns mitteilen will. Das Problem liegt bei uns, ob wir das akzeptieren wollen, was uns durch die Bibel mitgeteilt wird. Jedenfalls wirst du kein Buch finden, das so einzigartig, originell, vielfältig und aussagekräftig ist wie die Bibel. Das allein wäre Grund genug, die Bibel ernst zu nehmen. Also: Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie einzigartig ist! II. Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil es keine signifikanten Widersprüche gibt! Ein Todschlagargument gegen die Bibel, das wir auch von Roland gehört haben, ist die Behauptung, es gäbe viele, ja, unzählige Widersprüche. Wie soll man ein Buch ernst nehmen, wenn es sich inhaltlich selbst widerspricht? Das ist ein einleuchtendes Argument. Die Frage ist einfach, ob das wirklich stimmt. Wenn ich Leute zurückfrage, um welche Widersprüche es sich handeln würde, bekomme ich meistens keine konkrete Antwort. Oft ist es so, dass sie die Bibel noch nie gelesen haben und keine Vorstellung davon haben, wie sie aufgebaut ist und wie man biblische Texte interpretieren sollte. Sie behaupten das, ohne böse Absicht, weil sie das irgendwo gehört haben und darauf vertrauen, dass diese Information zutreffend ist. An einem Beispiel möchte ich einen solchen scheinbaren Widerspruch vorstellen und erklären, warum es sich nicht um einen Widerspruch handeln kann. Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Christen in Rom: "So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben." Römer 3, 28. Jakobus, vermutlich ein leiblicher Bruder von Jesus, schreibt hingegen: "So ist der Glaube, wenn er nicht Werke hat, tot in sich selber." Jakobus 2, 17. Das scheint ein offensichtlicher Widerspruch zu sein. Paulus setzt dem Glauben die Werke gegenüber und sagt: Nicht Werke, sondern der Glaube ist entscheidend. Werke haben mit Glauben nichts zu tun, könnte man sagen. Jakobus hingegen meint, dass der Glaube Werke hat, ansonsten sei es gar kein echter Glaube. Dieser scheinbare Widerspruch entsteht, wenn wir die Bibel wie eine Art Rezeptbuch oder wie eine Spruchsammlung verstehen und behandeln. So widerspricht der eine Spruch dem anderen Spruch. Die Bibel ist jedoch kein Rezeptbuch und auch keine Spruchsammlung, sondern ein Geschichts- und Lehrbuch. Es ist unseriös, einen Satz vom restlichen Text zu isolieren und somit den Zusammenhang, in dem etwas gesagt wird, und die literarische Form ausser Acht zu lassen. Man muss das Thema verstehen, das in einem Textabschnitt behandelt wird, denn nur so kann man verstehen, was der Autor wirklich sagen will. Bei unserem Beispiel muss folgendes beachtet werden. Paulus erklärt den Christen in Rom, was ein Mensch tun muss, damit er gerettet wird. Er spricht in diesem Zusammenhang auch von der Gerechtigkeit eines Menschen. Oder noch anders gesagt: Was muss ein Mensch tun, damit er sich mit Gott versöhnen kann? Muss er bestimmt Gesetze einhalten? Muss er bestimmte Werke vollbringen? Die Antwort des Paulus ist eindeutig: Nein - der Mensch kann sich mit Gott nur versöhnen, indem er ihm das Vertrauen schenkt, indem er vor Gott kapituliert. Die Rettung eines Menschen ist ein reines Geschenk von Gott und kann nicht mit religiösen Handlungen verdient werden. Jakobus hat ein anderes Thema. Er geht einen Schritt weiter. Er spricht über die Auswirkungen des Glaubens im Leben eines Christen. Wie lebt ein Christ nach der Versöhnung mit Gott? Jakobus erklärt dann ausführlich, dass diese Versöhnung mit Gott im Leben eines Christen Auswirkungen haben wird. Er nennt das Werke, aber das sind keine religiösen Werke, sondern veränderte Verhaltensweisen, die durch einen gelebten Glauben Ausdruck finden. Jakobus meint, wenn der Glaube