Das Geheimnis der Liebe und Freundschaft

Gedanken anlässlich des Valentinstags

 

 

I.    Liebe verschenkt sich!

II.      Liebe ist behutsam

III.     Liebe ist sensibel

 


Einleitende Gedanken

Wenn ein Ehepaar über 50 Jahre zusammenbleibt, wird das oft als ein erstaunliches und aussergewöhnliches Ereignis angesehen. Das Paar scheint aus einer anderen Welt zu sein. Wie kann man nur so lange zusammenbleiben und dabei glücklich sein? In verschiedenen Artikeln und Reportagen wird erklärt, dass der Mensch für eine so lange und treue Beziehung gar nicht geschaffen sei.

Dementsprechend gibt es auch viele Sprüche über die Ehe wie z.B.:

„Ehe, das ist zwei Jahre Glut und zwanzig Jahre Asche.“[1]

Oder ein andere fragt:

"Wann sind die Flitterwochen zu Ende?" Antwort: "Wenn der Mann nicht mehr beim Abwasch hilft, sondern ihn alleine macht."

Natürlich sind solche Sprüche nicht so ernst gemeint und doch wissen wir alle, dass es in Ehen sehr schwierig werden kann. Das sehen wir bei vielen Ehen, die auseinanderbrechen oder daran, dass man aus Angst vor einer möglichen Scheidung gar nicht erst heiratet, sondern ohne Trauschein zusammenlebt.

Auch die Jünger von Jesus hatten grosse Bedenken, ob es wirklich möglich sei, dass ein Ehepaar über Jahre zusammenbleiben kann, ob man das aushalten kann. Als Jesus seinen Jüngern erklärte, dass man sich von seinem Ehepartner nicht scheiden sollte, waren sie schockiert und sie

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antworteten Jesus:

„Wenn es zwischen Mann und Frau so steht, ist es besser, gar nicht zu heiraten!“ Matthäus 19, 10.

Doch so schlimm steht es um die Ehen auch nicht. Viele Ehepaare leben gerne zusammen, sind glücklich und wollen zusammenbleiben. Sie wissen auch, dass es das reine Glück nicht gibt und dass Glück auch nicht das Einzige ist, was eine Ehe wertvoll macht. In jeder Beziehung gibt es auch Höhen und Tiefen.

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Timothy + Kathy Keller berichten in ihrem Buch mit dem Titel «Ehe» über eine Studie, die besagt, dass sich 61-62% der Ehepaare als sehr glücklich einstufen.

Ferner machen sie auf eine Langzeitstudie aufmerksam, die ein erstaunliches Ergebnis hervorbrachte. Zwei Drittel der unglücklichen Ehen finden innerhalb von fünf Jahren zu ihrem Glück zurück, wenn sie in dieser Zeit zusammengeblieben waren.[2]

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Letzten Freitag berichtete 20Minuten[3] über eine aktuelle Studie, die zeigt, dass die aktuelle Pandemie Schweizer Paare zusammenschweisst. Die Befürchtung war, die Paare würden durch den engen Kontakt, weil man durch die Corona Massnahmen mehr, länger und intensiver zusammenlebt, es zu Streit und Auseinandersetzungen führt, die die Paare auseinanderbrechen liesse.

Die Studie hat nun gezeigt, dass sieben von zehn Paaren in der Schweiz in ihrer Beziehung gefestigter als je zuvor seien.

Knapp 80% der Männer und 74% der Frauen gaben an, sich während Corona bewusst auf die guten Seiten des Partners konzentriert zu haben.

Sechs von zehn Befragten sollen in dieser Zeit sogar neue positive Eigenschaften beim Gegenüber entdeckt haben, welche sie nun schätzen.

Und ganz wichtig: Die Pandemie habe Paare toleranter gemacht! Die Hälfte der Probanden gaben an, die bekannten Macken ihrer Liebsten jetzt als weniger bedeutend zu gewichten.

Das sind doch ausserordentlich erfreuliche Entwicklungen!

