Wie
lebe ich mit meiner Schuld?
Reihe: Versöhnung mit meiner
Vergangenheit (2/4)
Schriftlesung:
Gliederung
Einleitende Gedanken
Letzten Sonntag erklärte ich, dass wir durch den Glauben
an Jesus mit Gott total versöhnt sind. Gott versteht die Erlösung als etwas
umfassendes, deshalb kann Paulus den Korinthern sagen:
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Wir haben allen Grund, uns darüber zu freuen! Wir dürfen
diese Tatsache nicht durch irgendwelche Vorbehalte einschränken.
Damit ist aber nicht gesagt, dass mit einer Bekehrung alle
Probleme unseres Lebens gelöst werden.
Selbstverständlich werden Krankheiten, die erblich sind,
nicht einfach beseitigt. Prägungen, die ich durch meine Familie und Erziehung
mitbekommen habe, werden nicht einfach ausradiert. Die Familie und auch das
Land in dem ich lebe, behalten einen gewissen Einfluss auf mein Leben.
Doch bei all diesen Tatsachen dürfen wir eines nie
übersehen. Wenn wir zu Christus gehören, dann regeln wir alle diese Dinge auf
der Grundlage der totalen Versöhnung mit Gott.
Wie wir als Christen mit den Einflüssen umgehen sollen,
die uns immer noch Schwierigkeiten bereiten, weil wir eben noch nicht im Himmel
sind, darüber möchte ich mich in den nächsten drei Predigten beschäftigen.
Heute machen wir uns genauer Gedanken über Schuld. Schuld,
die ich selber zu verantworten habe: Wie leben ich mit meiner Schuld?
Das ist nämlich nicht immer so einfach. Selbst wenn die
Schuld von Gott vergeben ist, so ist das, was ich dadurch verursacht habe nicht
ungeschehen. Besonders schwierig wird es, wenn durch meine Schuld andere
Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wenn ich z.B. durch meine Schuld
meine Familie zerstört habe. Oder, wenn durch meine Schuld ein Mensch stirbt
oder für den Rest seines Lebens behindert ist. Oder, wenn jemand durch meine
Schuld wirtschaftlich ruiniert wurde. Wie lebe ich damit?
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1.
Schaden, den mir jemand zugefügt hat
(Opfer)
Missbrauch, Betrug, Mord, Verachtung usw.
2.
Schaden, den ich jemandem zugefügt habe
(Täter)
Ehebruch, Lüge, Betrug usw.
Heute beschäftigen wir uns mit der zweiten Art von Schuld,
nämlich die Schuld, die ich selber zu verantworten haben, da wo ich der Täter
bin.
Nächsten Sonntag beschäftigen wir uns mit der Schuld, bei
der ich das Opfer bin. Dort mit der Frage: Muss ich immer vergeben?
Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Korinther 5, 17
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Zunächst geht es einmal darum, dass ich meine Schuld
erkenne. Das ist gar nicht so selbstverständlich, denn wir sind sehr geübt unangenehme
Dinge zu verdrängen.
Der König David versuchte seine Schuld, die er durch den
Ehebruch mit Batseba und den Mord an ihrem Mann auf sich geladen hatte, zu verdrängen.
Er konnte damit leben, aber diese Verdrängung hinterliess Spuren. Rückblickend
sagt er:
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Wenn wir das tun, dann werden wir mit unserer
Vergangenheit keine Versöhungung finden. Unser Leben, wird wie bei David,
belastet sein.
Sogar als Christen können wir mit Sünde leben, ohne dabei
ein wirklich schlechtes Gewissen zu haben. Paulus schreibt den Christen in
Korinth etwas ganz Erstaunliches:
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Offensichtlich war nicht allen Christen in Korinth klar, dass
sie aufgrund der Versöhnung ihr Leben ändern sollten. Offensichtlich gibt es
Christen, die leben mehr oder weniger so weiter wie bisher. Entweder ist es
ihnen völlig egal, oder sie realisieren nicht, dass sie sündigen. Leider ist es
oft so, dass die Sünde uns erst dann stört, wenn sie uns offensichtlichen
Schaden zufügt.