an Jesus keine Auswirkungen hat, dann ist er nicht vorhanden, er ist tot in sich selbst. Oder mit einem anderen Beispiel. Wenn ich behaupte ich hätte unglaublich viel Geld, bezahle aber meine Miete nicht, dann kann etwas nicht stimmen. Wer behauptet er würde Jesus nachfolgen, aber im Leben des betreffenden hat das keine Auswirkungen, dann haben wir es mit einem geheuchelten Glauben zu tun. So sprechen Paulus und Jakobus über verschiedene Aspekte und sie widersprechen sich in keiner Weise. Paulus - was ich aufgrund anderer Aussagen aufzeigen könnte - würde Jakobus zu 100% zustimmen und Jakobus würde Paulus voll zustimmen. Wer die Bibel nicht wie eine Spruchsammlung behandelt, sondern sich die Mühe macht zu verstehen, was die Autoren erzählen und erklären, wird erleben, dass praktisch jeder scheinbare Widerspruch als ein Missverständnis entlarvt wird. Also: Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil es keine signifikanten Widersprüche gibt! III. Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil es keine signifikanten Fehler gibt! Oft wird gesagt, die Bibel sei voller Fehler. Wie könnte es anders sein, wenn sie von Menschen geschrieben wurde? Menschen machen Fehler! Eines kann ich schon mal festhalten: Wenn es in der Bibel Fehler gibt, dann sind es nicht Fehler, die die Kernaussagen der Bibel verändern würden. Tatsächlich gibt es Fehler, die meist in Zusammenhang mit der Überlieferung der Texte stehen. Die Bibel ist bekanntlich nicht vom Himmel gefallen. Die einzelnen Bücher und Briefe wurden immer wieder abgeschrieben und erst später zu einem Buch zusammengefügt. Diese verschiedenen Schriftdokumente können Abschreibfehler enthalten: fehlende Buchstaben, kleine Ergänzungen, die vom Abschreiber hinzugefügt wurden usw. Manche Dokumente sind in einem so schlechten Zustand, dass man sie nicht oder nur mit grossem Aufwand entziffern kann. Deshalb werden die überlieferten Texte genau angeschaut, untersucht, analysiert und archiviert. In der Theologie sprechen wir in diesem Zusammenhang von der Textkritik nicht zu verwechseln mit der Bibelkritik. Es gibt ein wissenschaftliches Institut, das sich nur mit solchen Fragen beschäftigt. Es ist das Institut für neutestamentliche Textforschung in Münster, das den griechischen Text des Neuen Testaments, Nestle-Aland, herausgibt. Hier ein kleines textkritisches Beispiel. Die Lutherbibel übersetzt Johannes 1, 18 so: "Niemand hat Gott je gesehen; der Eingeborene, der Gott ist..." Johannes 1, 18. Mit dem "Eingeborenen" oder wie wir gleich sehen "einzigen" ist Jesus gemeint. Die Neue Genfer Übersetzung schreibt: "Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist..." Johannes 1, 18. Nun könnte man meinen, dass das ein Fehler sei. Die eine Übersetzung spricht vom Sohn, die andere nicht. Keine von beiden ist falsch, sondern es gibt verschiedene Überlieferungen, verschiedene Dokumente und diese werden bei Nestle-Aland in einem textkritischen Apparat transparent gemacht. Diese gelb markierten Zeichen bezeichnen verschiedene Textdokumente. So kann ich nachschauen, welche Varianten es gibt. Und in diesem Fall gibt es die Variante mit Sohn und eine mit Gott. Es liegt in dem Sinn kein wirklicher Fehler vor und schon gar kein Fehler, der die Bedeutung dieser Aussage ändern würde. Auch das Alte Testament hat einen Textkritischen Apparat. So werden alle Texte der Bibel sehr genau und seriös wissenschaftlich untersucht und erforscht. Natürlich gebe ich jedem recht, der sagt, dass man vieles in der Bibel nicht gleich verstehen kann. Die Bibel ist tatsächlich ein Buch, dass mir zumutet, meinen Verstand zu gebrauche. Wer in der Bibel liest, sollte seinen Verstand in keinem Fall ausschalten. Wenn du einen Text noch nicht verstehst, muss das aber nicht heissen, dass der Inhalt des Textes falsch, voller Fehler oder widersprüchlich ist. Also: Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil es keine signifikanten Fehler gibt! IV. Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie überraschend ehrlich ist! Über die Ehrlichkeit der Berichte und Erzählungen in der Bibel bin ich immer wieder verblüfft und fasziniert. Man würde von einem religiösen Buch erwarten, dass die Helden der Erzählungen und Berichte wie z.B. Abraham, Mose, König David, Petrus, Markus und wie sie alle heissen, glorifiziert werden. Negative Verhaltensweisen würde die Glaubwürdigkeit dieser Leute und des Glaubens untergraben. Aber die Bibel berichtet offen über die Ecken und Kanten dieser Menschen. Da wird nichts schöngeredet. Es wird nicht verschwiegen, dass der grossartige und gottesfürchtige König David mit der Frau seines Nachbarn die Ehe brach. Das hätte man problemlos weglassen können. Doch Gott wollte uns offensichtlich nicht mit einer realitätsfremden Welt konfrontieren. Er wollte, dass die Wahrheit aufgeschrieben wird. Das echte Leben soll erzählt werden und keine Schönfärbereien. Dieser ehrliche Umgang mit der Geschichte weist unmissverständlich darauf hin, dass nicht der Mensch das Problem der Sünde lösen wird. Es geht in der Bibel um die Geschichte, die Gott in dieser gefallenen Schöpfung schreibt. Die Bibel berichtet darüber, wie Gott trotz uns unvollkommenen Menschen es schafft, seine Versprechen zu erfüllen und das Problem der Sünde zu lösen. Also: Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie überraschend ehrlich ist! Nun kommen wir zu einem letzten Grund, den ich heute erwähnen möchte. V. Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie die wichtigsten Fragen des Lebens beantwortet! Die Bibel beantwortet die wichtigsten Fragen des Lebens und das in einer gut verständlichen und logisch nachvollziehbaren Weise. Du musst selber entscheiden, ob du diese Antworten überzeugend findest. Wenn du dich gegen das entscheidest, was die Bibel erklärt, dann weisst du zumindest ganz genau, gegen was du dich entschieden hast. Und umgekehrt weisst du natürlich auch, für was du dich entschieden hast. Die Bibel beantwortet die Frage unserer Herkunft oder unserer Zugehörigkeit. Du bist kein Produkt des Zufalls, sondern eine Idee Gottes, ein von Gott geschaffenes Wesen. Das steht schon im ersten Abschnitt der Bibel: "Gott schuf die Menschen nach seinem Bild, als Gottes Ebenbild schuf er sie und schuf sie als Mann und als Frau." 1. Mose 1, 27. Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung. Gott hat uns Menschen durch die Ebenbildlichkeit mit ihm einen hohen Wert gegeben. Die Würde des Menschen besteht in seiner Zugehörigkeit zu Gott. Nachdem wir wissen, woher wir kommen, interessiert uns, wohin wir gehen werden. Was geschieht mit uns, wenn wir sterben? Wird dann alles zu Ende sein, d.h. werden wir ausgelöscht sein, wie wenn wir nie existiert hätten? Werden wir uns in einer Art Nirvana auflösen? Es fällt uns schwer, wenn wir ehrlich sind, uns vorzustellen, dass es nach dem Tod nicht mehr weitergehen wird. Natürlich können wir behaupten, mit dem Tod seien wir sozusagen ausgelöscht, doch unsere Gefühle oder was es auch immer sein mag, sagen uns etwas anderes. Warum das so ist, können wir im Buch Prediger im Alten Testament lesen, dort steht: "Gott hat hat die Ewigkeit in die Herzen der Menschen gelegt." Prediger 3, 11. Das ist ein Grund, warum uns die Frage beschäftigt, was nach dem Tod kommen wird. Nüchtern betrachtet bekommt unser Leben erst dann einen tieferen