Es ist nicht unerreichbar in einer Ehe glücklich zu sein und ich möchte euch nun anlässlich des Valentinstages einige Gedanken weitergeben, die, so hoffe ich, hilfreich sein können.

Alle Paare, die ich bis heute trauen durfte, heirateten, weil sie sich liebten und glücklich bleiben wollten.

Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir von Liebe sprechen? Ist Liebe etwas, das mich einfach mitreisst und ich keine Kontrolle darüber habe? So kennen wir es aus vielen Geschichten, die verfilmt wurden. Liebe begegnet uns da oft als eine Art selbständiger Trieb, dem ein Mensch kaum etwas entgegenhalten kann und – so die Botschaft in vielen Filmen – man sollte sich gegen diese Liebe auch nicht wehren. Man sollte sie gewähren lassen.

In der Praxis kann sich das dann so zeigen, dass ich von der Liebe plötzlich überrascht werde. Plötzlich entbrennen meine Lieben gegenüber einer anderen Frau. Was kann ich schon dafür, wenn das geschieht? Ist es nicht gar unmenschlich, dagegen anzukämpfen? Soll  und kann ich mich diesem starken Gefühl widersetzen, das Mash in ihrem eingängigen Lied mit einem Stromstoss vergleichen. Sie besingen diese Liebe so:

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„Ewigi Liebi, das wünsch ich dir. Ewigi Liebi, das wünsch ich mir. Ewigi Liebi, nume für üs zwöi. Ewigi Liebi, füehl mich bi dir deheim.“

Genau diese ewige Liebe wünschen wir uns. Und wenn die Liebe in der einen Beziehung zu verblassen scheint, hoffen wir, sie in der nächsten Beziehung zu finden.

Doch die Liebe, von der Mash singt, ist gar nicht ewig, denn in der letzten Strophe singen sie:

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„Ich weiss, Liebi chunnt und gaht, wine Cherze schmelzt sie wäg, ja wines Lied, hört sie eifach uf, oder sie haut eifach ab. Niemer seit, es sigi liecht, es isch es einzigs Gäh und Näh, sgit kei Verlürer oder Gwünner, i däm Würfelspiil.“

Die Liebe als Würfelspiel! Ich bin ihr ausgeliefert, sie kommt und geht, wie es ihr gefällt. Sie kontrolliert und manipuliert meine Beziehungen. Im Endeffekt trage ich dafür keine Verantwortung, denn ich bin das Opfer in diesem Würfelspiel. Wenn ich zu einer anderen Frau gehe, zu der meine Liebe scheinbar entbrannt ist, dann ist der Würfel eben gefallen. Was kann ich dafür!

Aber ist das wirklich Liebe? Wird hier nicht Liebe als ein Synonym für unsere Triebe verwendet? Halten wir uns mit dieser Einstellung nicht alle Wege zu einem verantwortungslosen, ja und ich wage es zu sagen, lieblosen Lebensstil offen? Beschönigen wir damit nicht die Verletzungen, die wir verursachen, wenn wir unserem Partner untreu werden?

Liebe, die diesen Namen wirklich verdient, manipuliert uns nicht.  Wahre Liebe ist verlässlich und verantwortungsvoll. Wahre Liebe kennt schöne Gefühle, aber wahre Liebe in einer Ehe ist zuerst einmal ein Versprechen, dem Taten folgen. Timthy + Kathy Keller sagen in Bezug auf die Eheschliessung:

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Eine Trauung ist nicht dazu da, die Liebesgefühle zu feiern, die man füreinander empfindet. Davon können wir ausgehen, dass sie vorhanden sind. Vielmehr geht es darum, dass der Bund der Liebe geschlossen wird.

Wir treten vor Gott und versprechen, dass wir heute, morgen übermorgen und in alle Zukunft unserem Ehepartner mit Liebe und Treue begegnen wollen, unabhängig, wie unsere inneren Gefühle oder äusseren Umstände sein werden.