So kann z.B. jemand stehlen und dabei kein besonders
schlechtes Gewissen haben, aber wenn er dann erwischt wird und sich zu
verantworten hat, dann bricht er zusammen. Plötzlich ist er zermürbt über seine
Sünde. So war es im Volk Israel. Sie fragten nicht nach Gott, lebten so, wie
sie es für richtig hielten, doch als es ihnen schlecht ging, riefen sie zu
Gott. Erst dann waren sie bereit zu erkennen, dass sie gesündigt haben.
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Bei diesem Verhalten ist doch die Frage berechtigt, ob sie
wirklich die Sünde bereuten, oder ob sie nicht viel mehr darüber frustriert
waren, dass sie nun in eine schwierige Situation gekommen sind.
Das wäre keine wirkliche Sündenerkenntnis. Im Grunde tut es
ihnen leid, dass es ihnen jetzt so schlecht geht. Sie sind über die Auswirkung
ihrer Sünde erschrocken. Ob sie wirklich begriffen haben, dass die Sünde zuerst
einmal etwas mit Gott und ihnen zu tun, ist nicht so klar. Gott beklagte diese
oberflächliche Erkenntnis.
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Sind wir uns dessen bewusst, wenn wir sündigen, dass wir
zunächst einmal Gott beleidigt haben? Wenn ich stehle, die Ehe breche, lüge und
betrüge, dann versündige ich mich zuerst gegenüber Gott.
Sind wir uns dessen bewusst, dass das wirklich Tragische an
der Sünde nicht die negativen Auswirkungen auf mein Leben hier sind, sondern
dass das Tragische an meiner Sünde ist, dass ich Gott beleidigt habe, dass ich
Gott enttäuscht habe.
König David wurde das klar, als er seine Schuld in der ganzen
Tragweite erkannte. Als er Busse tat, sagte er:
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Wenn ich Sünde wirklich beseitigen will, so, dass sie
tatsächlich in Ordnung kommt, muss ich begreifen, dass mein grösstes Problem
darin besteht, dass ich Gott beleidigt habe.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Richter 10, 10; Psalm 32, 3; Psalm 51, 5-6; Jesaja 59, 2; Jeremia 3, 10; Klagelieder 3, 39-40; Johannes 3, 20-21; 2. Korinther 12, 20-21; 1. Timotheus 5, 24; 1. Johannes 1, 6
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Wenn ich meine Sünde erkannt habe, dann gibt es – Gott sei
Dank! – die Möglichkeit, meine Sünde loszuwerden - Vergebung zu erfahren.
Das geschieht dadurch, dass ich meine Sünde bekenne.
Bekennen meint in diesem Zusammenhang nichts anderes, als dazu zu stehe, was
ich getan haben. Was Johannes diesbezüglich sagt, ist den meisten von uns
geläufig:
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Wenn wir Gott ohne Umschweife sagen, was wir falsch gemacht
haben, dann wird uns Gott vergeben. Es ist eigentlich so einfach, wenn uns da unser
Stolz nicht in die Quere kommen würde.
Ich sage Gott: Herr ich habe in der Migros seit Monaten
gestohlen, ich weiss, dass ich Dich dadurch beleidigt habe und ein schlechtes
Zeugnis für Dich war – es tut mir leid.
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„ Vergibt er uns unsere Sünden und reinigt uns von allem Unrecht, das wir begangen haben.“ (1.Johannes 1, 9)
Damit ist das Verhältnis zwischen Gott und mir geklärt. Er
hat mir meine Schuld vergeben. Das bedeutet jedoch nicht, dass er damit auch
alle unangenehmen Folgen für mich beseitigt. Eine zerstörte Familie wird
dadurch nicht einfach repariert.
Doch das Wichtigste hat Gott getan: Er hat mir vergeben
und ich werde für diese Sünde von ihm nicht mehr belangt werden. David sagt
nachdem ihm Gott seine riesige Schuld vergeben hat:
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Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Mose 32, 30; Psalm 25, 18; Psalm 32, 5; Psalm 51, 3-4; Psalm 79, 9; Jeremia 14, 7; Lukas 18, 13; Apostelgeschichte 8, 22; 1. Johannes 1, 9; 1. Johannes 2, 1-2
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Vergeben bedeutet nicht, dass ich der Verantwortung für das,
was ich verursacht habe, enthoben bin. Das wäre ein sehr billiges Verständnis
von Vergebung.