Sinn, wenn es ein anstrebenswertes Ziel im Jenseits gibt. Der Sinn einer Sache wird immer vom Ziel her bestimmt. Wer würde ein Haus bauen, wenn er von Anfang an wüsste, dass sowieso nie jemand darin wohnen wird? Die Bibel gibt uns Auskunft über das Ziel - ein grossartiges Ziel. Ein Ziel, das über das gegenwärtige Leben hinausreicht, denn jedes Ziel, das sich auf dieses Leben beschränkt, verliert mit dem Tod seine Bedeutung. Doch das Ziel, das über den Tod hinausweist, die neue Welt, in der es weder Leid, Krankheit, und Schmerzen geben wird, gibt uns Perspektive und Sinn für unser ganzes Sein. In jener neuen Welt werden wir unsere Persönlichkeit und Identität nicht verlieren. Wir werden Individuen bleiben, die einen - so sagt es die Bibel - Auferstehungskörper erhalten werden. Der Apostel Paulus freute sich enorm auf dieses Ziel, er schreibt den Christen in Philippi: "Eins aber tue ich: Ich lasse das, was hinter mir liegt, bewusst zurück, konzentriere mich völlig auf das, was vor mir liegt, und laufe mit ganzer Kraft dem Ziel entgegen, um den Siegespreis zu bekommen - den Preis, der in der Teilhabe an der himmlischen Welt besteht, zu der uns Gott durch Jesus Christus berufen hat." Philipper 3, 13-14. Und daraus folgt die Frage, wie wir in diese neue Welt kommen können. Können und sollen wir etwas tun, um dieses Ziel zu erreichen? Ja - wir können und sollen etwas tun. Paulus erwähnt es gegenüber den Philippern: Wir sollen mit Jesus Christus in Verbindung kommen, denn er wird uns an dieses Ziel bringen. Wer Jesus vertraut, der wird das Ziel erreichen. Als die Jünger Jesus fragten, wie sie dorthin kommen könnten, antwortete er ihnen: "Ich bin der Weg, ich bin die Wahrheit, und ich bin das Leben. Zum Vater kommt man nur durch mich." Johannes 14, 6. Zum Vater kommen, ist gleichbedeutend wie in die neue Welt kommen oder einfach gesagt: In den Himmel kommen. So beantwortet uns die Bibel die wichtigsten Fragen und das, was ich jetzt erklärt habe, ist nur eine Kurzfassung, da gäbe es auch noch weitere Aspekte und differenziertere Antworten. Natürlich werden diese Fragen in der Philosophie meist anders beantwortet, aber die Bibel gibt uns zu diesen Fragen plausible Antworten, die auch mit der realen Welt, in der wir leben, übereinstimmt. Also: Du könntest die Bibel ernst nehmen, weil sie die wichtigsten Fragen des Lebens beantwortet! Schlussgedanke Ich habe dir jetzt nur fünf Gründe genannt, warum du die Bibel ernster nehmen könntest. Ich könnte noch viele Punkte hinzufügen, aber ich finde, jeder einzelne Punkt wäre schon Grund dazu, die Bibel ernst zu nehmen und sich mit ihr zu beschäftigen! Wenn du das tun möchtest, dann nimm doch eine Bibel zur Hand. Nimm nicht die älteste, die du bei dir zu Hause vielleicht noch findest, sondern kaufe dir eine neuere Übersetzung, in einer für dich gut verständlichen Sprache. Du kannst mich anrufen, dann werde ich dich gerne beraten und dir auch vorschlagen, welche Abschnitte du zuerst lesen könntest. Beginnen könntest du mit einem Evangelium, also im Neuen Testament z.B. das Lukas- oder das Johannes-Evangelium. Sei dir bewusst, dass die Bibel ein Buch mit Sprengkraft ist. Jesus sagte einmal: "Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen." Matthäus 24, 35. Was Gott uns durch die Bibel mitteilt, das hat Ewigkeitswert und es schafft Neues in unserem Leben, deshalb schreibt der Apostel Petrus den Christen, die die Kraft dieser Botschaft erfahren haben: "Ihr seid von neuem geboren, und dieses neue Leben hat seinen Ursprung nicht in einem vergänglichen Samen, sondern in einem unvergänglichen, in dem lebendigen Wort Gottes, das für immer Bestand hat." 1. Petrus 1, 23. 20