Wie diese Liebe sich in schwierigen Zeiten verhält, veranschaulichen sie mit folgender Geschichte von Odysseus.

Als Odysseus mit seinem Schiff zur Insel der Sirenen kam, wusste er, dass er wahnsinnig würde, wenn er die Stimmen der Frauen auf den Felsen hörte. Er wusste auch, dass dieser Wahnsinn wieder vorübergehen würde, sobald er ausser Hörweite war. Er wollte nicht in einem Zustand vorübergehenden Wahnsinns etwas tun, was ihm sein Leben lang leidtun würde, und so verstopfte er die Ohren seiner Matrosen mit Wachs, liess sich von ihnen an den Mast binden und wies sie strikt an, das Schiff auf Kurs zu halten, egal, was er schreien würde.[4]

Wer seinen Ehepartner liebt, übernimmt die Verantwortung dafür, ihm unter allen Umständen treu zu bleiben – das ist Liebe!

Liebe übernimmt die Verantwortung für das Versprechen, das man seinem Ehepartner gegeben hat. Auf dieser Basis kann echte Liebe gedeihen, denn wenn das beide ernst nehmen, braucht keiner Angst zu haben, der andere könnte ihn verlassen. Auf dieser Basis kann Liebe gedeihen und wachsen.

Ich möchte euch auf den – in meinen Augen – wichtigsten Aspekt der Liebe aufmerksam machen.

I.               

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Liebe verschenkt sich!

Liebe schaut nicht zuerst auf sich selbst, sondern Liebe schaut auf sein Gegenüber. Die Kernfrage eines liebenden Menschen ist nicht, welchen Nutzen mein Partner für mich hat und wie glücklich er mich macht. Das Beste Vorbild für diese selbstlose Liebe gibt uns Gott selbst. Jesus sagte das so:

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„Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ Johannes 3, 16.

Gott hat sich durch seinen Sohn an uns verschenkt. Gott überlegte nicht, ob wir ihm nützlich sein könnten. Er schaute nicht darauf, ob wir gut genug für ihn seien. Das wären wir nämlich nicht. Nein! Gott verschenkte sich an uns, indem er seinen Sohn für uns opferte.

Liebe verschenkt sich. Das ist das Grundprinzip echter Liebe. Christen sollten sich an dieser Liebe orientieren. Wie Paulus den Christen in Ephesus schreibt:

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„Euer ganzes Leben soll von der Liebe bestimmt sein. Denkt daran, wie Christus uns geliebt und sein Leben für uns gegeben hat, als eine Opfergabe, an der Gott Gefallen hatte.“ Epheser 5, 2.

Das ist die Liebe, die uns als Vorbild dienen sollte. Die Kernfrage dieser Liebe in einer Ehe lautet: Wie kann ich meinen Partner glücklich machen, an was würde er sich freuen?

Mit anderen Worten: Liebe verschenkt sich. Wenn ich einen Menschen liebe, dann bedeutet das, dass ich mich diesem Menschen verschenke.

Wenn ich mich verschenke, dann lasse ich es zu, dass ich mich von meinem Partner entdecken lasse. Er darf wissen, wer ich bin und was mich beschäftigt. Er darf mich, bildlich gesprochen, wie ein Geschenk auspacken. Er darf wissen, mit wem er es zu tun hat.

Das ist auch etwas, was Gott gegenüber uns tut. Jesus sagte einmal seinen Jüngern:

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„Ich nenne euch Freunde und nicht mehr Diener. Denn ein Diener weiss nicht, was sein Herr tut; ich aber habe euch alles mitgeteilt, was ich von meinem Vater gehört habe.“ Johannes 15, 15.

Ehepaare sind Freunde und sie sollten sich vor ihrem Partner nicht bedeckt halten.

Offenheit und Transparenz sind wichtig in einer Ehe, die von dieser Liebe geprägt ist. Wenn ich mich verschenke, bin ich bereit, mich meinem Partner gegenüber zu öffnen.