Wo es mir immer möglich ist, sollte ich ganz praktisch
Ordnung schaffen.
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„Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist.“ (Matthäus 3, 8)
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Für manche kann der schwierigste Teil in diesem Prozess
sein, die Vergebung anzunehmen. Da sagen Christen manchmal, ja Gott vergibt
mir, aber ich kann mir nicht vergeben. Das ist richtig, wir können uns nicht
vergeben. Präzieser müssten sie sagen, ich kann die Vergebung nicht annehmen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass mir eine so Schuld vergeben wird.
Bis heute kann ich nicht begreifen, dass ich eine solche
Sünde begehen konnte. Es ist die unversöhnliche Haltung gegenüber sich selbst.
Das führt dazu, dass keine wirkliche Versöhnung geschieht,
sondern das ganze Leben von der Last dieser Sünde gezeichnet bleibt.
Im Grunde ist das Unglaube. Ich nehme etwas nicht an, was
mir Gott geschenkt hat. Ich lehne im tiefsten Herzen die Vergebung ab. Ich
traue Gott nicht zu, dass er eine so grosse Sünde vergibt. Das ist wie ein
Teufelskreis, denn Unglaube ist eben auch eine Sünde. Durch die Ablehung der
Vergebung sündige ich erneut.
Es gibt nur eine angemessene Antwort auf die unverdiente
Vergebung: Dankbarkeit.
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„Denn ich werde ihnen alles Unrecht vergeben und werde nie mehr an ihre Sünden denken.“ (Hebräer 8, 12)
Unsere Reaktion sollte nicht Unglaube sein, sondern
Dankbarkeit. Jedesmal wenn mich die Gedanken an meine schreckliche Sünde
quälen, kann ich sagen. Es ist unglaublich, was ich da getan habe und ich kann
Dir Gott nicht genug dafür danken, dass Du mir vergeben hast.
Möglich gemacht hat das Jesus durch sein Sterben am Kreuz:
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Es ist wirklich grossartig, wie Gott uns die Möglichkeit
gibt unser Leben von einer neuen Basis aus zu gestalten. Israel hatte er das
schon versprochen:
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Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 32, 1-2; Jesaja 1, 18; Micha 7, 18-19; Matthäus 3, 8; Johannes 8, 34-36; Epheser 1, 7; Hebräer 8, 12
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Als Letztes geht es darum, dass ich aus meiner Schuld
lerne, dass ich daran wachse und reifer werde.
Einerseits wachse ich dadurch, dass ich mein Leben an
diesem Punkt ändere. So wie Jesus der Frau sagte, die sie vor ihn schleppten
und sie steinigen wollten. Jesus hatte ihr vergeben, aber er sagte:
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Das ist also das Eine. Wir passen auf, dass wir diese
Sünde nicht wiederholen.
Andererseits machen uns solche Erfahrung barmherzig. Wir
können nicht mehr vom hohen Ross herunterschauen, auf die ohnmächtigen
Christen, die ihr Leben nicht im Griff haben.
Nein, wir sind selber tief gefallen. Unsere Sünde hat uns
dermassen gedemütigt. Nun sind wir auch barmherziger gegenüber den Christen,
die in ähnliche Situationen gekommen sind. Wir werden dann nicht überheblich
sein, sondern hilfsbereit, so wie es Paulus den Galatern empfiehlt:
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Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 51, 12-14; Jesaja 44, 22; Matthäus 3, 8; 6, 14-15; Lukas 11, 4; Johannes 8, 7-11; 2. Korinther 2, 5-8; Galater 6, 1-2, 1. Petrus 2, 25
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Mit unserer Schuld, die wir zu verantworten haben, können
wir leben, wenn wir sie erkennen, bekennen, annehmen und daran wachsen. So
geschieht Versöhnung mit meiner Vergangenheit.
Eigentlich sollten wir gar nicht sündigen, wie Johannes
sagt:
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Je radikaler und konsequenter wir zu Jesus kommen und unsere
Schuld bekennen, je befreiter und desto versöhnter werden wir leben. Jesus
selbst sagt:
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Bibelstellen zum Nachschlagen: Hos.7, 14-15; Sprüche 28, 13; 1. Johannes 2, 1-2; 1. Petrus 2, 25
Amen