Noch ein Aspekt, der zum Tragen kommt, wenn ich mich meinem Partner verschenke. Ich schenke ihm meine Aufmerksamkeit.

Die Bibel nennt das Dienen und Jesus ging, wie könnte es anders sein, mit gutem Beispiel voran. Beim letzten Abendmahl wusch er seinen Jüngern die Füsse und sagte ihnen:

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„Wenn nun ich, der Herr und der Meister, euch die Füsse gewaschen habe, sollt auch ihr einander die Füsse waschen.“ Johannes 13, 14.

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Ihr sollte euch nicht die Köpfe, sondern die Füsse waschen! Ein andermal sagte er:

„Wer unter euch gross werden will, soll den anderen dienen.“ Matthäus 20, 26.

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Und Paulus lehrte die Christen dieses Prinzip mit einem einfachen Satz.

„Jeder soll auch auf das Wohl der anderen bedacht sein, nicht nur auf das eigene Wohl.“ Philipper 2, 4.

Eigentlich gilt das für alle Christen in einer christlichen Gemeinschaft, aber es gilt insbesondere auch für Ehepaare.

Robertson McQuilkin war Präsident des Columbia Bible College. Unter seiner Leitung gewann das College einen guten Ruf. Plötzlich wurde bei seiner Frau die Diagnose Alzheimer bestätigt. Seine Frau, die ihm auf dem Missionfeld und im College treu zur Seite stand, konnte nicht einmal mehr die Namen der vier Evangelien nennen. Jetzt stand er vor einer Entscheidung: Sollte er seine Lehrtätigkeit und die Präsidentschaft beibehalten, was viele von ihm erwarteten, oder sich allein um seine Frau kümmern? Er trat als Präsident zurück, gab sämtliche Ämter auf und pflegte seine Gattin in ihrem geistigen und körperlichen Verfall. "Schliesslich hat sie mich fast vierzig Jahre lang mit bewundernswerter Ergebenheit umsorgt; jetzt war ich an der Reihe. Und was war sie für ein Partner! Wenn ich sie vierzig Jahre pflegen müsste, stände ich immer noch in ihrer Schuld." (fest und treu, 3/2003)

Natürlich muss man sich das leisten können, aber dieses Beispiel zeigt, wie sich Liebe verhält, die sich verschenkt. Liebe ist eben kein Würfelspiel. Johannes sagt:

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„Meine Kinder, unsere Liebe darf sich nicht in Worten und schönen Reden erschöpfen; sie muss sich durch unser Tun als echt und wahr erweisen.“ 1. Johannes 3, 18.

Wie weit der Dienst an einem Menschen gehen kann, an den ich mich verschenke, schrieb Paulus in Bezug auf die Männer sehr deutlich:

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„Ihr Männer, liebt eure Frauen so, wie Christus die Gemeinde geliebt hat! Er hat sein Leben für sie gegeben.“ Epheser 5, 25.

Das ist doch sehr erstaunlich! Wie kann man da auf die Idee kommen, dass im christlichen Glauben die Frauen nicht gewürdigt werden!

II.           

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Liebe ist behutsam!

Bei einem Geschenk gibt es auch einen Empfänger. Jemand, der dieses Geschenk entgegennimmt. Deshalb ist es wichtig, wenn ich auf Partnersuche bin, ich mir die Frage stelle, ob das jemand ist, an den ich mich verschenken möchte.

Claire, die auf Partnersuche war, sagte:

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„Ich hatte bis dahin immer gedacht:
Hey, der gefällt mir! Bei David dachte ich: Hey, das ist ein Mann, dem ich folgen könnte!“[5]

Oder anders gesagt. An diesen Mann würde ich mich verschenken. Ihm würde ich zutrauen, dass er sorgsam mit mir umgeht.

Der Empfänger trägt eine grosse Verantwortung für das Geschenk und er sollte dieses Geschenk so annehmen, wie es ist. Man sollte dieses Geschenkt nicht sofort verändern wollen, denn dann sollte man es lieber nicht annehmen.

Es gibt nämlich kein perfektes Geschenk, denn ich selbst, der mich an meinen Partner verschenke, bin ja auch nicht perfekt.

Sirach Isaac Newton (1643-1727), soll gesagt haben:

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"Die glücklichste Frau ist nicht diejenige, die den besten Mann geheiratet hat, sondern diejenige, die das Beste aus dem Mann gemacht hat, den sie geheiratet hat."

Das möchte ich bezweifeln, ob eine Frau wirklich glücklich wird, wenn sie ihren Mann zurechtgestutzt hat. Glücklich können Männer und Frauen sein, die gelernt haben, den anderen so anzunehmen, wie er eben ist.

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Toleranz im besten Sinn des Wortes ist für eine Ehe von grösster Wichtigkeit und in meinen Augen ist Toleranz auch ein wichtiger Aspekt der Liebe.

Das bedeutet nicht, dass man sich nicht ändern könnte und sollte, und es bedeutet nicht, dass man seinem Partner nicht mal einen Änderungswunsch mitteilen kann.

Aber wer einen anderen Menschen zu einer Änderung zwingen will, der wird mit diesem Unternehmen meist scheitern. Sind wir ehrlich, dann müssen wir uns eingestehen, so ist es bei den meisten von uns – dass wir erst dann zu grossen und echten Veränderungen breit sind, wenn wir uns angenommen und geliebt wissen. Angenommensein und Liebe geben uns den nötigen Freiraum zu echten Veränderungen.

Beachten wir den Rat des Paulus:

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„Ehrt Gott, indem ihr einander annehmt, wie Christus euch angenommen hat.“ Römer 15, 7.

Würde Jesus einen hohen Massstab an uns anlegen, bevor er uns annimmt, dann wäre kaum jemand von uns ein Kind Gottes geworden. Jesus hat uns angenommen, trotz all unserer Stärken und Schwächen. Er liebt uns trotz unserer Stärken und Schwächen.

Zweitens geht ein Mensch, der sich verschenkt, ein hohes Risiko ein. Sein Vertrauen und seine Liebe könnte missbraucht werden. Der Empfänger dieses grossartigen Geschenkes ist jedoch verpflichtet, dem Geschenk Sorge zu tragen. Die Männer werden in dieser Beziehung einmal mehr speziell ermahnt.

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„Seid rücksichtsvoll zu euren Frauen! Bedenkt, dass sie der schwächere Teil sind. Achtet und ehrt sie; denn sie haben mit euch am ewigen Leben teil, das Gott schenkt.“ 1. Petrus 3, 7.

Mit «schwächer» ist die körperliche Kraft gemeint. Oder an alle gerichtet heisst das:

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„Haltet in derselben Gesinnung zusammen und habt Mitgefühl füreinander! Liebt euch gegenseitig als Brüder und Schwestern! Seid gütig und zuvorkommend zueinander!“ 1. Petrus 3, 8.

Wenn sich ein Mensch an mich verschenkt, wird er nicht zu meinem Besitz, über den ich nun verfügen könnte. Weder Ehepartner, Kinder noch sonst irgendjemanden werden wir besitzen können. Menschen sind immer Leihgaben, mit denen wir sorgsam umgehen müssen. Eigentümer ist und bleibt Gott selbst. Deshalb leben wir so, dass wir das, was wir tun, vor Gott verantworten können. Dieses Prinzip formuliert der Apostel Paulus

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so:

„Alles, was ihr tut, tut von Herzen, als etwas, das ihr für den Herrn tut und nicht für Menschen.“ Kolosser 3, 23.

Das gilt für jede Beziehung, jeder sollte in der Verantwortung vor Gott seine Beziehungen gestalten.

III.       

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Liebe ist sensibel!

Paulus wandte das Prinzip des gegenseitigen Verschenkens sogar auf die körperliche Beziehung in der Ehe an. Er fordert die Ehepaare dazu auf, sich dem intimen Verkehr nicht zu entziehen. Er schrieb:

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„Keiner von euch darf sich seinem Ehepartner entziehen, es sei denn, ihr beschliesst gemeinsam, eine zeitlang auf den ehelichen Verkehr zu verzichten, um euch ganz auf das Gebet zu konzentrieren.“ 1. Korinther 7, 5.

Für Paulus gab es also nur eine Ausnahme: Wenn sich jemand zum Gebet zurückziehen wollte. Und weiter sagte er:

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„Aber danach sollt ihr wieder zusammenkommen; sonst könnte euch der Satan in Versuchung bringen, weil es euch schwer fallen würde, euer sexuelles Verlangen zu kontrollieren.“ 1. Korinther 7, 5.

Paulus hält nichts davon, wenn Ehepaare diese Form der Gemeinschaft nicht mehr pflegen. Das erachtet er als zu gefährlich, denn er befürchtet, dass wir durch den sexuellen Entzug in einer Ehe in die Gefahr kommen könnten, im Internet auf Pornoseiten Ersatz zu suchen oder die Ehe zu brechen. Das ist Sünde und das sollte einfach nicht geschehen!

Natürlich kann das nicht so verstanden werden, dass man seinen Partner jederzeit nach Lust und Laune auffordern könnte, zu tun, was man gerade tun möchte und der andere muss einfach mitmachen. Das wäre ein Missbrauch dieser Aussage des Paulus.

Wichtig ist hingegen, dass sich christliche Paare körperlich nicht entfremden, sondern dass sie diesen sensiblen, intimen und verletzlichen Bereich in der Ehe ausleben.

Interessant ist nun, dass Paulus gerade in diesem sensiblen Bereich das Prinzip des Verschenkens so deutlich formuliert:

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„Nicht die Frau verfügt über ihren Körper, sondern der Mann, und ebenso verfügt nicht der Mann über seinen Körper, sondern die Frau.“ 1. Korinther 7, 4.

Hier ist das gegenseitige Verschenken offensichtlich. Paulus fordert die Ehepaare auf, im sexuellen Bereich sich zu verschenken. Damit bekommt der Beschenkte eine grosse Verantwortung mit diesem Geschenk respektvoll und sorgsam umzugehen.

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Schlussgedanke

Echte Liebe verschenkt sich. Echte Liebe in einer Ehe ist ein Bund, den zwei miteinander schliessen.

Es ist das Versprechen heute, morgen übermorgen und in alle Zukunft dem Ehepartner mit Liebe und in Treue zu begegnen, unabhängig davon, wie unsere Gefühle oder äusseren Umstände sein werden.

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Ich möchte euch noch ein besonderes Ehebuch empfehlen, das ich nebst dem Buch «EHE» von Timothy + Kathy Keller zu einem der besten Ehebücher zähle. Es ist von John M. Gottman: Die 7 Geheimnisse der glücklichen Ehe. Ein hervorragendes Buch.

Vergessen wir nie, dass wir in der Bibel die Kernaussagen finden, die uns zu einer glücklichen Ehe helfen, wenn wir sie ernst nehmen und praktizieren.

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Orientieren wir uns, wenn es um die Liebe geht, nicht an dem, was uns heute als Liebe verkauft wird, sondern halten wir uns an die Liebe, die uns Gott vor Augen geführt hat. Paulus fordert uns auf:

„Bleibt niemand etwas schuldig! Was ihr einander jedoch immer schuldet, ist Liebe.“ Römer 13, 8.

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[1] In dir steckt mehr als du denkst, S.119.

[2] Timothy + Kathy Keller: Ehe (Brunnen 2014), S.23.

[3] 20Min: Singles sehnen sich dank Corona nach Pärli-Lifestyle (12.02.2021)

[4] Timothy und Kathy Keller: Ehe (Brunnen, 2014), S.85-86.

[5] Joshua Harris: Frosch trifft Prinzessin, S. 68.